BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 70

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soren, als Schülerinnen/Schüler und als Lehrer darüber nachdenken, wie wir miteinan­der Zeit verbringen. Das ist das eigentliche Thema!

Jetzt wird jeder fragen: Und was hat das mit der Kultur zu tun? – Ja, sehr viel! Denn der Umgang mit der Zeit, die Frage nach der Zeit, auch nach der Arbeitszeit ist ein we­sentliches Thema, das mit Kultur zu tun hat. Ich glaube, wenn wir heute effizienter wer­den wollen, dann müssen wir auf diesem Thema ein Stück draufbleiben und uns fra­gen, wie wir, auch was unser Bildungssystem betrifft, europaweit nicht nur vernetzter sind, nicht nur Partnerschaften haben, sondern auch miteinander vergleichbarer sind. Da ist, wenn man das europaweit vergleicht, de facto klar, dass hier Arbeitszeiten und Schulzeiten ein Stück anders ausschauen.

Da sage ich immer – ohne irgendjemandem einen Vorwurf zu machen –, es muss uns einfach klar sein, dass wir in einer gewissen begrifflichen Welt leben, in dieser auch sehr stark verhaftet sind und oft leider Gottes alles, was mit Schule zu tun hat, immer nur stark in „Schule, Schule, Schule!“ sehen, mit Noten, mit Zeugnissen und, und, und, und viel zu wenig als eigentliches Kulturerfordernis! Die Frau Bundesminister hat in ihrem Vorwort zum Kulturbericht geschrieben, dass wir nicht nur die Kultur, sondern auch die Schule als Teil der Kultur, als wesentlichen Kulturteil ansehen, als „Lebens­mittel“ ansehen. Wenn wir das für uns innerlich einmal begreifen, dann werden wir mit manchen Themen, die wir meines Erachtens viel zu oberflächlich anschauen, anders umgehen.

Einen zweiten Punkt, der für mich tagesaktuell ganz wichtig ist, möchte ich hier anspre­chen. Wenn ich effizient sein will, wenn ich Qualität haben will, dann muss ich mich auch evaluieren, und dann muss ich mich von außen – nicht von innen, sondern von außen! – evaluieren lassen. Da gibt es gewisse Standards, und ich glaube, dass die PISA-Studie ein geeignetes Instrument ist. Ich habe mich in meinen eigenen pädagogi­schen und religionspädagogischen Arbeiten – vor meiner politischen Zeit, möchte ich dazusagen – selbst lange damit beschäftigt, und ich muss ehrlich sagen: Das ist ein sehr vernünftiger, guter Weg, den man hier geht!

Ich bitte wirklich alle Beteiligten, dies nicht zur Seite zu schieben (Bundesrat Konecny: Und nicht zu boykottieren!), sondern sich zu überlegen, dass eine Effizienz – richtig, eine Effizienz, du sagst es – nur zustande kommen kann, wenn ich bereit bin, mich einer Evaluation auszusetzen. Ich glaube, man trifft hier das falsche Instrument, wenn man an gewissen Dingen Kritik üben will. – Das ist der eine Punkt. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Der zweite Punkt ist heute auch schon angesprochen worden. Es wird sehr viel – und darüber bin ich sehr froh – von Benchmarks gesprochen. Wenn man sich diese Strate­gische Jahresplanung genauer anschaut, dann wird auch einiges gesagt, was hier in dem Land auch schon gut läuft. Vorschulbildung – bitte, was haben wir die letzten Male hier besprochen, worüber haben wir lange philosophiert: Was wird von der derzeitigen Regierung gemacht? – Ja, bitte, warum, glauben Sie, gibt es denn eine Milliarde mehr fürs Bildungsbudget? Weil hier doch einige Maßnahmen ganz klar gesetzt werden! Warum ist auch die Vorschulbildung wichtig? – Es ist heute angesprochen worden: wegen der Sprachbildung.

Dann steht in diesem Strategischen Papier ganz interessant drinnen: Die Herausforde­rung ist gerade diesbezüglich für Schulen dort groß, wo sprachliche und kulturelle Un­terschiede groß sind. – Das wissen wir alle, nicht nur die, die in Wien sind, sondern auch wir, die wir in Graz sind: Im urbanen Gebiet ist es so, dass wir dort schon multi­kulti, multireligiös sind. Ich sage jetzt wirklich: Gott sei Dank, ich bin froh darüber!

Ich glaube, es liegt an uns Politikerinnen und Politikern, die nötigen Rahmenbedingun­gen dafür zu schaffen, dass dieses interkulturelle und interreligiöse Leben stattfinden


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