Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 105

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Liebe Freunde! Wenn Sie diese Strategie weiterverfolgen, dann frage ich mich, wo das hinführen wird.

Die EU-Kommission hat dann am 28. März 1994 – um wieder in der Chronologie fortzufahren – die Forderungen Deutschlands – da muß ich vorweg sagen, daß Deutschland schon unter dem sehr verantwortungsvollen Gesundheitsminister Seehofer gefordert hat, daß wirklich restriktive, rigorose und kontrollierbare Maßnahmen gegen die Seuche Rinderwahnsinn ergriffen werden – zurückgewiesen. Sie wurden vom Tisch gewischt, und man hat in der EU-Kommission gesagt, weiter reichende Maßnahmen im Kampf gegen die BSE seien überhaupt nicht notwendig. Noch im März 1994 hat man das gesagt. Am 17. Februar 1995 sagte der EU-Kommissär Marcelino Oreja, die Besorgnisse über Rindfleischimporte aus Großbritannien seien völlig unberechtigt. (Abg. Haigermoser: Wann war das?) Am 17. Februar 1995.

Am 17. August 1995 sind die ersten Daten in Österreich über die Statistik der Creutzfeldt-Jakobschen Krankheit veröffentlicht worden. Da hat man festgestellt, daß in den Jahren 1969 bis 1984 0,15 Krankheitsfälle pro Million Einwohner in Österreich registriert wurden, zehn Jahre darauf bereits 400 Prozent mehr und im Jahr 1995 bereits 800 Prozent mehr. Dieser deutliche Anstieg ist signifikant und steht in direktem Zusammenhang mit der Möglichkeit der Übertragbarkeit vom Tier auf den Menschen. Wenn Sie das heute noch nicht einsehen wollen, wenn Sie es erst in fünf oder zehn Jahren einsehen, dann wird es zu spät sein, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir müssen schon jetzt Schritte dagegen unternehmen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Als im Oktober vergangenen Jahres in Großbritannien wieder ein Rinderbauer erkrankt ist, sollte das von der britischen Regierung vertuscht werden. Der "Daily Mail" hat ein Fax aufgefangen oder zugespielt bekommen, und es hat sich herausgestellt, daß die Forscher des Regierungsausschusses, die draufgekommen sind, daß wieder ein Rinderbauer an dieser Creutzfeldt-Jakobschen Krankheit erkrankt ist, ein Fax irrtümlich an die falsche Adresse geschickt haben. Nur dadurch ist das an die Öffentlichkeit gekommen. Es ist dann auch von Regierungssprechern, weil sie nicht mehr anders konnten, bestätigt worden. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Ein anderer bekannter Wissenschafter aus Großbritannien, Professor Tomlinson, ein namhafter Neuropathologe, hat in einem BBC-Interview gesagt: Ich habe meine Meinung geändert. Bisher war ich der Meinung, daß eine Übertragbarkeit vom Rind auf den Menschen als unwahrscheinlich gilt. Jetzt halte ich das für höchst wahrscheinlich, und die Indizien sprechen dafür, daß der Zusammenhang gegeben ist. – Ein namhafter Wissenschafter hat also seine Meinung geändert. Daraufhin sagte sofort die britische Regierung, er habe keine Beweise in der Hand, das sei völlig unlogisch, was er da erzählt, man brauche sich keine Sorgen zu machen.

Genauso macht es die EU, genauso macht es jetzt auch schon die WHO und beschwichtigt, und wir bekommen immer mehr möglicherweise infizierte Rinder auf den österreichischen Markt. Wer weiß – das hat Kollege Wabl schon gesagt –, ob nicht die Rinder über Osteuropa auf dubiosen Umwegen von Großbritannien mit anderem Stempel nach Österreich kommen. Niemand kann mir erzählen – auch nicht die Bundesministerin Krammer –, es komme kein britisches Rindfleisch nach Österreich. Das kann die Bundesministerin Krammer höchstens ihrer Großmutter erzählen, in Österreich wird ihr das sicher niemand mehr glauben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Heuer ändert sich plötzlich die Meinung. Es hat am 15. Dezember noch der Bundesrat in der Bundesrepublik Deutschland einstimmig den Importstopp von britischem Rindfleisch gefordert. Diese Forderung wurde von der EU abgelehnt. Am 21. März heurigen Jahres, also erst einen Monat ist es her, sind wieder drei Creutzfeldt-Jakobsche Erkrankungen bei britischen Rinderbauern bekannt geworden, und jetzt räumt die britische Regierung unter dem Druck der Wissenschaft und der Forscher ein, daß es einen Zusammenhang geben kann. Jetzt kommt es zu einer großen Rinderwahnsinn-Hysterie in Europa. Jetzt ist der Fall eingetreten, den unsere Bauern nicht verdient haben: Jetzt sind die Preise im Keller, jetzt ist nichts mehr anzubringen, jetzt weiß man nicht mehr, wohin mit dem Rindfleisch.


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