Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 475

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wichtig scheint mir auch, daß sich im wesentlichen nur die Hälfte des Hochschulpersonals in einem pragmatisierten "Zustand" befindet. Wir brauchen für zirka 50 Prozent des Hochschulpersonals diese Möglichkeit – für Mobilität, für Schwerpunktsetzung et cetera.

Das wären im wesentlichen die Punkte für die Personalreform, wobei ich dazusagen möchte – und das hängt mit der Studienreform zusammen –, daß bezüglich der Weiterentwicklung der Hochschuldidaktik und auch bezüglich des ganzen Prüfungs- und Kontrollwesens gravierende Nachholbedürfnisse bestehen. Hier wäre meines Erachtens die Wissenschaft selbst aufgerufen, entsprechende Modelle und Entwicklungen vorzulegen.

Damit zu meinem letzten Punkt, Herr Bundesminister, zu der auch von Kollegen Stippel angesprochenen Studienreform. Ich meine, daß auch hier sehr viel schiefgelaufen ist. Es war meines Erachtens ein Fehler, am Beginn dieser Diskussion den Geisteswissenschaften durch die Ankündigung von Sechs-Semester-Studien das Gefühl zu geben, daß ihr Studium abgewertet wird. Meines Erachtens war es auch ein Fehler, die Flanke aufzumachen und damit die Vergleichbarkeit, den internationalen Standard im Vergleich bei den geisteswissenschaftlichen Studien in Frage zu stellen.

Ich halte es auch für zumindest äußerst diskussionswürdig, die Kombinationspflicht von zwei Studien in der Form aufzulösen, als ob es in Hinkunft nur ein Studienfach gäbe. Meines Erachtens ist es wichtig, daß auch vom System her das Koppeln von zwei, meinetwegen auch drei Studien ermöglicht wird.

Es gibt also schon Punkte, wo ich meine, daß die Diskussion falsch gelaufen ist. Aber ich hoffe, daß die vielen Emotionen, die dieses Gesetz an den Universitäten hervorgerufen haben, durch eine intensive und sachliche Diskussion abgelöst werden. Bei einigen Punkten wäre es meines Erachtens wichtig, daß sie weiterverfolgt werden.

Erstens: Ich halte es für richtig, daß die Studienpläne und die wesentlichen Normen für die Gestaltung des Studiums nicht durch Studiengesetze, nicht durch Studienverordnungen des Ministeriums, sondern von den Studienkommissionen an den Universitäten erstellt werden. Das ist ein ganz wesentlicher Fortschritt. Ich halte es für richtig, daß diejenigen, die das Fachwissen haben, tatsächlich die Gestaltung der Studien auch im normativen Bereich festlegen. Das ist eine wesentliche Sache und deckt sich natürlich auch mit den Bestrebungen des Ausbaus der Autonomie.

Ich halte es auch für positiv, daß auf diese Art und Weise ein Wettbewerb zwischen den Universitäten stattfindet. Ich habe auch überhaupt nichts dagegen, wenn es auch in den Kernbereichen der Studien unterschiedliche Regelungen zwischen den Universitäten gibt. Es stört mich überhaupt nicht, wenn zum Beispiel das Studium in Innsbruck in einem Fach anders organisiert wird, mit im großen und ganzen anderen Schwerpunkten als in Salzburg oder Wien. Und es soll sozusagen das Ergebnis, das Produkt, der Output dieses Studiums dann der Maßstab dafür sein, welche Universität besser ist. Ich halte das für überhaupt keinen Nachteil. Ich würde sogar noch weiter gehen als Sie in Ihrem Entwurf und es auch im Kernbereich durchaus zulassen, daß es da gravierende Unterschiede gibt.

Ich halte es auch für richtig, daß die Höchststundenanzahl – überhaupt diese ganze "Stundenhuberei" – in unserem Hochschulrecht massiv eingeschränkt wird. Es hat überhaupt keinen Sinn, im Studium weiß Gott wie viele Stunden vorzuschreiben, ohne wirklich klar zu strukturieren, was in diesen Stunden passiert, was vor den Stunden und was nach den Stunden passiert. Man kann das durchaus drastisch reduzieren und auch sozusagen viel breitere Bänder auf den Bereich legen, anstatt da je nach Forschungsinteressen einfach zahllose Vorlesungen, Seminare und so weiter aneinanderzureihen und vorzuschreiben.

Ich meine: Ziel der Studienreform muß eine solide Grundausbildung sein, die gar nicht alle Facetten eines Faches ausleuchtet, sondern die Studenten in die Lage versetzt, sich im weiteren Leben wissenschaftlich in Berufsfelder einzuarbeiten und fortzubilden. Das muß der zentralste Punkt einer Studienreform sein. (Beifall beim Liberalen Forum.)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite