Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 206

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ihren diesbezüglichen Vorstellungen tatsächlich nachkommen. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Amon. )

Ein bißchen etwas verspreche ich mir von den Auslandseinsätzen des Heeres. Der Österreicher hat auch im Zusammenhang mit der Landesverteidigung seine Mentalität in den letzten Jahrzehnten – vielleicht noch länger – nicht geändert. Man braucht nur die Literatur Conrad von Hötzendorfs aus der Jahrhundertwende und etwas danach nachzulesen. Man glaubt sich in die Zeit der Budgetdebatten in unserem Jahrzehnt da im Parlament versetzt, wenn man zur Kenntnis nimmt, worum es im Reichsrat, im selben Haus damals, gegangen ist: Auch um die Probleme der Rekrutenkontingente, auch um die Probleme der Ausrüstung, der Bewaffnung, der Remonten. Unter diesem Ausdruck, den heute keiner mehr kennt, verbergen sich die Pferde, denn damals waren ja die Pferde das Um und Auf für die Truppe, als Reittiere und als Zugtiere. Das war so zum Verzweifeln, daß Conrad von Hötzendorf zurückgetreten ist, wenn ich es richtig in Erinnerung habe zweimal sogar: aus Protest.

Büßen mußten das mit ihrem Blut und ihrem Leben die österreichischen Soldaten im damals ausbrechenden Ersten Weltkrieg. Da war es zu spät. Alle anderen waren überlegen, die haben weniger gespart, die Russen, die Italiener. Die haben die schwere Artillerie gehabt, die die Österreicher produzieren haben können, aber sich nicht angeschafft haben, nach dem Motto: "Verkauft's mei G'wand, ich fahr in' Himmel! Es wird nicht so arg sein, wir brauchen das alles eh nicht!" Es werden immer die anderen die Kastanien aus dem Feuer holen.

Aber neben der Mentalität: Es wird schon nicht so arg werden, alles auf die leichte Schulter nehmen! hat der Österreicher noch eine zweite Nationaleigenschaft: Er möchte nur ja nicht, daß der Ausländer auf ihn herunterschaut. Er hat immer die Angst: Was wird das Ausland sagen? Er möchte Musterschüler sein. Das merkt man ja auch im Zusammenhang mit der Europäischen Union immer wieder.

Jetzt wissen die österreichischen Verantwortlichen sehr wohl, daß das Auslassen der Österreicher beim Somalia-Einsatz, weil sie die Ausrüstung nicht gehabt hätten – tatsächlich auch nicht gehabt haben –, uns heute noch außenpolitisch, international, bei der UNO et cetera schwer nachhängt. Es wird nur nicht zugegeben; aber es ist so.

Wir sind ein zweites Mal blamiert gewesen, als es in Richtung Bosnien gegangen ist, denn da haben die dort Verantwortlichen gleich gesagt: Mit diesen Stahlhelmen braucht ihr uns nicht zu kommen! Ohne die Splitterschutzwesten braucht ihr uns nicht zu kommen! Ohne die zusätzlich gepanzerten LKW braucht ihr uns nicht zu kommen! – Und blitzartig war das alles da. Der Stahlhelm, den man angeblich keinem Österreicher zumuten kann, weder zum Aufsetzen noch zum Anschauen, denn er erinnert so sehr an den Stahlhelm der Deutschen Wehrmacht; mittlerweile trägt ihn aber die ganze Welt, und die Amerikaner und ähnliche erzeugen ihn. Die Splitterschutzweste, sie mußte angeschafft werden, um viel Geld. Die Fahrzeuge, sie mußten zusätzlich gepanzert werden.

Ich gehe davon aus, daß man den internationalen Druck in der Richtung erkennen wird können, daß man vielleicht Günstiges für das Heer daraus ableiten kann. Man wird sich nicht blamieren wollen als Österreicher. Ich verlasse mich darauf. Und man wird aus dieser Sicht bei zunehmender Tendenz zu internationalen Einsätzen vielleicht das Heer entsprechend profitieren sehen können. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

1.25

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Das Wort hat nunmehr Herr Abgeordneter Ing. Tychtl. – Bitte.

1.25

Abgeordneter Ing. Gerald Tychtl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Hohes Haus! Zwei Dinge treffen immer bei der Verhandlung dieses Budgetkapitels zu: Es wird beinahe immer zur Geisterstunde, um Mitternacht abgehandelt, und es geht immer ums Geld. Und wenn ich dazu Stellung nehmen soll, dann tue ich dies


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