Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 428

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sehr geschätzte Damen und Herren! Ich komme schon zum Schluß. Wenn ich zu Beginn meiner Ausführungen von erforderlichen Strukturveränderungen gesprochen habe, so meine ich damit, daß schulische Strukturen in Hinkunft noch demokratischer, weniger hierarchisch und daher noch autonomer gestaltet werden sollten. Die sozialdemokratische Fraktion dieses Hauses überlegt und diskutiert mit großer Intensität derartige Strukturverbesserungen, seien es Strukturverbesserungen im Schuleingangsbereich, wo ja wirklich die Entscheidung für lebenslanges Lernen grundgelegt wird, wo der Zugang zur Bildung, der Zugang zur Informationsbeschaffung grundgelegt wird, wo Leistungsverhalten aufgebaut werden kann, oder seien es Strukturveränderungen im Bereich der Schulbuchaktion, der Unterrichtsmaterialien, im Bereich der Leistungsbeurteilung – das ist auch schon angesprochen worden – oder im Bereich der Lehreraus- und -weiterbildung, der Lehrlingsausbildung, um nur einige besondere Maßnahmen anzusprechen.

Ich erlaube mir zum Schluß, die Einladung an alle Fraktionen im Hause auszusprechen, mit uns diese Strukturveränderungen zu diskutieren und – wie ich schon gesagt habe – die Herausforderung, auch mit den vorhandenen Mitteln die Schule so zu gestalten, daß sie weiterhin eine gute Schule für unsere Kinder ist, anzunehmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.23

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. – Bitte.

13.23

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Verehrte Frau Bundesminister! Wenn man der Gerüchtebörse im Haus folgt, dann gelten Sie, verehrte Frau Bundesminister, als eine fleißige und auch gehorsame Sparzielerreicherin, die mit Tiroler Konsequenz samt alemannischem Einschlag und weitreichender Sachkompetenz ans Werk geht. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Vorgaben, die Sie nach einem Pensionistenwahlkampf hatten, wo Jugend und Bildungsaspekte nicht einmal sekundäre Bedeutung erlangten, waren und sind nicht einfach. Samt dem, im internationalen Vergleich gesehen, zur Bedeutungslosigkeit abgerutschten einstigen vorbildhaften österreichischen Schulsystem, verbunden mit einem Imagetiefstand der Lehrerschaft und einer nicht länger zu leugnenden gähnenden Leere im Staatssäckel, ergibt sich für die bildungspolitischen Aspekte der Zukunft – und für Sie natürlich – eine sehr schlechte Ausgangslage.

Die attestierte Sachkompetenz, die Ihre Lehrer und in der Folge einmal der Wähler beurteilen mögen, hat für mich in den Gesprächen im Budgetausschuß jedenfalls eine Schwachstelle, verehrte Frau Bundesministerin, und das ist die Leibesübung. Sie ahnen weitgehend nicht, wie sich das Sparpaket auf den Schulsportunterricht auswirken wird. Sie haben auch wenig Vorstellungen von der Turnunterrichtrealität und dem katastrophalen Zustand unserer Schuljugend in körperlicher Hinsicht. Sie haben, wie ich mich überzeugen konnte, wenig Informationen bezüglich der Auswirkung der Schulautonomie, was die Schulsportanlagen betrifft, wobei hier eine existentielle Situation für viele Vereine gegeben ist, wie ich noch ausführen darf.

Frau Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! "In den Ländern der dritten und vierten Welt hängt das Überleben von der Versorgung mit Nahrung ab. In den Industriestaaten hängt ein menschenwürdiges Überleben von der Bewältigung der Freizeit ab." – Das wissen uns Vordenker des Club of Rome zu berichten.

Im jüngsten Bericht des Institutes für Familienforschung vom Boltzmann-Institut erfahren wir: "Die Freizeit ist den Jungen wichtiger als die Familiengründung. 58 Prozent der 18- bis 29jährigen Männer geben Sport, Hobbys und Urlaubsreisen zu mehr als 60 Prozent als ihre Priorität an, und erst an dritter Stelle folgt Familiengründung."

Ein weiterer Aspekt: Von "Sicher leben" erfahren wir, daß die Freizeitunfallkosten im Jahr 50 Milliarden Schilling betragen sollen. Der Sport hat einen hohen Anteil an diesem Bereich, der Hauptgrund hiefür ist das unvorbereitete Zugehen auf sportliches Tun. Die fehlende


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite