Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 115

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sonal lag. So waren etwa die Belegschaften aller fünf Erfolgsunternehmen gewerkschaftlich organisiert, alle waren am Gewinn der Unternehmungen oder dem Produktivitätsfortschritt ihrer Abteilungen beteiligt." – Meine Damen und Herren! Es gibt also schon auch Strategien, die in Zukunft umzusetzen wären.

Eine Langzeitstudie deutscher Unternehmen der Universität Hannover zeigt: Erfolgreiche Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitern im Durchschnitt höhere Löhne als andere Unternehmen in der Vergleichsgruppe.

Nun noch einige Sätze zu den Lohnnebenkosten, die heute schon sehr strapaziert wurden. Ich möchte nicht mehr über die Höhe diskutieren; das ist ja bekannt. Die Dienstgeber haben Sozialabgaben und Steuern von der Lohnsumme in der Höhe von etwa 32 Prozent zu entrichten; werden dann noch die Urlaube, Krankenstände, Feiertage dazugerechnet, kommt man auf 66 Prozent. Nur wenn Urlaubs- und Weihnachtsgeld als Lohnnebenkosten – was ja falsch ist – gerechnet werden, würde sich diese Zahl auf 96 Prozent erhöhen. Aber entscheidend, meine Damen und Herren – das sollte hier nochmals gesagt werden –, sind nicht die Lohnnebenkosten, sondern die gesamten Arbeitskosten bezogen auf die Produktivität, nämlich die Lohnstückkosten, und diesbezüglich hat Österreich sehr gute Werte. Zwischen 1980 und 1990 hat sich Österreichs Position bei den Lohnstückkosten gegenüber den Handelspartnern jährlich um 0,7 Prozent verbessert. Nur in den letzten Jahren stieg sie geringfügig stärker als in vergleichbaren Ländern.

Die Produktivität in Österreich stieg in den letzten 15 Jahren mit Abstand stärker als bei unseren Handelspartnern. Auch der "Exportweltmeister" Deutschland hat 25 Prozent höhere Arbeitskosten als Österreich und ist in bezug auf die Produktivität bereits hinter Österreich zurückgefallen. Das heißt, Deutschland hat höhere Lohnstückkosten als Österreich.

Ich kann im Detail nicht mehr auf alles eingehen, aber eines möchte ich gerade in diesem Zusammenhang doch noch hervorstreichen: Die Personalkosten machen einen immer geringer werdenden Anteil der Gesamtkosten aus.

Meine Damen und Herren! Da heute so viel über die Lohnnebenkosten gesprochen wurde: Schauen Sie sich einmal an, wie hoch die Personalkosten insgesamt sind: Inklusive der Lohnnebenkosten liegen sie nur mehr zwischen 15 und 35 Prozent; die Tendenz ist fallend.

Sie von den Freiheitlichen sprechen hier immer von Lohnnebenkosten, und wir alle wissen, daß speziell in der Industrie – es mag schon sein, daß in manchen Dienstleistungsbereichen der Lohnkostenanteil höher ist – in weiten Bereichen und auch im Gewerbe der Lohnkostenanteil sinkt, und zwar auf 15 bis 35 Prozent. In der so exportorientierten Sägeindustrie lag er bei nur mehr 12,9 Prozent, im Nicht-Eisen-Metallindustrie, also in den Buntmetallbereichen und so weiter nur mehr bei 14 Prozent.

Einige Kollegen und ich waren gestern bei einer Betriebsbesichtigung bei BMW in Steyr. Wissen Sie, wie hoch dort der Lohnkostenanteil ist? – 9 Prozent! Aber hier reden Sie immer davon, die Lohnnebenkosten zu senken. – In Wirklichkeit sind diese ein verschwindend kleiner Anteil. Daher sollte man da auch bei der Wahrheit bleiben!

Meine Damen und Herren! Wettbewerbsfähig sein – darum geht es ja letztendlich – ist das Ergebnis einer Vielzahl komplexer Faktoren, und diese sind nicht gleichbedeutend mit Arbeitskosten. Sechs der derzeit führenden Unternehmensberater haben in einer gemeinsamen Arbeit die für sie wichtigsten 16 Standortfaktoren bewertet. Die entscheidenden Faktoren sind unter anderem: qualifizierte Arbeitskräfte, hohe Bildung, technisches Wissen, hohe Produktivität, effizientes Management und eine gut ausgebaute Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur. Österreich Stärken liegen in der guten Qualifikation und Motivation der Beschäftigten, in sozialem Frieden und in hoher Lebensqualität und Sicherheit!

Lassen Sie mich abschließend nochmals das "WirtschaftsBlatt" zitieren, in dem Werner Vontobel schreibt: "Die Wirtschaft ist nicht so wie sie ist: Sie ist so, wie man denkt, daß es sei. Wenn alle überzeugt sind, daß die Börsenkurse steigen, dann steigen sie. Wenn jedermann


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