Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 169

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frühestens Ende des Jahres, aber eher zu Beginn des kommenden Jahres 1996 zu erwarten seien, da die Personalberatungsfirma Zeit brauche, um diverse Unterlagen fertigzustellen. – Bis jetzt noch nichts Außergewöhnliches.

Aber die erste Überraschung kam ein paar Tage später, nämlich am 21. Dezember, als – man muß sich das ein wenig zu Gemüte führen – an diesem Bundesrealgymnasium Tulln bereits inoffiziell eine Qualifikation der Kandidaten verkündet wurde und – das ist ja wirklich das, was dem Faß den Boden ausschlägt – die Liste der drei Bestgereihten bereits schriftlich angeschlagen wurde! Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Personalberatungsfirma ihre Beratungen ja noch lange nicht abgeschlossen hatte. (Abg. Dr. Höchtl: Eine schaurige Geschichte!) Eine schaurige Geschichte! (Abg. Haigermoser: Eine Moritat!)

Diese Reihung wurde natürlich auf Anfrage beim Herrn Präsidenten Stricker als absolut unzulässig abgetan, aber das Kuriose, das weiter folgt, ist, daß genau diese Reihung exakt der endgültigen entspricht.

Meine Damen und Herren! Jetzt frage ich Sie: Ist das Zufall, ist das höhere Gewalt oder Schicksal, oder sind da doch irgendwelche Kriterien im Spiel, die offensichtlich stärker sind als die Objektivierung?

Tatsächlich war es dann so, daß Anfang dieses Jahres die Personalberatungsfirma ihre Arbeit abgeschlossen hat und genau zu diesem Ergebnis gekommen ist, wie es schon Ende des vorigen Jahres, also noch vor Abschluß der Tätigkeit, öffentlich publiziert wurde.

Noch ein interessantes Detail: Von diesen drei Kandidaten sind zwei, nämlich jene, die die Qualifikation "besonders geeignet" erhalten haben – und das ist auch nicht besonders verwunderlich –, gestandene ÖAAB-Männer. Auch das mag vielleicht ein Zufall sein, höheres Schicksal, ein Wink, man weiß es nicht. Jedenfalls ist es auffallend, und es wird erlaubt sein, dies hier auch anzumerken.

Wie ist das nun? Ist hier tatsächlich eine Objektivierung gegeben? Ist es bloßer Zufall, daß es genau immer jene Leute trifft, die politisch die richtige Farbe haben und die politisch besetzte Positionen einnehmen sollen? (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es gibt noch jede Menge solcher Beispiele, aber aufgrund der Knappheit der Zeit beschränke ich mich auf das eine doch sehr signifikante.

Frau Bundesministerin! Noch eines zu dieser Geschichte: Sie haben im Ausschuß davon gesprochen, daß die Welt bei der Bestellung von Schuldirektoren an sich in Ordnung ist, und sind von dem Beispiel des kleinen Dorfes ausgegangen. Sie haben ein hübsches, wirklich liebliches Bild gezeichnet, wo man froh ist, daß man einen gestandenen Schuldirektor hat, der seine Sache gut macht. Das sei nicht in Abrede gestellt, aber das, Frau Bundesministerin und meine sehr geehrten Damen und Herren, ist wirklich nicht der Regelfall. Ganz anders sieht es im städtischen und großstädtischen Raum aus.

Das Bild der Schulrealität, wie man es vielleicht in einem Heimatfilm der fünfziger Jahre finden kann, entspricht wirklich nicht der heutigen Realität, und ich bitte Sie, Frau Bundesministerin: Lösen Sie sich in Ihrer Sichtweise vom dörflichen Idyll! Die Verhältnisse im österreichischen Schulwesen und die parteipolitische Einflußnahme und Machtausübung, die darüber läuft, die unweigerlich natürlich zu einer Demotivation der Lehrer und aller davon Betroffenen führt, ist wirklich alles andere als eine Idylle. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Zwei Worte noch zu den Anträgen des Liberalen Forums. Wir befürworten die Vorlage eines Schulberichtes, weil auch wir es für notwendig und durchaus wünschenswert halten, gerade angesichts der laufenden Einsparungen im Schul- und Bildungsbereich, daß ein umfassender Schulbericht vorgelegt wird.

Betreffend den Antrag auf finanzielle Gleichstellung der sonstigen Privatschulen möchte ich sagen, daß wir den durch die Übernahme der Personalkosten entstehenden Mehraufwand an


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