Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 83

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so nach dem Motto, die Betriebsräte sind arme Tschapperl; da haben Sie zuerst den Nürnberger zitiert ... (Abg. Dr. Stummvoll: Nein! Nein!) Ja, ja. Zuerst sagte Stummvoll: Der Herr Nürnberger hat ein Modell ... – und dann heißt es: die sich ohne Gewerkschaft nicht durchsetzen können. – Ich gebe es Ihnen dann zum Nachlesen. – Aus dieser Haltung spricht meines Erachtens eine unglaubliche Bevormundung – um nicht zu sagen: Arroganz – von Gewerkschaftsfunktionären. (Abg. Dr. Stummvoll: Ja!)

Nun bringe ich Ihnen ein Beispiel (Abg. Dr. Stummvoll: Wir schätzen die Betriebsräte!), wir kommen zum Thema BMW, ein Paradebeispiel: Sie werden wissen, was sich bei BMW abgespielt hat, als man großartig gesagt hatte, die Investition sei davon abhängig, ob man den 50prozentigen Überstundenzuschlag streicht oder nicht. Wir wissen, wie diese Forderung des Unternehmers zustande gekommen ist. Erst als der Einfluß von Industriellenvereinigung, Bundeswirtschaftskammer nicht mehr vorhanden war, konnten zwischen der Unternehmensleitung, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft vernünftige Gespräche geführt werden. Jeder Punkt und Beistrich wurde beim BMW-Modell mit der Gewerkschaft ausverhandelt. Wir sind zu einem intelligenten Arbeitszeitmodell für BMW gekommen, Herr Dr. Stummvoll, das für viele andere Unternehmen richtungweisend sein könnte – unter Mitwirkung der Gewerkschaft wurde das ausverhandelt!

Ich möchte daher wissen, wie Sie aufgrund dessen der Gewerkschaft unterstellen können, da irgend etwas zu blockieren, nicht vernünftig zu sein oder ähnliches.

Das Modell bietet als Vorteil für den Betrieb: längere Laufzeit, sogar Samstags-Arbeitsschicht ist möglich – und dann kommt das, was ich immer gesagt habe, nämlich Flexibilisierung muß ein Gegenverkehr und darf keine Einbahnstraße sein –, und als Vorteil für den Arbeitnehmer: generell mehr Freizeit und länger zusammenhängende Blöcke. Insgesamt werden mehr Arbeitsplätze geschaffen, weil durch die Einführung der zusätzlichen Schicht, die das Modell ermöglicht, da man am Samstag arbeiten kann, mehr Arbeitskräfte benötigt werden. Und all das, für dessen Abschaffung Sie waren, zum Beispiel Überstundenzuschläge, konnte aufrechterhalten werden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Dr. Stummvoll: Nur ein Zwischenruf! BMW ist nicht der klassische österreichische Klein- und Mittelbetrieb!) Ich komme noch darauf zu sprechen. Ich könnte Ihnen noch zig andere Beispiele nennen.

Es gibt zwei Unterschiede zwischen uns, Herr Dr. Stummvoll (Abg. Dr. Khol: Gott sei Dank!) – Gott sei Dank, ich bin eh froh! Herr Dr. Stummvoll! Sie sind Vertreter einer Organisation, die sich auf die Pflichtmitgliedschaft berufen kann, und weil Sie jetzt sehen, daß Sie, da die überwiegende Mehrheit – 80, 85, 90 Prozent – der Arbeitnehmer die Zustimmung gibt, die Arbeiterkammer nicht schwächen können, gehen Sie halt auf die Gewerkschaften los. Ich werde Ihnen Ihre wahre Haltung gegenüber den Gewerkschaften noch in Erinnerung rufen.

Der Unterschied ist, daß wir als Gewerkschafter uns jeden Tag aufs neue behaupten müssen, Mitglieder werben müssen, weil die Mitgliedschaft bei uns auf freiwilliger Basis erfolgt. (Abg. Dr. Stummvoll: Ich war 25 Jahre in einem freien Verband!)

Das zweite, das ich Ihnen sage, Herr Dr. Stummvoll: Die Betriebsräte sind Mitglieder der Gewerkschaft! Bei uns sind die Betriebsräte Funktionäre der Gewerkschaft.

Ich sage Ihnen noch etwas, was uns zwei unterscheidet – Sie können dann sagen: Der Nürnberger ist überheblich!, aber das ist ein wirklicher Unterscheidungsgrund –: Ich habe schon gesagt, daß Sie der höchste Angestellte einer Organisation mit Pflichtmitgliedschaft sind. Und wenn der Nürnberger acht Jahre lang seine Betriebsräte, die Teil der Gewerkschaft sind, als Tschapperl betrachtet hätte, sie bevormundet hätte, sie ihm Arroganz vorgeworfen hätten, dann wäre er nach acht Jahren Tätigkeit nicht mit einem Wahlergebnis von 98 Prozent bestätigt worden! Die Zahlen sprechen für sich! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Khol: Gratuliere!)

Herr Dr. Stummvoll! Ich sage Ihnen folgendes mit aller Deutlichkeit: Sie haben schon einmal in einem "NEWS"-Interview leise anklingen lassen, man müsse die Gewerkschaft in Arbeitszeitfragen ausschalten. Vor einigen Monaten hat es eine Presseaussendung gegeben – ich


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