Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 31. Sitzung / Seite 23

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der Höhe von 1,6 Milliarden Schilling, und gerade in dieser Zeit bestimmen Notendruck und Schulangst den schulischen Alltag.

Es ist für mich wirklich verwunderlich, wie Sie, sehr geehrte Frau Ministerin, das Parlament als PR-Organisation verwenden, vermutlich, um vergessen zu lassen, daß sich Ihre Ankündigungen in diesem sogenannten Reformpaket leider nicht wiederfinden.

Es ist auch der Begriff "Reformpaket" schlichtweg falsch: Reformen kann ich in diesem Paket nicht erkennen. Darin zeigt sich leider die Handschrift von Strukturbewahrern, aber Reformwille ist nicht erkennbar. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren der SPÖ! Wenn Sie dieses Paket mittragen, dann kann ich Sie in zukünftigen Bildungsdiskussionen leider nicht mehr ernst nehmen. Für uns Liberale hat Bildung nämlich einen zentralen Stellenwert, für uns Liberale ist Bildung der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und letztendlich ein Baustein für den kulturellen, den sozialen und den wirtschaftlichen Wohlstand einer Gesellschaft.

Um dafür die besten Voraussetzungen zu schaffen, brauchen wir eine wirklich autonome Schule, eine demokratisch verfaßte Schule, in der sich eben alle Schüler und Schülerinnen unter den besten pädagogischen Voraussetzungen, unter Einbeziehung der sozialen Komponente und im Rahmen von Weltoffenheit, von Vielfalt und Selbstbestimmung auch tatsächlich bestmöglich entfalten können. Daher muß die Schule allen uneingeschränkt offenstehen, auch den Minderheiten, auch den Behinderten. Das Recht auf eine unteilbare und uneingeschränkte Integration stellt für uns Liberale eine Frage der Menschenrechte dar! (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

Durch die Bestimmungen, die Sie mit diesem Entwurf vorlegen, bleibt Integration im Bereich der Sekundarstufe I ein Gnadenakt, den Sie nach Möglichkeit gewähren können, wenn verschiedene kleinkarierte Rahmenbedingungen erfüllt werden.

Wir Liberale stehen für eine gemeinsame Schule für alle Schüler – zumindest in der Grundausbildung –, in der alle Schüler ihren individuellen Möglichkeiten entsprechend im Rahmen einer inneren Differenzierung bestmöglich gefördert werden.

Diese gemeinsame Schule muß eine Schule ohne Angst sein. Es sind die Noten, die diesen Druck und letztendlich diese Angst verursachen. Es ist belegbar, daß dieses System der Ziffernnotenbeurteilung ungeeignet ist, objektiv Leistungen abzubilden. Daher gehört dieses Ziffernnotensystem zumindest im gesamten Grundschulbereich durch das System der direkten Leistungsvorlage ersetzt, denn nur bei der direkten Leistungsvorlage können Kinder ihre ganz individuell erbrachten Leistungen tatsächlich anhand praktischer Beispiele vorzeigen und nachweisen, was sie wirklich können und was sie dazugelernt haben. Die Ziffernnote steigert die Leistung nicht, sondern beschäftigt lediglich ein Heer von Nachhilfeinstituten.

Das unsinnige Wiederholen – wir stehen mit 45 000 bis 50 000 Schülern und Schülerinnen europaweit an der Spitze – ist pädagogisch sinnlos, demotivierend und kostet nur sehr viel Geld. Wenn Sie davon sprechen, daß ein Aufsteigen mit Nicht genügend auf Antrag der Eltern ermöglicht werden soll, dann ist das nur Zukunftsmusik. In diesem Entwurf findet sich diese Möglichkeit jedenfalls nicht! Das Wiederholen von Wiederholungsprüfungen ist wohl wirklich ein letzter verkrampfter Ansatz, um nur nicht eingestehen zu müssen, wie anachronistisch dieses Wiederholen von Schulstufen ist. Wir stehen dafür, diese pädagogisch unsinnige Wiederholung von Klassen abzuschaffen!

Sehr geehrte Frau Ministerin! Gestatten Sie mir im Rahmen dieser Aktuellen Stunde auch folgende Frage: Was stimmt denn jetzt wirklich, was sind denn Ihre Vorstellungen?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Abgeordnete! Ich bitte Sie, die Rede abzuschließen.

Abgeordnete Maria Schaffenrath (fortsetzend): Das, was Sie in Zeitungen an Aussagen produzieren, oder das, was in diesem Paket steckt?


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