Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 106

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Abschließend, meine Damen und Herren, möchte ich noch etwas erwähnen: Es wurde vor zwei Wochen in Ö 3 in der Sendung "Freizeichen" dieses Thema behandelt, in der die Menschen anrufen und sich über diese Umstellungsmaßnahmen beschweren konnten.

Ich war gerade mit dem Auto unterwegs von Linz nach Wien (Abg. Mag. Kukacka: Warum nicht mit der Bahn?) – leider, muß ich sagen, mit dem Auto – und wollte dort auch anrufen, bin jedoch leider nicht durchgekommen. Ich hätte dem ORF folgenden Beitrag gebracht: Ich fahre mindestens einmal in der Woche, wenn nicht zweimal, die Strecke Linz–Wien und zurück, leider Gottes fahre ich heute mit dem Auto. Ich quäle mich gerade durch die fünfte Baustelle, ärgere mich über zu überholende LKW-Kolonnen, fahre gerade in ein heftiges Gewitter hinein. Ich freue mich schon wieder auf die nächste Bahnfahrt nach Wien. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Kukacka: Bravo!)

15.30

Präsident Dr. Heinz Fischer: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Haidlmayr. – Sie haben das Wort, Frau Kollegin.

15.31

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sie haben mich mit Ihrer Rede eigentlich richtiggehend provoziert, indem Sie gesagt haben, Sie hören in letzter Zeit viel über Unstimmigkeiten, daß sich Leute darüber ärgern, daß mit der Bahn vieles nicht hinhaut und so weiter, aber Sie hätten noch nie ein präzises praktisches Beispiel gehört, wie das genau aussieht. (Zwischenbemerkung des Bundesministers Dr. Scholten. ) Es hätte sich noch niemand bei Ihnen gemeldet, es hätte Ihnen noch kein Mensch geschrieben, wie das in der Praxis wirklich aussieht. (Abg. Grabner: So hat er es nicht gesagt! Sie sollten besser aufpassen!) Das war für mich der ausschlaggebende Punkt, daß ich mir gedacht habe: Ich kann und will es Ihnen jetzt nicht länger ersparen, Ihnen einmal anhand eines praktischen Beispiels aufzuzeigen, wie Zugfahren in Österreich derzeit aussieht. Ich erzähle Ihnen das einfach nur anhand eines persönlichen Beispiels.

Ich komme aus Steyr und fahre einmal pro Woche nach Wien und am Freitag wieder nach Hause. Nach dem alten Fahrplan war das so: Ich bin um 7.21 Uhr von Steyr weggefahren und war um 9.35 Uhr in Wien am Westbahnhof. Das war ja ganz in Ordnung. In St. Valentin hatte ich sofort eine Umsteigmöglichkeit, von Gleis 2 auf Gleis 3, das heißt, ich mußte die Schienen nicht überqueren, bin einfach in den nächsten Zug eingestiegen und war schon in Wien.

Seit dem 2. Juni ist das ganz anders. Ich fahre in Steyr nicht mehr um 7.21 Uhr weg, wie gehabt, sondern um 7.18 Uhr. Ich muß aber bereits um 7.10 Uhr am Bahnhof sein, weil nämlich der Zug in Steyr, mit dem ich bis St. Valentin fahre, nicht mehr auf Gleis 1 stehenbleibt wie früher, wo ich mit der Hubplattform einsteigen könnte, sondern auf Gleis 2. Auf Gleis 2 gibt es keinen festen Bahnsteig, und außerdem fährt in der Zwischenzeit ein Zug auf Gleis 1 ein. Das heißt, ich muß schon, bevor der Zug auf Gleis 1 ankommt, auf Gleis 2 sein, da ich ja sonst nicht mehr vorbeikann. – Das ist einmal der erste Punkt.

Zweitens kommt es darauf an, wie der Zug stehenbleibt. Wenn er so stehenbleibt, daß nicht direkt am Übergang eine Einstiegsmöglichkeit ist, kann ich nicht mehr einsteigen, da man auf einem nicht befestigten Bahnsteig die Hubplattform nicht anbringen kann, damit man mich hineinhieven kann. Das ist also die Realität.

In der Praxis schaut das jetzt so aus, daß ich seit 2. Juni im Gepäckwaggon von Steyr nach St. Valentin reise. Es sind die Türen offen, ich sitze drinnen mit der dicken Jacke auf dem Brettergelände inmitten von Fahrrädern – da gibt es keine Pakete mehr, nur mehr Fahrräder – und fahre bis St. Valentin. Ich kann mich jetzt nämlich nicht mehr auf dem Zwischengang der Waggons aufhalten, denn dort kann man jetzt die Fenster nicht mehr auf- und zumachen, da auf diesen kleine Kärtchen angebracht sind, auf denen steht, wo der Zug stehenbleibt. Und durch das Anbringen dieser kleinen Tafeln geht kein Fenster mehr auf. Die Fenster sind also verschlossen, keine Chance zum Fahren, denn da kollabiert jeder – auch ich. Also fahre ich halt in dem Gepäckwaggon von Steyr nach St. Valentin.


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