Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 160

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es ist durchaus eine Entwicklung wie in Deutschland, wo etwa 20 Prozent der Studierenden Fachhochschulen besuchen, auch bei uns denkbar.

Besonders positiv ist, daß die Lehrgänge, die angeboten werden, ziemlich zielgenau und sehr stark bedarfsorientiert sind, sodaß anzunehmen ist, daß im Endausbau nicht die erwarteten 20 000 Studenten die Fachhochschulen besuchen werden, sondern weit mehr. Eine praxisnahe, exzellente Ausbildung, eine hohe Akzeptanz werden dafür sorgen, und die 1995 eingereichten 25 Anträge beweisen, daß der Sektor ein sehr stark aufstrebender Sektor ist.

Die Konkurrenz wird auch den Universitäten sicher gut tun, wird sie veranlassen, Strukturen zu überdenken. Ich denke da beispielsweise an die Drop-out-Rate, die im Fachhochschulsektor mit 18,7 Prozent – verglichen mit den Drop-out-Raten an den Universitäten –, was durch die geringe Studienzeit von vier Jahren und durch einen sehr stringenten Lehrplan, der durchgezogen und eingehalten wird, bewirkt wird.

Kritisieren möchte ich, wie es die Frau Abgeordnete Brinek es auch schon getan hat, den relativ geringen Frauenanteil von nur 23 Prozent. Es ist zwar typisch für die technisch-naturwissenschaftliche Struktur der Studienrichtungen, man darf das aber trotzdem nicht als gegeben hinnehmen. Ich hoffe, daß, wenn Lehrgänge im Sozial- und Gesundheitsbereich dazukommen, der Frauenanteil doch steigen wird. Was ich hervorheben möchte, ist, daß dafür die Drop-out-Rate bei den Frauen wesentlich geringer ist als bei den Männern. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch die Budgetsituation trägt insgesamt der positiven Entwicklung im Fachhochschulsektor Rechnung. 1995 wurde noch ein Erfolg von 95 Millionen Schilling ausgewiesen, 1997 waren es im Budget schon 400 Millionen Schilling, und trotzdem ist das aufgrund des Kostensplittings mit den verschiedenen Betreibern ein günstiger Sektor.

Kritik möchte ich an der Durchlässigkeit des dualen Systems üben, die nach meinem Dafürhalten verbessert gehört. Für die Fachhochschulreife sind oft Zusatzprüfungen notwendig, die meist auf dem Wege der Erwachsenenbildung erworben werden, wofür oft kostspielige Lehrgänge notwendig sind, Lehrgänge, die sehr, sehr teuer sind. Hier müßte nach meinem Dafürhalten das Kursangebot verbessert werden, etwa an höheren Schulen für Berufstätige, durch verbesserte Unterrichtsmaterialien, auch durch Fernstudien; insbesondere Materialien für Fernstudien gehören nach meinem Dafürhalten forciert und verbessert, auch für das berufsbegleitende Lernen.

Auch die Tatsache, daß es demnächst erstmals Fachhochschullehrgänge in berufsbegleitender Form geben wird, was insbesondere für die Erwachsenenbildung von Bedeutung ist, möchte ich positiv registrieren. Ein wenig drängen möchte ich auf die Entscheidung, welche Wertigkeit Fachhochschulabsolventen künftig haben werden. Die Frage der A-Wertigkeit oder der B-Wertigkeit beziehungsweise einer Wertigkeit irgendwo zwischendrin – A1 – bedarf einer dringenden Klärung, da es zum einen schon Absolventen und zum anderen Studiengänge gibt, die teilweise auf den öffentlichen Dienst ausgerichtet sind, sodaß die Frage der Wertigkeit möglichst bald geklärt werden sollte.

Ein klein wenig Kritik möchte ich am Anerkennungsverfahren üben, wo es oft Probleme gibt: Verschleppungen und Verzögerungen zwischen der bedingten und der definitiven Anerkennung eines Studienganges, lange Wartezeiten bei den Anerkennungsverfahren aufgrund rational nicht immer nachvollziehbarer Hemmnisse. Das ist oft sehr, sehr demütigend für den Antragsteller, es ist äußerst unangenehm, wenn schon konkrete Planungen laufen, wenn man schon auf den Lehrbetrieb eingestellt ist, wenn Lehraufträge vergeben werden müssen, wenn man immer wieder vertröstet wird. Diese schleppende Behandlung von Anträgen durch den Fachhochschulrat ist nicht hinzunehmen. Es ist auch für den neuen Sektor, der ein sehr dynamischer Sektor ist, nicht adäquat, und ich denke – und da bin ich ganz bei Ihnen, Frau Doktor, wenn wir das gleiche gemeint haben –, daß die interne Kommunikation im Fachhochschulrat verbessert gehört, daß der Fachhochschulsektor insbesondere einen dynamischen, einen weltoffenen, einen kommunikativen und wenig restriktiven Vorsitzenden verdient, der den Fachhochschulen


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