Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 162

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Auch hier darf ich einen kurzen Blick zurück in die Geschichte machen. Es geht mir heute ein bißchen wie einem Bauer oder wie dem Knecht eines Bauern – vielleicht ist das der bessere Vergleich –, der quasi die erste Ernte mit diesem ersten Bericht einfährt und sich freut, daß die Felder gut bestellt waren und daß die Ernte reichlich ausgefallen ist.

Um hier auch der Wahrheit die Ehre zu geben und ein bißchen zurückzublicken: Ich freue mich natürlich, wenn die Freiheitlichen heute diesen Fachhochschulbericht mit uns akzeptieren und annehmen. Aber ich darf schon darauf hinweisen, daß die Freiheitlichen der Einrichtung dieser Fachhochschulen durch das Fachhochschul-Akkreditierungsgesetz hier im Haus heftig widersprochen haben; genauso heftig, wie das auch die Grünen getan haben. Und die Sozialdemokraten, das soll auch gesagt werden, haben uns einen – so würde ich es einmal formulieren – Vertrauensvorschuß für diesen neuen Weg in der österreichischen Bildungspolitik gegeben. Ich glaube, es war der richtige, und wir haben diesen Vertrauensvorschuß gemeinsam auch richtig eingelöst. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Erfolgsbilanz – die Daten sind bereits genannt worden – kann sich durchaus sehen lassen. Der Fachhochschulbericht formuliert das so, daß sowohl seitens der Bildungswilligen als auch seitens der Wirtschaft die hohe Akzeptanz bei diesen Fachhochschullehrgängen anhält und daß immer wieder neue Anträge, die alle finanziell von den Trägerorganisationen unterlegt sein müssen, eintreffen und beurteilt werden müssen, sodaß dieser Fachhochschulbereich tatsächlich die technologische Lücke, die auch für die österreichische Wirtschaft immer wieder als beklemmend interpretiert wurde, in Kürze überwinden kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister! Damit entstehen aber auch schon die ersten Probleme, und ich gehe jetzt auf diese Probleme ein, die uns der Fachhochschulbericht vor Augen führt. Der Fachhochschulrat hat nämlich darauf aufmerksam gemacht, daß bis zum Jahr 1999 beziehungsweise 2000 die Zahl der finanziell vorgesehenen Studienplätze von etwa 10 000 – unter gar nicht sehr optimistischen Prognoseannahmen – um mehr als ein Drittel auf der Basis von hereinkommenden Anträgen überschritten sein wird. Damit stellt sich natürlich für mich die Frage der Finanzierung. Bis zum Jahr 2005 sollen schon 20 000 solcher Studienplätze zur Verfügung stehen, und spätestens dann wird dieser Bereich tatsächlich zur Entlastung unserer Universitäten beitragen. Das ist erfreulich; gleichzeitig zeichnet sich jedoch auf der anderen Seite bereits eine Finanzierungslücke ab. Wir sollten diesbezüglich – ich sage das ganz bewußt: sine ira et studio – über neue Wege der Hochschulfinanzierung sprechen.

Eine Tabuisierung der Frage von Studiengebühren gerade auch im Fachhochschulbereich sollte nicht dazu führen, daß wir die positive Entwicklung dieses neuen Sektors behindern.

Ich verlange ein bißchen mehr Mut – wahrscheinlich von uns allen –, diese Frage zu diskutieren. Es gibt ein akzeptables Gutachten in Ihrem Ministerium, das auch unterschiedliche Studienfinanzierungen diskutiert. Der Fachhochschulbereich wäre ein Ansatz – es sei denn, wir finden andere Formen einer Finanzierung, die der Ausdehnung des Fachhochschulbereiches zugeführt werden können, sodaß hier nicht ein Flaschenhals entsteht.

Der Fachhochschulrat – auch das wurde schon gesagt – beklagt die nicht-intendierte mangelnde Durchlässigkeit des Systems sowie die geringe Zahl von Lehrabsolventen, die bislang in dieses System gekommen sind. Ich mache darauf aufmerksam, daß wir erst gestern von Frau Unterrichtsministerin Gehrer die Vorhaben bezüglich der Berufsreifeprüfung hier gehört haben. Das kann einen Teil – sicher nicht alles – dieses Problems der Durchlässigkeit lösen.

Herr Bundesminister! Ich meine auch, daß wir unsere Fachhochschulkonzeption – die spezifische typisch österreichische Konzeption –, die sich von deutschen oder von den italienischen, von französischen Fachhochschulen unterscheidet, auch für eine grenzüberschreitende Bildungspolitik in Europa einsetzen sollten.

Sie haben mir versichert, Herr Bundesminister, daß die gesetzlichen Grundlagen des Fachhochschulgesetzes derzeit ausreichen. Ich bitte Sie, in diesem Sinne – und auch im Sinne des außenpolitischen Berichtes der Bundesregierung über die Entwicklung der Autonomie in Südtirol


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite