Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 184

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sonst immer beschwert, daß sich der Staat einmischt. Also hier ist ein gewisser Anachronismus zu bemerken. (Beifall bei der ÖVP.)

Aber die Arbeitsmarktlage im südlichen Niederösterreich ist zu ernst, als daß wir sie für diesen billigen Populismus der Freiheitlichen mißbrauchen lassen dürfen, denn neben Semperit gibt es auch noch andere Probleme. In einigen Betrieben sind Kündigungen angekündigt, und einige Betriebe sind von der Schließung bedroht. Die Auslagerung der Produktionsstätten in Billigländer ist für arbeitsintensive Betriebe leider Gottes sehr verlockend. Die wenigen Kilometer dorthin sind kein besonderes Hindernis. Die Grenzen sind gefallen, damit sind die Barrieren weggeräumt.

Unsere Antwort auf diese Entwicklung kann nicht die Wiedererrichtung des Eisernen Vorhanges sein, sondern wir müssen offensiv an diese Probleme herangehen, etwa durch Ausbildungsoffensive in Richtung höhere Qualität; wir brauchen Betriebe, die hochwertige Produkte mit einer hohen Wertschöpfung produzieren. Wir brauchen Möglichkeiten, wo wir unser wichtigstes Kapital, unsere hochmotivierten und bestens ausgebildeten Arbeitskräfte einsetzen, daß Produkte mit einer hohen Wertschöpfung produziert werden, und daß der Betrieb die Chance hat, dieses hohe Lohnniveau, über das wir uns freuen, auch zu erhalten.

Mittelfristig wird sich die Situation verbessern, denn mit jedem Betrieb, der ausgelagert wird, steigt das Lohnniveau in diesen Ländern, und es ist also zu erwarten, daß dieses hohe Lohngefälle sich ausgleicht. (Abg. Dr. Ofner: So alt werden wir aber nicht, daß wir das noch erleben!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine weitere Erfahrung aus der derzeitigen Entwicklung ist sicher, daß man sich beim Verkauf und bei der Vergabe öffentlicher Förderungsmittel die Partner genau ansehen muß. Der Verkauf an ausländische Konzerne, für die der österreichische Betrieb dann nur mehr eine verlängerte Werkbank ist und als Puffer für Konjunkturspitzen oder Konjunkturflauten dient, sollte nicht durch Förderungsmittel gestützt werden.

Im übrigen möchte ich auch hier zur Diskussion stellen, ob nicht Förderungsmittel des Landes oder des Bundes bei Betriebsauslagerungen generell wieder zurückgefordert werden sollen, egal, wie lange der Betrieb in Österreich gearbeitet hat. Ich habe diese Forderung bereits im Zusammenhang mit der Auslagerung der Firma Euroquarz in den Raum gestellt.

Bei der Absicherung von Betrieben sollten wir verstärkt Modelle unterstützen, bei denen die Mitarbeiter des Betriebes zu Betriebsinhabern werden. Jede Form der Mitarbeiterbeteiligung bringt einen enormen Motivationsschub. Das führt zu einer totalen Identifikation mit dem Betrieb und bringt damit einen entscheidenden Schritt zur Gesundung, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Mag. Stadler: Die Arbeiter werden sich was denken, wenn Sie Ihre Rede hören!) Herr Kollege Stadler! Sie kennen die Situation in diesem Gebiet nicht so gut wie ich. (Abg. Mag. Stadler: So sieht die "Wirtschaftskompetenz" der ÖVP aus! Da wird sich jeder abwenden, wenn er das hört!)

Es gibt in der Nähe von Traiskirchen, und zwar in Berndorf, einen Betrieb ... (Abg. Mag. Stadler: Ihnen kann nichts Besseres passieren, als daß Sie still sein müßten!) Kollege Stadler! (Abg. Mag. Stadler: Bitte, tun Sie mich nicht als Kollegen bezeichnen! Reden Sie weiter!)

Es gibt in der Nähe von Traiskirchen einen Betrieb, und zwar in Berndorf, wo diese Mitarbeiterbeteiligungsmodelle sehr erfolgreich laufen. Ich habe mich dort persönlich überzeugen können, und ich würde es wirklich jedem empfehlen – auch Ihnen, Herr Kollege Stadler, denn dann würden Sie wissen, wovon ich rede –, diesen Betrieb zu studieren. (Abg. Mag. Stadler: Ich weiß, wovon Sie reden! – Weitere Zwischenrufe. – Präsident Dr. Brauneder gibt das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Stadler! Dort wurde ein konkursreifer Betrieb sehr erfolgreich aufgebaut und läuft heute bestens. (Abg. Mag. Stadler: Ich bin froh, daß Sie diesen Unsinn verzapfen!)


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