Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 190

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Verzetnitsch: O ja, schon, aber sie müssen realisierbar sein!) Mich schockiert es jedesmal, wenn Sie hier am Rednerpult mit einer gewissen Unverfrorenheit auch dem Prinzhorn ein’s "drüberbraten". Man bekommt das Gefühl, daß hier herinnen ein Unternehmer ein Aussätziger ist!

Meine Damen und Herren! Angesichts einer solchen Vorgangsweise, muß ich schon fragen: Herr Stummvoll, warum kommen Sie nicht heraus und verteidigen uns Unternehmer einmal? (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Freiheitlichen.) Geben Sie doch Ihrem Koalitionspartner eine Nachhilfestunde über wirtschaftliche Zusammenhänge! (Abg. Koppler: Wer kümmert sich denn um die Industriepolitik da herinnen? Wer kümmert sich denn um die Industriepolitik außer uns?) Aber, geh’n S’!

Wenn Sie, Herr Verzetnitsch, sagen, die 35-Stunden-Woche wird auch anderswo gefordert, dann vergessen Sie aber, zu sagen: Wenn die 35-Stunden-Woche aus dem Lösungsansatz herauskommt, daß Sie hier ein knapper werdendes Gut, nämlich Arbeit, gerechter verteilen müssen, dann haben Sie meine Unterstützung. Aber dann sagen Sie auch laut und deutlich: Selbstverständlich ohne jeglichen Lohnausgleich!, denn wenn Sie in einem Atemzug auch den Lohnausgleich fordern, dann erhöhen Sie die Produktionskosten, dann verringern Sie die Wettbewerbsfähigkeit und die internationale Konkurrenzfähigkeit des Standortes Österreich. Das müssen Sie dazusagen! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wenn Sie heute sagen, es gibt eine Korrelation zwischen Aktienkurs und Arbeitsplatzabbau, dann muß ich sagen: Lieber Herr Präsident Verzetnitsch, ich verstehe Sie nicht. Sie halten Kapitalisten oder "Abzocker", wie Sie es nennen, zwar für eine verderbliche moralische Kategorie – das ist möglich –, aber halten Sie sie doch um Gottes willen nicht für Dummköpfe! Das Kapital und die Tausenden Menschen, die darüber entscheiden, entscheiden rational, hochausgebildet und sehr, sehr schnell. Es wird weder einen Herrn Grünberg noch einen Herrn Lopez noch einen anderen Industriekapitän auch nur einen Deut kümmern, was Sie in Ihrer Winzigkeit auch in Ihrer Position als österreichischer Gewerkschaftschef hier meinen oder glauben.

Hier gelten andere, internationale Gesetze, und die werden sie befolgen. Und diese Menschen werden auch Erfolg haben – ob es Ihnen paßt oder nicht paßt, Herr Verzetnitsch (Abg. Verzetnitsch: Der Herr Lopez, aber sonst niemand! – Abg. Dr. Haider: Du wirst immer mehr zum Pflichtverteidiger der Conti!)

Aber, meine Herren! Jörg! Was heißt "zum Pflichtverteidiger der Conti"? Ich bin der Meinung: Wenn die Conti Verpflichtungen auf sich genommen hat, dann sind diese Verpflichtungen auf Schilling und Heller einzufordern, selbstverständlich! Ich nehme an, die Finanzprokuratur und andere werden dafür sorgen. (Abg. Dr. Haider: Dann sag es einmal! – Abg. Mag. Stadler: Die Finanzprokuratur?!)

Herr Stadler! Oder machen Sie es halt persönlich, das ist mir doch egal. Sie sind zwar nicht dazu fähig, aber probieren Sie es. (Heiterkeit und Beifall beim Liberalen Forum. – Weitere Zwischenrufe des Abg. Mag. Stadler .)

Meine Damen und Herren! Eines muß auch klar sein: Durch die bloße Negation wirtschaftlicher Zusammenhänge, durch lautes Bellen aus der ersten Reihe, Herr Stadler (Abg. Dr. Haider: Hundenamen brauchst du nicht schon wieder verwenden!) , lösen Sie dieses Problem nicht, und auch du nicht, Jörg. Du bist seinerzeit zum "Konsum" gefahren, hast eine Wurstsemmel gegessen. Heute bist du nach Wimpassing gefahren, aber die Wurstsemmel mit "Semperit"-Schnitzel wirst du nicht gegessen haben, weil sie dir nicht schmeckt. (Heiterkeit und Beifall beim Liberalen Forum.) Das ist doch ein Witz! (Abg. Mag. Stadler: Verteidigt Conti-Manager! – Abg. Dr. Haider: Haben wir ihn an einer wunden Stelle erwischt! – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Wenn sich die Eigentümer zurückziehen, Herr Präsident Verzetnitsch, dann machen sie das nicht aus Jux und Tollerei. Die haben kein Interesse daran, uns oder Ihnen oder den Semperit-Arbeitern irgendeinen Tort anzutun. Sie tun es, weil es rationale, meist wirtschaftlich zwingende Voraussetzungen dazu gibt. Und wenn Sie glauben, daß Sie ein unintelligentes Produkt – und ein Reifen ist ein verhältnismäßig unintelligentes Produkt (Abg. Dr. Haider: Nein, wirklich nicht!


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