Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 135

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Tätern arbeiten, dann wird es weiterhin auch Opfer geben. Experten sagen, daß nicht geheilt, aber kontrolliert werden kann, nämlich die Handlung der Täter und ihre Person an sich. Oberstes Ziel ist, daß die Täter mitleidsfähig gegenüber ihren Opfern werden. Denn sie haben mit ihren Opfern, mit ihren eigenen Kindern kein Mitleid. Sie müssen empathiefähig werden.

Meine Damen und Herren! Das Leid der Kinder ist sehr groß. Viele Organisationen haben diesbezüglich schon Aktivitäten gesetzt. Wir müssen sie noch mehr dabei unterstützen, auch verstärkt mit finanziellen Mitteln. Ich begrüße auch, daß im Parlament eine Enquete-Kommission eingesetzt werden soll mit der Aufgabe, diese Vielfalt von Mißbrauch, diese vielfältigen Formen von Gewalt zu analysieren, aufzuarbeiten und Lösungen zu finden.

Professor Ringel hat gesagt, alles, was ich einem Menschen gegen seinen Willen antue, ist Gewalt. Gegen diese Gewalt müssen wir antreten, vor allen Dingen, wenn es um den Schutz unserer Kinder geht. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP, des Liberalen Forums und der Grünen.)

17.54

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Klara Motter. Sie hat das Wort.

17.54

Abgeordnete Klara Motter (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gewalt und sexueller Mißbrauch sind Themen, die uns alle persönlich berühren und auch betroffen machen. Gerade die letzte Wortmeldung meiner Kollegin Binder zeigte mir, daß wir uns mit diesen Themen sensibel auseinandersetzen müssen, daß wir miteinander arbeiten sollten und nicht gegeneinander, wie es auch hier heute leider immer wieder zum Ausdruck kam.

Schuldzuweisungen und gesellschaftliche Ausgrenzung von Opfern und Tätern helfen niemandem und führen sicher nicht zum Ziel, also zu einer Änderung. Allzuoft und besonders bei diesen Anlaßfällen, über die wir heute reden, ist der Ruf nach härteren Gesetzen und höheren Strafen zu hören und als gerechtfertigt anzusehen. Aber trotzdem dürfen wir nicht übersehen, in welcher Situation diese Verbrechen teilweise auch geschehen. Es ist eine Tatsache, und zwar eine traurige Tatsache, daß sehr viele Kinder auch in der Familie mißbraucht werden.

Meine Damen und Herren! Es ist eine traurige Realität, und es entspricht keineswegs unseren Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen, daß die Familie kein sicherer Ort für Kinder ist.

Eine traurige Bilanz schließt sich an. In Österreich wird schätzungsweise jedes vierte Mädchen – meine Kollegin Haller hat das bereits erwähnt, aber sie hat etwas vergessen, und ich möchte das deshalb nachholen – und jeder zehnte Bub zum Opfer wird. Ein Drittel ist erst zwischen fünf und neun Jahre alt. Auch vor Säuglingen wird nicht haltgemacht.

Frau Kollegin Haller! Von diesen vermuteten 25 000 Kindesmißhandlungen, die sich jährlich in Österreich ereignen, spielen sich laut Exekutive bis zu 94 Prozent im Familien-, Verwandten- und Bekanntenkreis ab, oftmals – und das ist besonders traurig – auch mit Wissen der Angehörigen.

Es reicht daher nicht aus, nur Gesetze in Sachen Kinderpornographie und Kindesmißbrauch zu beschließen. Es nützt auch nichts, wenn die Täter in Gefängnisse gesteckt werden, wenn es dort kaum Therapeuten gibt und die Täter nach der Haft wieder rückfällig werden. Was wir daher brauchen, ist, daß sich auch die Täter während des Strafvollzuges einer Therapie unterziehen können sollten. Ebenso sollte gewährleistet werden, daß regelmäßige Kontrollen der Täter auch nach der Abbüßung der Strafe eingebaut werden. Frau Kollegin Binder! Hier gehen wir völlig konform mit Ihren Ausführungen. Es ist uns ein ernstes Anliegen, daß Kontrolle erfolgen kann.

Meine Damen und Herren! Es ist Aufgabe der Gesellschaft, Wiederholungsgefahren entgegenzutreten. Ich bin überzeugt davon, daß dies nur geschehen kann, wenn Therapie und Kontrolle


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