Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 16

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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte Ihnen hier einfach einen Bericht aus der Praxis der Wirtschaftsuniversität geben, also der Universität, in der ich arbeite. Es handelt sich dabei sicherlich um eine der am meisten belasteten Universitäten Österreichs. Es gibt ja daneben auch durchaus idyllische Hochschulbereiche.

Ich glaube, dieser Bericht aus der Praxis sieht etwas anders aus als jener Bericht, den Frau Kollegin Petrovic gegeben hat, deren Praxisbezug offensichtlich doch inzwischen deutlich nachgelassen hat. Ich möchte hier nicht meine eigenen Beobachtungen wiedergeben, sondern ich stütze mich auf die Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität, in der in jener Nummer, die zu Semesterbeginn erschienen ist, steht: "Im Gegensatz zu den Prophezeihungen ... läuft alles planmäßig an, keine Spur von einem Zusammenbruch der Lehre".

In einem Leitartikel des Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft, der bekanntlich, wie an der WU nicht anders zu erwarten ist, meiner Partei überhaupt nicht nahesteht, steht folgendes zu lesen: "Über 90 % der Lehrveranstaltungen konnten für das nächste Jahr gesichert werden und fast alle offenen Assistentenstellen werden nachbesetzt. Im Klartext bedeutet dies, daß es keine Kürzung im Bereich der Diplomprüfungstermine geben wird und keine endlosen Wartelisten für die Betreuung von Diplomarbeiten."

In diesem Leitartikel steht weiters – das muß ich der Fairneß wegen dazusagen –: "Wir" – gemeint ist die ÖH – "waren also erfolgreich."

Das möchte ich auch gar nicht bestreiten. Ich möchte aber doch in aller Bescheidenheit anfügen: Diese Erfolge wären wohl nicht möglich gewesen ohne den Einsatz der Minister Scholten und Klima, wobei man vielleicht doch in aller Offenheit sagen muß, gerade Minister Scholten hat sich in der Frage der Verteidigung der Interessen der Universität in einer schwierigen Zeit in aller Zurückhaltung, in aller Stille als ein überaus geschickter, dynamischer und letztlich auch erfolgreicher Verhandler erwiesen. Das sollte hier auch einmal anerkannt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, in der Zitierung dieses Artikels noch weiter fortfahren. Wie gesagt: Es handelt sich um den Leitartikel des Vorsitzenden der ÖH an der WU:

"Dennoch, der Sparkurs der Regierung wird nicht spurlos an uns vorübergehen, denn irgendwo müssen die Millionen auch bei uns aufgebracht werden." – Ich gebe zu, eine solche Aussage findet man wahrscheinlich eher von WU-Studenten als von Studierenden an anderen Hochschulen, die sich dieser Realität noch etwas verweigern.

Weiters heißt es in diesem Artikel:

"Hier bietet sich eine effizientere Nutzung der Verwaltung an, wodurch" – der Autor nennt ganz konkrete Beispiele – "ein Semester Durchschnittsstudienzeit eingespart werden könnte." Dies in Verbindung mit einer Studienreform.

Ich glaube, das sind die Dinge, um die es geht. Es hat überhaupt wenig Sinn, hier jetzt so allgemeine Klagelieder anzustimmen. Was notwendig ist, und zwar sowohl für die Gesetzgebung, für die Verwaltung als auch für die Universitäten selber, ist, konkrete Schritte in Richtung Verbesserung zu setzen. Man sollte nicht immer nur fragen: Was tut quasi der Staat für mich? Was tun die Steuerzahler für mich?, sondern wichtig ist die Fragestellung: Was sind die Möglichkeiten der Universitäten selber? Hier werden konkrete Beispiele genannt.

Für uns Sozialdemokraten ist es dabei von zentraler Bedeutung, zu sagen: Wie sieht das unter dem Aspekt einer sozialen Chancengleichheit aus? Wie können wir diese sichern und wahren? Ich glaube, wenn wir von diesen Prinzipien ausgehen, können wir sagen, daß die Universitäten auch in schwierigen Zeiten ein wirkungsvolles und leistungsfähiges Instrument in Österreich sein werden. (Beifall bei der SPÖ.)

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