Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 59

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Wir haben dem Grünen Bericht auch entnommen, daß das durchschnittliche Einkommen pro Familienarbeitskraft immer noch nur etwa zwei Drittel das eines Facharbeiters beträgt.

Bei der sozialen Absicherung der Bäuerinnen konnten zwar in den letzten zehn Jahren Fortschritte erzielt werden, es ist jedoch unbefriedigend und ungerecht, daß zum Beispiel die Höhe des Wochengeldes mit 250 S pro Tag nie angepaßt wurde. Das heißt, verglichen mit einem Arbeitnehmer, daß es seit 14 Jahren nur Nullohnrunden gegeben hat. Eine Anhebung und Valorisierung ist daher dringend vonnöten.

Wir müssen uns auch weiterhin dafür einsetzen, daß die Abwanderung der jungen Generation vom Bauernhof gestoppt wird. Nur so, wie es meine Vorrednerin von der Freiheitlichen Partei gesagt hat, ist es nicht. In den Jahren vor dem EU-Beitritt war die Abwanderung der hauptberuflich in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte stärker als im letzten Jahr.

Die österreichischen Bauern haben in den letzten Jahren sehr viele Ideen und Initiativen selbst entwickelt, um Kosten zu sparen, um Einkommen zu sichern. Das heißt aus eigener Kraft mit neuen Mitteln die Existenz sichern, mit dem Ausbau der Maschinen- und Betriebshilferinge, mit der Direktvermarktung. Allerdings müssen Erleichterungen in der Gewerbeordnung hinsichtlich der Zusammenarbeit der Bauern, der gewerblichen Betriebe und der Gastronomie normiert werden. Auch der Ausbau der Aktion "Urlaub am Bauernhof" ist absolut notwendig.

Gerade im Wahlkampf ist jetzt wieder spürbar, daß sich die Politik insgesamt viel mehr auf die Ballungsräume konzentriert. Der ländliche Raum mit seinen Problemen wird dabei oft in den Hintergrund gedrängt. Die Österreichische Volkspartei vergißt aber auf den ländlichen Raum nicht und setzt sich für die dort oft unter erschwerten Bedingungen lebenden und arbeitenden Menschen ein, besonders auch für die bäuerliche Bevölkerung.

Unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten hart, und sie wollen nichts anderes als ihren gerechten Anteil am Wohlstand dieses Landes. Die Leistungen des Bauernstandes in der Lebensmittelsicherung, im Vereinsleben in den Dörfern, im kulturellen Leben im ländlichen Raum sowie bei der Pflege und Bewirtschaftung unseres schönen Landes werden vielen erst bewußt werden, wenn es so weit kommen sollte, daß noch mehr Bauern abwandern, daß Almen zuwachsen und daß der besondere Reiz und die Vielfalt verlorengehen. Soweit darf es nie kommen!

Nun zur Agrarpolitik der Freiheitlichen Partei, wo ich mich wirklich oft nicht zurechtfinde. Wenn Haider sagt (Abg. Rossmann: "Dr. Haider" für Sie, Frau Kollegin!) , wenn also Dr. Haider, euer großer Meister, sagt, die Hälfte der Förderungen gehört gestrichen, oder – nach dem alten Huber-Plan – Nebenerwerbsbetriebe sollen keine Förderungen bekommen, so heißt das für Tirol ganz klar, daß zwei Drittel der Höfe gefährdet sind.

Also ich finde mich da nicht zurecht. Allerdings hätte ich ihm das gerne einmal selbst gesagt. Seit ich im Nationalrat bin, habe ich ihn nicht mehr so oft gesehen wie vorher im Fernsehen. Bitte richten Sie ihm das aus. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich glaube, er war es, der einmal von leistungsgerechter Bezahlung der Abgeordneten gesprochen hat. Ich sehe ihn allerdings nie. (Abg. Schwarzenberger: Die Landwirtschaft hat ihn nie interessiert!)

Herr Gradwohl ist leider auch nicht hier. Er ist aber schon sehr viel mehr in diesem Haus anwesend als Herr Dr. Haider. Herr Gradwohl hat heute eine sehr wohlgesetzte Rede gehalten. Sie hat mir sehr gut gefallen. In einer seiner früheren Reden hat er allerdings von der Toleranzgrenze gegenüber der Landwirtschaft, die bereits erreicht sei, gesprochen, und das hat mir keine Ruhe gelassen.

Ich muß Ihnen nämlich etwas sagen: Die Landwirtschaft erbringt gewaltige Leistungen und hat einen Strukturwandel hinter sich wie keine andere Berufsgruppe. Im Jahre 1955 hat die durchschnittliche österreichische Familie noch mehr als die Hälfte des Einkommens für Ernährung ausgegeben. Im letzten Jahr waren es 16 Prozent. Daß das den Bauern Schwierigkeiten macht und daher Hilfsinstrumente notwendig sind, ist ganz klar. Das sollte ihm auch klar sein.


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