Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 131

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Viele Veränderungen im organisatorischen und kaufmännischen Bereich sind darauf zurückzuführen, daß der Bundesminister und das Generalsekretariat des Bundestheaterverbandes eine Betriebsberaterfirma beauftragt haben, die die Organisation des Bundestheaterverbandes untersucht, um Vorschläge und Einsparungsmaßnahmen zu präsentieren.

Der Erfolg solcher Umsetzungsprojekte hängt aber – und das sei vielleicht etwas kritisch angemerkt – auch davon ab, inwieweit die unmittelbar Betroffenen schon bei der Erstellung der Potentialstudie mit eingebunden werden. Die Akzeptanz von solchen Umstrukturierungsprozessen hängt sehr stark davon ab, inwieweit eine vollständige Information in allen Stufen der Durchführung an die Betroffenen erfolgt ist. Mißtrauen und Skepsis der Betroffenen könnten damit minimiert werden, und der Erfolg könnte sowohl quantitativ als auch qualitativ besser ausfallen. Das nur grundsätzlich zu dieser Beratungsfirma.

Nach den Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit konnten Einsparungen erzielt werden. Auf die sind meine Vorredner schon eingegangen. Ich möchte das nicht im Detail nochmals wiederholen. Aber zum Beitrag der Frau Kollegin Motter muß ich schon etwas sagen: Sie hat gemeint, Kollege Cap hätte diese Einsparungen hier als "Anpreisungen" gebracht. Frau Kollegin Motter! Das Parlament hat genau diese Einsparungen gefordert! Und wenn der Bundestheaterverband jetzt Erfolge hat, dann sollte man diese Erfolge auch preisgeben!

Der überwiegende Teil der Einsparungen ist nämlich auch in den Folgejahren wirksam, und das sollte hier auch erwähnt werden. Zusätzlich sollen aber weitere Rationalisierungspotentiale, die von der Betriebsberatungsfirma aufgezeigt wurden, umgesetzt werden.

Für das Jahr 1996 wurde eine Vollkostenrechnung angekündigt, wo noch genauer und eindeutiger als bisher die erbrachten Leistungen entsprechend zugeordnet werden können, nämlich an jene Stellen, für die die Leistungen auch tatsächlich erbracht wurden, sodaß eine feingliedrige Betriebsabrechnung im nächsten Jahr vorgelegt werden kann.

Zur Auslastung, zur Besucherstatistik möchte ich nicht mehr viel sagen, darauf sind meine Vorredner bereits eingegangen. Aber eines muß schon noch gesagt werden: Es gibt wahrscheinlich im Burgtheater mehr Auslastungsprobleme, weil meiner Meinung nach das Schauspiel nicht die Attraktivität hat wie ein Musiktheater. Die Auslastung der Staatsoper ist mit 96,5 Prozent in den letzten Jahren konstant hoch geblieben. Man muß dieser hohen Auslastung gerade in der Staatsoper einen noch höheren Stellenwert einräumen, denn es werden ja dort nicht nur die sogenannten Highlights aufgeführt, wie "Aida", "Carmen" oder "La Bohème", wo die Auslastung immer knapp unter 100 Prozent liegt, sondern auch eher weniger bekannte oder weniger gespielte Werke, wie "Gesualdo" von Schnittke oder "Maria Stuarda" von Donizetti oder "I Puritani" von Bellini, die vielleicht die Besucher nicht so in Massen anziehen, wie das bei bekannteren Opern der Fall ist.

Eines möchte ich abschließend noch zum Kollegen Morak sagen, der heute in einer APA-Aussendung schon davon spricht, daß die Ausgliederung der Bundestheater einen positiven Abschluß gefunden hat. Herr Kollege Morak! Wenn der nicht informierte Leser das liest, dann glaubt er, das wäre schon erledigt. Wir sind natürlich bereit, über diese Fragen zu diskutieren, aber eines muß man schon sagen: Eine Zustimmung wird es von unserer Fraktion erst dann geben, wenn auch sichergestellt ist, daß eine neue Form besser ist als die bisherige.

Was den vom Kollegen Morak angesprochenen Musicaltheater-Vergleich betrifft, muß angemerkt werden – abgesehen davon, daß die Musicaltheater nicht zu den Bundestheatern gehören –, daß es sich, wenn Sie Deutschland hernehmen, natürlich um ganz andere Vergleichswerte handelt. Diese Theater sind mit unseren relativ kleinen Theatern, wo noch dazu zwischendurch andere Aufführungen, wie zum Beispiel im Theater an der Wien, gespielt werden, einfach nicht vergleichbar. Ich denke an Stuttgart oder Bochum oder an das neue Musicaltheater in Wiesbaden, in denen zwischen 1 000 und 3 000 Personen Platz finden. Also nach diesen Kriterien kann hier nicht verglichen werden. Und es ist daher bei diesen Maßstäben immer, so leid es uns tut, mit einem Defizit zu rechnen.


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