Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 47. Sitzung / Seite 78

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Meine Fraktion, Herr Justizminister, wird Sie bei diesem weiteren Vorhaben gerne unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

15.15

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Haidlmayr. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

15.16

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Zu den Debattenbeiträgen jener, die nach wie vor glauben, daß der § 209 aufrechterhalten werden muß, möchte ich feststellen, daß ich der Meinung bin, daß diese Menschen völlig in Unkenntnis darüber sind, was sich wirklich in unserer Gesellschaft abspielt und was Menschen mit homosexuellen Neigungen brauchen.

Meine Damen und Herren von der ÖVP und von der FPÖ! Homosexualität ist keine Krankheit, wie Sie festgestellt haben. Das müßten Sie bereits wissen, wenn Sie sich auch nur einen Teil der Unterlagen, die es darüber im Gesundheitsbereich gibt, zu Gemüte geführt hätten. Schon allein Ihre Definition zeigt, daß Sie überhaupt keine Ahnung haben und daß Sie versuchen, sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, daß homosexuelle Männer in der Gesellschaft als gleichwertige Partner angesehen werden.

Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen sagen, daß Sie mit einer Verhinderung der Streichung des § 209 nur erreichen beziehungsweise weiter aufrechterhalten, daß junge Männer gezwungen sind, ihre sexuelle Orientierung weiterhin so auszuleben, wie es für einen Heterosexuellen unzumutbar wäre.

Homosexuelle Männer haben das Recht auf Liebe und Partnerschaft. Dieses Recht darf von niemandem eingeschränkt werden. Es geht um Gleichberechtigung, es geht um Gleichbehandlung. Wenn Sie Männer nicht mit Frauen gleichstellen, dann ist es keine Gleichberechtigung. Es ist nicht mehr aufrechtzuerhalten, zu sagen, Männer im Alter von 14 Jahren seien noch nicht reif genug, um zu wissen, welche sexuelle Neigung sie haben, während Sie das bei Mädchen sehr wohl annehmen.

Ich möchte Ihnen sagen, daß die Tatsache, ob ein Mann homosexuell ist oder nicht, keine Frage der Entscheidung ist, sondern daß es ausschließlich darum geht, ob er es ist oder nicht. Behinderte Menschen können sich auch nicht für oder gegen eine Behinderung entscheiden, sondern sie werden so geboren. Ich habe auch nicht 14 Jahre Zeit gehabt, für mich klarzustellen, ob ich behindert sein will oder nicht. Ich bin behindert, und homosexuelle Männer sind homosexuell.

Auch wenn Sie immer wieder davon sprechen, daß Sie die Jugend schützen wollen, nimmt Ihnen das trotzdem kein Mensch mehr ab. Denn wenn Sie wirklich die Jugend schützen wollten, dann müßten Sie bereit sein, homosexuelle Männer zwischen 14 und 18 Jahren nicht weiterhin zu diskriminieren und Männer, die über 18 Jahre alt sind und mit Minderjährigen Kontakte haben, nicht weiterhin zu kriminalisieren.

Ihnen geht es absolut nicht um den Jugendschutz, sondern Ihnen geht es nach wie vor um die Aufrechterhaltung Ihrer falschen moralischen Einstellung – und diese gehört geändert!

Wenn Sie weiterhin verhindern wollen, daß homosexuelle Männer so leben können, wie es nicht-homosexuelle Männer auch tun, dann verursachen Sie bei diesen Menschen wirklich großen Schaden. Ich glaube, es ist Ihnen nicht unbekannt, daß gerade junge Menschen, wenn sie nicht die Chance haben, ihre sexuelle Orientierung zu leben, große psychische Schäden erleiden können, weil sie sich jahrelang verstecken müssen. Und das muß in Zukunft verhindert werden!


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