Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 66

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Jetzt kann ich mich differenztheoretisch auf die dahinter liegende philosophische Diskussion einlassen, jetzt kann ich differenztheoretisch argumentieren und bei Foucault, Lacan und Deleuze anschließen und sagen: Na, damit erspare ich mir eigentlich das Reden für die Pragmatik. Was mache ich damit? Behinderung gibt es nicht. Ich kann dann in der Spielerei verharren und keine Antworten auf die Fragen geben: Was tue ich am konkreten Ort? Wie fördere ich? Welche Angebote soll es geben?

Dieses heutige Gesetz gibt Antworten darauf. Wir sollten ein bißchen Vertrauen haben und nicht in akademische Spielereien verfallen. (Beifall bei der ÖVP .) Ich stehe zur Weiterentwicklung der Diskussion bereit.

Also von einer "inversen Integration" zu reden mit der Begründung, daß man nicht Feuser gefolgt wäre, ist ein bißchen weit hergeholt.

Ich bringe in Erinnerung, meine Damen und Herren, daß sich die Schule verändert, weiterentwickelt und die Bildungs- und Unterrichtsziele modifiziert hat. Das kann aber nicht heißen, daß eben gemachte Erkenntnisse, ein Erkenntnisfortschritt durch politisches Moralisieren ersetzt werden kann. Ich beobachte das aber vielfach. Der vorgeschlagene Weg ist jedoch die größtmögliche Chance, den Erkenntnissen und den sozialen und politischen Bemühungen Rechnung zu tragen.

Ich verweise wieder auf den Einwand des Kollegen Öllinger, der nicht unwidersprochen im Raum stehenbleiben soll. Abgeordneter Öllinger hat sinngemäß gesagt, die wirkliche, die entscheidende Motivation liege in der Integrationsfrage jenseits der finanziellen Ebene. Da stimme ich ihm völlig zu. Es braucht natürlich eine finanzielle Basis zur Ausstattung, aber das, was Ethos und Verantwortung des Lehrers ist, kann ich nicht durch Schilling und durch Überstunden garantieren. Das muß im Herzen der Lehrer liegen, und da glaube ich auch an die Motivation.

Noch eine Anmerkung zum Analphabetismus. Die Studie kennen wir alle, sie ist nicht neu. Sie sagt auch, wo die Versäumnisse liegen; wir müssen uns dem Problem stellen. Also: In den Kulturtechniken liegen die Versäumnissse. Man spricht ja präziser vom partiellen Analphabetismus, von der mangelnden Fähigkeit, sinnerfassend zu lesen. Da müssen wir unsere didaktischen Moden und praktischen Spielereien überprüfen. Vielleicht haben uns diese vom eigentlichen Ziel abgelenkt. Das ist in Wirklichkeit die Konsequenz, die wir daraus zu ziehen haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich meine auch, daß in diesem Zusammenhang der Erlaß von Präsident Scholz aus dem Vorjahr oder davor zur Begrenzung der Hausübungen genau gezeigt hat, wo das Problem liegt, nämlich in dem Umstand, daß wir in der Schule die alte Stufenlehre nach Herbart, oder wer immer es in der Nachfolge war, ignoriert haben. Den Weg des logischen Aufbaus, des Darstellens, des Erprobens, des Übens haben wir verlassen. Das Üben ist dann systematisch in die Hausübung gewandert. Damit waren Schüler, Eltern und letztlich Lehrer überfordert und sind oft stundenlang damit beschäftigt gewesen. Dann kam der Erlaß betreffend die Begrenzung der Hausübungen. Aber wir brauchen keine Symptomkur, sondern Schadensbehebung an der Wurzel ist gefragt!

Nun ein Punkt zur Werbung, meine Damen und Herren. Die Frau Minister hat dankenswerterweise richtiggestellt, daß es dabei um Sponsoring geht. Hier im Raum sitzen vor allem Politikerinnen, die gute Erfahrung mit Sponsoring im Non-profit-Bereich gemacht haben, in sogenannten gemeinnützigen Organisationen, in sozialen Einrichtungen, Betreuungs- und Bildungsorganisationen. Meine Damen und Herren! Nützen wir diese guten Erfahrungen! Sie sind meines Wissens zum Nutzen der Betroffenen gewesen.

Noch ein Wort an den Kollegen Schweitzer. Wenn er Angst hat vor politischer Manipulation, dann kann ich nur sagen: Wie der Schelm ist, so denkt er offenbar vom Nächsten. Ich habe mich immer sehr geprüft, wenn ich in Schulen in Diskussionen gegangen bin und mit den Schülern diskutiert habe. Das heißt, ich habe mit Sorgfalt begründet und argumentiert und nicht polemisiert und nicht politisch manipuliert.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite