Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 75

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Mein zweiter Kritikpunkt, Frau Minister, betrifft den § 31 Abs. 1, der besagt, daß die Polytechnischen Schulen als selbständige Schulen zu führen sind. Das ist gut und sicherlich die beste Lösung für die Schüler wie auch für die Schulen selbst, vorausgesetzt, daß es genug Schüler an diesen Schulen gibt. Es ist aber schlecht, wenn diese Schulen zu wenig Schüler haben, denn Sie wissen wie ich, daß dann nicht die volle Qualität, das volle Angebot der Polytechnischen Schule von den Schülern wahrgenommen werden kann.

Zur Statistik: Zurzeit, also im Schuljahr 1996/97, gibt es 173 selbständige Polytechnische Schulen, aber 205 angeschlossene Polytechnische Lehrgänge. – Ich glaube, das gibt doch zu denken.

Frau Minister, Sie werden, so nehme ich an, daran denken, daß der Schulweg für manche Schüler dann, wenn man Schulen zusammenlegt, zu weit wird. Mir ist schon klar, daß darauf Rücksicht genommen werden muß.

Zum dritten, Frau Minister, hätte ich mir eine klare Festlegung darüber gewünscht, daß in der Berufsschule Gegenstände, die im Polytechnischen Lehrgang beziehungsweise in der neuen Polytechnischen Schule und der Berufsschule gleich sind, angerechnet werden. Auch das fehlt noch in dieser Novelle. Vor allem – das ist an die ÖVP gerichtet – kann es sicher nicht so sein – und ich bin sehr froh, daß wir eine diesbezügliche Ausschußfeststellung zusammengebracht haben –, daß die Zeit, die diese Schüler in der Polytechnischen Schule einbringen, dann von der Berufsschulzeit wieder abgezwickt wird. Im Gegenteil: Ich wünsche mir – und da weiß ich, daß die ganze Fraktion hinter mir steht –, daß diese zusätzliche Zeit, die die Berufsschüler dann nicht mehr brauchen, dazu genützt werden muß, neue Fähigkeiten, ob im handwerklichen oder im theoretischen Berufsschulunterricht, zu erlernen. Das bedeutet wiederum eine bessere Qualifikation für den Berufsweg. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Minister, ich weiß, daß Sie in dieser Sache auch denken, daß es auf keinen Fall zu einer zusätzlichen Berufsschulzeit kommen sollte; die Anordnung rund um die Polytechnische Schule und auch um die Berufsschule ist schwierig genug.

Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zur Ungleichbehandlung bei den Aufnahmsprüfungen. Ich empfinde es als Ungleichbehandlung, daß Schüler von der 4. Schulstufe AHS bei Übernahme in die Oberstufe keine Aufnahmsprüfung machen müssen, während Hauptschüler, die eine schlechtere Note als einen "Zweier" in der zweiten Leistungsgruppe haben – Herr Kollege Rada hat das angesprochen –, sehr wohl eine Aufnahmsprüfung machen müssen. Ich sehe das als Ungleichbehandlung an, und ich glaube, das ist für das Image der Hauptschulen nicht gut. Bedenken Sie, Frau Minister, sehr geehrte Damen und Herren, daß es gerade im ländlichen Raum überhaupt keine AHS-Unterstufen gibt und die Schüler der ersten Leistungsgruppe und auch die guten Schüler der zweiten Leistungsgruppe jederzeit mit den Schülern einer AHS konkurrieren können.

Ich denke, daß wir die Hauptschulen im ländlichen Bereich nicht herabwürdigen sollten. Ich fürchte jedoch, daß das durch diese Ungleichbehandlung passiert. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek. ) Ich komme dann gerne zu Ihnen, aber ich muß mich jetzt kurz fassen und meinem Kollegen noch ein bißchen Redezeit übriglassen.

Abschließend: Ich bin davon überzeugt, Frau Minister, daß der bestmögliche Konsens gesucht wurde und daß die vorhandenen Problemkreise, die ich angesprochen habe, und auch viele andere sicherlich noch zu lösen sind. Ich weiß das bei Ihnen in guten Händen.

Herr Kollege Haupt, er ist leider im Moment nicht da, hat mich schon ein bißchen geärgert, weil er jetzt auf einmal wieder den Eltern die Schuld in die Schuhe schieben will. Er meint, daß die Eltern wahrscheinlich Schuld daran haben, daß diese Vorkommnisse im Burgenland passiert sind. – Das ist ein ganz neuer Gesichtspunkt für mich! Ich bin jedoch der Meinung – und das werden Sie hoffentlich Herrn Kollegen Haupt ausrichten –, daß es vielmehr die Turnstunden des Herrn Lehrer Schweitzer waren. Als Burgenländerin bin ich nicht sehr froh darüber, daß solche Sachen überhaupt durch die Medien gehen müssen. (Abg. Mag. Schweitzer: Was war das?)


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