Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 146

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Blaue hinein mit dem Haupttunnel zu beginnen. Das wäre doch verantwortungslos: Mit dem Bau zu beginnen, obwohl wir nicht wissen, wie die Geologie aussieht.

Daß die Prognosen nicht wirklich halten, zeigt sich ja, weil die Überdeckung in diesem Bereich sehr, sehr hoch ist: bis zu 600 Meter im Kammbereich, dort haben wir die problematischste Zone, aber insgesamt ist sie noch höher. Ins Blaue hineinzubauen – das wäre verantwortungslos! Das wäre absolut verantwortungslos!

Deswegen halte ich das bisherige Vorgehen mit dem Sondierstollen für richtig, aber dieser darf grundsätzlich noch nichts präjudizieren, sondern endgültige Entscheidungen sind dann zu treffen, wenn auf dem Tisch liegt, wie die Geologie dieses Berges tatsächlich aussieht, wenn dadurch auf dem Tisch liegt, wie hoch der tatsächliche Kostenrahmen ist, und wenn auf dem Tisch liegt, wie dann die Finanzierungsmodalitäten, die Errichtungszeiträume et cetera aussehen. – Das wäre ein seriöses Vorgehen.

Die Geschichte der letzten Wochen und Monate hat uns ja gezeigt, daß hier große Überraschungen auf alle warten. Da gibt es geologische Patentexperten wie jene, die auch von der HL-AG in diesem Bereich eingesetzt wurden, und diese haben sich, was den ersten Wassereinbruch, die 350-Liter-Sache vom 26. Oktober, betrifft, zumindest um das Fünffache getäuscht. Die Prognosen lagen bei bis zu 70 Litern. Das heißt, hier warten große Überraschungen auf uns. Deswegen haben wir ja den Sondierstollen realisiert.

Die große Unbekannte ist: Hat nun die Porr AG als bauausführendes Unternehmen bereits den größten Problembereich durchschritten und kann es nach einer Fortsetzung des Vorantriebes beim Sondierstollen weitergehen, oder treten jene Befürchtungen ein, die besagen, daß im Bereich der größten Überdeckungen, im Kammbereich – 600 Meter, prognostizierte schwere Störzonen –, der Wassereintritt noch bedeutend stärker wird? (Abg. Seidinger: Hinauf bohren!) Kollege Seidinger, absolut richtig, es ist auch eine Frage der Baurichtung, aber das ist derzeit politische Realität. Das müßt ihr euch in der Regierung ausmachen, das können Sie jetzt nicht mir vorwerfen. Natürlich ist es mit dem Wasser leichter, wenn ich bergab baue, aber die derzeitige politisch erzwungene Situation ist eben eine andere.

Tritt die Befürchtung von manchen Personen in der HL-AG und von manchen Bautechnikern ein, daß es bis zu 700 Liter Wassereinbruch im Bereich des Kammgebietes geben wird, dann stellt sich bei diesem Aufwärtsbau, bei diesem Bauen gegen das Wasser durchaus auch die Frage der technischen Machbarkeit. Dann stellt sich die Frage eines völlig anderen Kostenfaktors und eines völlig anderen Zeithorizonts.

Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, gilt es abzuwarten. Es ist nur schwer prognostizierbar, wann wir diese Situation in rund zwei bis zweieinhalb Kilometern erreichen werden. Mein Vorschlag wäre – ich glaube, das ist das einzig seriöse Vorgehen; diese Meinung wird durchaus von vielen Aufsichtsräten der HL-AG geteilt, ebenso von etlichen Verkehrsexperten und Bauexperten –, daß man zumindest garantiert, daß dieser Bereich der schwersten geologischen Probleme abgewartet wird – das wird rund zwei Jahre dauern –, ehe man eine endgültige Entscheidung über Finanzierungsmodelle trifft (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Scholten ) , denn meine Frage, Herr Minister, ist: Wie kann man im ersten Quartal 1997 tatsächlich Konkretisierungen treffen, wenn man die Detailinformationen über den tatsächlichen Kosten- und Zeitfaktor noch nicht wirklich auf dem Tisch hat? Das ist ein Problemfeld.

Zweitens wird man sich natürlich – abhängig von der Frage: Wie schaut die tatsächliche Kostensituation in der Realität des Haupttunnels dann aus? – auch noch einmal die Frage der Realisierung des Hauptunnels – ja oder nein? – stellen müssen. Ich halte das für eine legitime Frage. Denn es geht um öffentliche Gelder, es geht um Investitionen, die enorme Beträge binden, die wir in anderen Bahninfrastruktur-Ausbaubereichen absolut und dringend brauchen würden.

Das ist die Frage, und deswegen bringen wir heute hier zwei Anträge ein, die ich Ihnen kurz vortragen möchte. Der erste Antrag lautet:


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