Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 202

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Parlament eine andere Weltsicht, als Unternehmerin, als Berufstätige, als Hausfrau, als Mutter, als ältere oder jüngere Frau, einbringen.

Ich hatte gedacht, daß es an und für sich möglich sein sollte, die drei Berichte auf einer annähernd sachlichen Ebene zu diskutieren. Denn die Berichte, die nun schwarz auf weiß vorliegen, beruhen nicht auf Spekulationen in die Richtungen: Die Frauen sind ohnehin schon bevorzugt! Die Frauen sind noch extrem benachteiligt!, sondern zeigen wirklich Nachteile und Mängel auf.

Frau Kollegin Haller! Es freut mich sehr, daß Ihre Fraktion heute in so großer Zahl anwesend ist. Ich glaube, das hat auch ein bißchen damit zu tun, daß doch zwei Drittel Ihrer Wähler laut Umfragen nicht Frauen sind und daß Sie da eine Scharte auszuwetzen haben. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir haben aber dazugewonnen! – Zwischenruf des Abg. Ing. Reichhold. )

Ich glaube, am besten beraten ist man damit, wenn man Frauenpolitik so macht, daß man Frauen eine Chance gibt, sie unterstützt, nicht nur eine Frau in den Vordergrund stellt, sondern einige Frauen fördert. Die ÖVP hat das bei der EU-Wahl gemacht, und es hat sich gezeigt, daß das der richtige Weg ist. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wie viele Frauen wählen die ÖVP? 5 Prozent?)

Es gibt bei dieser Diskussion auch etwas sehr Positives, etwas, worüber ich mich sehr freue, Frau Ministerin: Ich habe vor vier Jahren den Vorschlag, der schon relativ detailliert ausgearbeitet war, ein Business-Center in Villach einzurichten, eingebracht. Damals wurde er auch von Ihren Kolleginnen als utopisch und als nicht durchführbar erachtet. Ich freue mich sehr, daß diesbezüglich – nicht nur von mir, sondern wahrscheinlich auch international – Überzeugungsarbeit geleistet wurde und daß Villach die erste Stadt sein wird, in der es ein Business-Center für Frauen geben wird. Das ist sehr erfreulich, das möchte ich hier von diesem Platz aus auch sagen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.) Manchmal dauert es etwas länger, aber wenn es dann verwirklicht wird, ist es sehr positiv.

Aktive Frauenpolitik besteht nicht darin, den Frauen die Möglichkeit zu geben, nur zu Hause zu bleiben oder nur zu arbeiten. Ich meine, die Frau ist eine mündige Bürgerin, die für sich selbst entscheiden soll, welche Lebensplanung sie für sich wählt. Aktive Frauenpolitik ist Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsplatzpolitik, die Frauen sollen die Chance haben, sich ausschließlich für den Beruf oder für sowohl Familie als auch Beruf zu entscheiden. (Abg. Dr. Mertel: Wenn sie einen Job bekommt!) Deswegen geht die Aufforderung sehr wohl auch in Ihre Richtung, denn die aktivste Frauenpolitik ist die Arbeitsmarktpolitik. Ich glaube, wir sind aufgerufen, auf diesem Gebiet aktiv zu sein und etwas zu machen.

Kollegin Silhavy hat gesagt, daß die Frauenpolitik in den letzten 20 Jahren von der SPÖ gemacht wurde. Erstens stimmt das überhaupt nicht, und zweitens wäre das nicht zielführend gewesen. Denn wir sollten es nicht nur einer Partei überlassen ... (Zwischenruf der Abg. Dunst. ) Ich glaube, wir hätten jetzt kein Frauenvolksbegehren machen müssen, wenn ohnedies alles eitel Wonne wäre! (Beifall bei der ÖVP.) Die Berichte zeigen auf, daß einiges im argen liegt.

Ich wollte die Gleichbehandlungsanwaltschaft in einigen Bereichen zitieren, aber jetzt sehe ich, daß das rote Licht blinkt, was in diesem Fall kein gutes Omen ist. – Dennoch: Es ist wichtig, daß wir nicht immer nur generell sagen: Die Frauen sind benachteiligt, sie verdienen um bis zu 42 Prozent weniger, sie haben geringere Aufstiegschancen, Bildungschancen, keine Möglichkeiten zum Wiedereinstieg. Dieser Bericht zeigt in erster Linie Einzelschicksale auf. Es wird schwarz auf weiß anhand von Einzelbeispielen gezeigt, inwiefern Benachteiligungen bestehen und wie diffizil diese sein können.

Ich möchte nur zwei Beispiele bringen: Eine Facharbeiterin im Metallbereich ist im Gegensatz zu den männlichen Facharbeitern automatisch als Hilfskraft eingestuft.

Oder: In einer Mensa wird eine Köchin eingestellt: Sie ist ausgelernte Köchin, wird jedoch nur als Küchenhilfe eingestellt, während ihr Kollege natürlich als Koch aufgenommen wird.


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