Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 63

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erscheint im Vergleich mit der aktiven Arbeitsmarktpolitik, für die nur rund 850 Milliarden Schilling aufgewendet werden, zuviel.

Wir verstehen unter aktiver Arbeitsmarktpolitik Arbeitsplatzbeschaffungsprogramme, Umschulungen, Jobvermittlung oder auch Arbeitgeberförderungen.

In Österreich und Spanien – das hat "profil" jetzt einmal gemeldet – wird das Geld hauptsächlich – unter Anführungszeichen – für das "Stempeln" verwendet. In Schweden hingegen wird mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent, in den aktiven Kampf um mehr Arbeitsplätze investiert.

Da im Sozialausschuß in der letzten Woche eine besondere Eingliederungshilfe für Langzeitarbeitslose beschlossen worden ist, erlaube ich mir, ausführlicher dazu etwas zu sagen. Die Voraussetzung dafür ist: Wenn eine Eingliederung von Beziehern von Notstandshilfe in den Arbeitsmarkt ohne die Gewährung einer besonderen Eingliederungshilfe an den Arbeitgeber nicht erfolgen kann, so kann das Arbeitsmarktservice hiefür den Leistungsaufwand aus der Arbeitslosenversicherung heranziehen.

Betrachten wir die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit parallel mit dem kontinuierlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, so müssen wir sagen, daß es seit dem Beginn der achtziger Jahre zu einer zunehmenden Konzentration der Lasten der Arbeitslosigkeit auf jene Personengruppen gekommen ist, denen es nicht gelingt, binnen kurzer Zeit wieder in das Beschäftigungssystem einzusteigen.

Von den 1995 von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen – in Summe 687 000 – waren 24 Prozent bereits länger als sechs Monate arbeitslos. Wie in den vergangenen Jahren zeigt sich auch 1995, daß das Alter eine bestimmte Größe für das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit ist. Dies wird am Anteil der Langzeitarbeitslosen in den einzelnen Altersgruppen deutlich. Ich kann Ihnen einige Zahlen nicht ersparen.

In der Altersgruppe der 15- bis 18jährigen sind es nur anteilig 6,6 Prozent, in der Gruppe der 30- bis 39jährigen sind es schon 24,3 Prozent, in der Gruppe der 40- bis 49jährigen 29 Prozent, und das steigt dann sprunghaft bei der Gruppe der 50- bis 54jährigen auf 47,7 Prozent an, und bei den 55- bis 59jährigen sind es 51,2 Prozent.

Diese Übersicht zeigt, daß der Anteil der Langzeitarbeitslosen mit zunehmendem Alter kontinuierlich, ab dem 50. Lebensjahr gewaltig ansteigt.

Regionsspezifisch konzentriert sich das Problem auf einige Bundesländer: Niederösterreich, Steiermark, Wien. Das hängt mit branchenspezifischen Schwerpunkten zusammen wie Metall, Handel, Lagerung und dergleichen. Und als Ausgangspunkt von Langzeitarbeitslosigkeit sind primär verringerte Wiederbeschäftigungschancen zu sehen, die vom Beschäftigungssystem und der Angebotskonkurrenz am Arbeitsmarkt herrühren. Vor allem in Branchen mit sinkender Beschäftigung sind hohe Anteile von Langzeitarbeitslosen zu beobachten.

Auch 1996 hat sich die Problematik der Langzeitarbeitslosigkeit nicht entschärft, und die vorliegenden Bestandsdaten bestätigen, daß sich die Wiederbeschäftigungschancen von langzeitarbeitslosen Personen weiterhin verschlechtern. Im Durchschnitt waren von Jänner bis Oktober 1996 rund 68 000 Personen länger als sechs Monate arbeitslos, gegenüber dem Vorjahr waren dies um 4,3 Prozent mehr. Seit dem Frühjahr beschleunigt sich dieser Prozeß. Welche Strategien kann man entwickeln? In der öffentlichen und politischen Diskussion sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene ist die Thematik der Langzeitarbeitslosigkeit verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Die präventiven und reintegrativen Strategien sind zentraler Schwerpunkt im Ressourceneinsatz für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. So ist ein Schwerpunkt der Interventionen des Europäischen Strukturfonds die Integration von Langzeitarbeitslosen.

Auch in den Zielvorgaben des Herrn Bundesministers nimmt dieser Bereich einen zentralen Stellenwert ein – wörtlich zitiert –: Die Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit im Gefolge des wirtschaftlichen Strukturwandels und sozialer Veränderungen stellt eine menschliche, gesell


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