Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 12

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ren. Und weitere rund 200 000 Personen haben sich als Mitglieder, als Spender, als Nahestehende diesen verschiedenen Gruppierungen angeschlossen. Das bedeutet, es handelt sich bereits um eine beachtliche Zahl von Personen, die von diesen verschiedenen Gruppierungen angesprochen, geworben wurde.

Man kann natürlich sagen, einige davon sind harmlos – viele sind aber nicht harmlos! Und deshalb wollen wir uns schützend vor allem vor die Jugend, die verführt werden könnte, stellen. (Beifall bei der ÖVP.)

Nach einer spezifischen Jugenduntersuchung, bei der 1 200 Jugendliche repräsentativ befragt wurden, werden rund 36,5 Prozent der Jugendlichen in Großstädten als sehr gefährdet bezeichnet und 30,5 Prozent der Jugendlichen in ländlichen Gebieten als gefährdet betrachtet. Das ist etwas, was Verantwortliche in der Politik mit Sorge erfüllen muß, und deshalb ist es so wichtig, daß wir diese Aktuelle Stunde dem Problem Sekten widmen.

Ich muß wirklich dem Herrn Bundesminister zu seinem Mut gratulieren. Herr Bundesminister Dr. Bartenstein hat vor wenigen Wochen die Aufklärungsbroschüre "Sekten – Wissen schützt" veröffentlicht. (Der Redner zeigt die Broschüre.) Es erfolgten in den ersten Tagen jeweils 2 000 Anrufe allein über die Hotline im Ministerium, und schon in den wenigen Wochen danach waren die vorhandenen Auflagen einige Male vergriffen. Es sind, glaube ich, schon fast 180 000 Exemplare an den Mann, an die Frau, an den Jugendlichen gekommen. Daran sieht man, daß das kein zu vernachlässigendes, sondern ein ernstes Phänomen ist, mit dem wir uns rigoros auseinandersetzen müssen.

Folgendes darf nämlich nicht sein: daß man glaubt, unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit Menschen auseinanderbringen, gegeneinander aufhussen, trennen und in Schwierigkeiten bringen zu können. Wir sind dafür verantwortlich, daß das nicht passiert. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Um welche Gruppen handelt es sich? – Es ist fast unübersichtlich geworden, wie sich die Entwicklung in den einzelnen Klein- und manchmal größeren Gruppen abgespielt hat. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, daß in Österreich derzeit rund 600 Sekten existieren, teilweise konfliktgeladene, pseudoreligiöse Organisationen, destruktive Kulte – alles mögliche summiert sich unter dem Sammelbegriff "Sekten".

Ich glaube, es ist wichtig, das Signal gesetzt zu haben, daß die Regierung und wir als Nationalrat diesem Phänomen nicht tatenlos gegenüberstehen, sondern mit allen Mitteln Aufklärung betreiben, damit viele, die vielleicht unmittelbar vor der Situation stehen, angesprochen, in eine solche Gruppe integriert zu werden, wissen, worum es geht, und dann rechtzeitig nein sagen. Das ist die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich mache nur einige Bemerkungen dazu, wie Personen zu Sekten kommen können. Ich möchte gewisse Gruppen nicht pauschal verurteilen, aber einer Person – das ist ein Fall, der mir selbst vor wenigen Jahren untergekommen ist; ich habe dann in Form einer Pressekonferenz mit dieser Person deren Schicksal dargestellt – wurden innerhalb von 18 Monaten über Scientology 4,3 Millionen Schilling an Kursbeiträgen für alles mögliche – Seminare, Tests et cetera – entlockt. Daran sieht man, was das alles mit sich bringen kann.

Die Personen werden dadurch angelockt, daß sie zu einem kostenlosen Persönlichkeitstest eingeladen werden – und dann geht es Schritt um Schritt. Die Kursbeiträge werden immer höher.

Ich habe mir von dieser Person eine Aufstellung darüber geben lassen, was sie in diesen eineinhalb Jahren "freiwillig" – unter Anführungszeichen – an Beträgen zu überweisen hatte: 4,3 Millionen Schilling. Es war mühsam, einiges wieder zurückzubekommen.

Es gibt auch viele kleinere Organisationen, die sich in der Größe nicht mit Scientology messen können, die für Kinder und Jugendliche sehr gefährlich sind. Nehmen wir nur die Holosophische Gesellschaft, wo Kleinkinder für das Ziel angehalten werden, mit verbundenen Augen und


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