Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 55. Sitzung / Seite 33

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sinnvoll ist. Natürlich liegt dies zunächst einmal in der Verantwortung des Käufers selbst, der sich das überlegen muß, aber es muß auch ökonomisch nachvollziehbar sein.

Da muß man eines ganz deutlich machen: Es handelt sich nicht um das, was manchmal behauptet wurde, nämlich um einen kreditfinanzierten Kauf, sondern vielmehr um einen aktiven Tausch. Das heißt, statt Eigenmittel einzusetzen, um – nehmen wir an – amerikanische Staatspapiere zu kaufen, kauft die Bank Austria eben Aktien der Creditanstalt. Die Bank Austria verfügt derzeit über Eigenmittel in der Höhe von rund 52 Milliarden Schilling. Der Rahmen, den sie nach dem Bankwesengesetz braucht, beträgt 32 Milliarden Schilling. Das heißt, sie hat einen Veranlagungsüberhang in der Höhe von 20 Milliarden Schilling.

Bei dem niedrigen Zinsniveau, das erfreulicherweise derzeit in Österreich herrscht, ist es gar nicht so einfach, 20 Milliarden Schilling auch wirklich ertragreich und sinnvoll anzulegen. Ich darf daran erinnern, daß es im vorigen Jahr manchmal etwas skurrile Anlageversuche gegeben hat. Das heißt, es war durchaus sinnvoll, diesen Veranlagungsüberhang in eine strategische Beteiligung zu investieren. (Abg. Mag. Stadler: Das nennt er "skurril"?)

Es ist daher ganz deutlich, daß es Eigenmittel sind, die die Bank Austria in diesem Falle für eine strategische Beteiligung einsetzen kann. Und natürlich ist das eine unternehmerische Herausforderung, eine Herausforderung für das Management, wobei es wichtig sein wird, eine entsprechend sinnvolle Kooperation zwischen den Instituten herzustellen.

Es soll auch von unserer Seite ganz klar gemacht werden, daß es gerade bei einem Dienstleistungsunternehmen, wie es eine Bank ist, wichtig ist, daß man im Einvernehmen mit der Belegschaft und nicht gegen die Belegschaft agiert. Es wird daher eine der wichtigsten Aufgaben des Managements sein, dieses Einvernehmen herzustellen. Die flankierenden Maßnahmen, zu denen sich die Bank Austria verpflichtet hat, werden dabei helfen. Ich bin sicher, daß das Management der Bank Austria diese Aufgabe genauso erfolgreich lösen wird, wie sie auch andere Aufgaben der Zusammenführung von Kreditunternehmen erfolgreich gelöst hat. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was sind die Folgen für die österreichische Kreditwirtschaft insgesamt? Es ist richtig: Mit dem Kauf der CA durch die Bank Austria entsteht eine große Bankengruppe in Österreich. Ich betone "Gruppe", es ist ja nicht ein Institut. Die Frage ist nur, wie diese Größe zu beurteilen ist.

Da müssen wir uns von der engen österreichischen Sicht lösen. Seit wir Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes und Mitglied der Europäischen Union sind, gibt es einen internationalen Kapitalmarkt, auf dem sich die österreichische Kreditwirtschaft bewähren muß. Mit der Einführung des Euro wird dieser Wettbewerb noch deutlich stärker sein. Und da muß man zur Kenntnis nehmen, daß wir in Österreich noch ein vergleichsweise zersplittertes Kreditwesen besitzen. Die größten drei Banken in Österreich verfügen zusammengenommen über einen Marktanteil von 30 Prozent. In den Niederlanden verfügen die größten drei Banken zusammengenommen über einen Marktanteil von 70 Prozent. In der Schweiz verfügen die größten drei Banken über einen Marktanteil von 76 Prozent.

Oder um ein anderes Beispiel zu geben: In Bayern – einem Land ungefähr unserer Größenordnung – haben die drei größten bayrischen Banken zusammen eine Bilanzsumme, die um 100 Milliarden Schilling höher ist als die Bilanzsumme sämtlicher österreichischer Kreditunternehmen zusammen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das heißt, die realistische Alternative, vor der die Kreditpolitik hier steht, war folgende: Soll in Österreich eine Bank nach der anderen getrennt in ausländisches Eigentum gehen – oder schaffen wir es, zumindest einen großen internationalen Akteur in Österreich zu haben, der dann auch die österreichische Industrie weltweit bei ihren Geschäften begleiten kann?

Daneben wird es sicherlich auch in Zukunft mittlere Institute geben, die auf regionaler und lokaler Ebene arbeiten. Ich glaube, daß sich damit in Zukunft eine vernünftige Struktur für die öster


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