Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 60. Sitzung / Seite 63

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milienarbeit, und daraus resultieren geringere Versicherungszeiten und höhere Arbeitslosigkeit, auch Langzeitarbeitslosigkeit.

Die Folgen kann man etwa im Sozialbericht 1995 nachlesen: niedrigere Pensionen, niedrigere Sozialleistungen, wie Notstandshilfe, Arbeitslosengeld und Krankengeld.

Stichwort Widersprüchliches: hoher Wohlstand und gleichzeitig Armut. Stichwort Armut: Armut kann jeden treffen, sagt der Bundeskanzler mit Recht, aber besonders gefährdet sind Alleinerzieherinnen und Familien mit geringem Einkommen bei Arbeitslosigkeit, Verschuldung et cetera.

Faktoren, die verstärkt zu Frauenarmut führen, sind beispielsweise Formen der Teilzeitarbeit, Arbeit auf Abruf, Beschäftigung unter der ... (die Rednerin zögert kurz – Ruf bei der SPÖ: Geringfügigkeitsgrenze!) ... Geringfügigkeitsgrenze, danke. Jetzt habe ich fast einen "Filmriß" gehabt. (Abg. Haigermoser: Hoffentlich haben Sie nicht die falsche Rede erwischt!) Hier ist nämlich die Existenz nicht gesichert.

Herr Abgeordneter, ich habe Sie leider nicht verstanden. Aber das ist wahrscheinlich nicht schlimm. (Abg. Haigermoser: Hoffentlich haben Sie nicht die falsche Rede mit!)

Nein, das habe ich vorher kontrolliert. Ich habe nämlich nicht das Problem, das Sie haben: Sie verwenden immer denselben Wortlaut. Ich nehme mir daher auch Unterlagen mit. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Situation der Frau in der Familienwelt bedeutet auch – das habe ich schon erwähnt – die Alleinzuständigkeit für Familienarbeit. Dadurch erbringen die Frauen eine längere Gesamtarbeitszeit und den Großteil der unbezahlten Arbeit; die bleibt ihnen nämlich. Auch hier legen wir ein klares Bekenntnis ab, auch hier haben wir ein Konzept, um geeignete Maßnahmen setzen zu können. (Zwischenruf bei den Freiheitlichen.) – Machen Sie mit?

Einige dieser Maßnahmen nur kurz erwähnt: Sonderprogramme für Wiedereinsteigende nach der Karenzzeit, spezielle Förderungen für Mädchen und Frauen hinsichtlich einer Erweiterung des Berufsspektrums und Förderung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, aber auch arbeitnehmerfreundliche – und das sollte auch heißen: familienfreundliche – Flexibilisierung der Arbeitszeit auf Kollektivvertragsebene.

Wir bekennen uns also zur Offenheit für neue Arbeitsformen. Heute schon gibt es den Trend zu Arbeitszeitformen, die nicht in das herrschende Versicherungssystem fallen. Daher werden wir, wenn wir schon Flexibilisierung wollen, eine Absicherung einziehen müssen. Wegen der besonderen Lebenssituation der Frauen sind diese Arbeitszeiten heute nämlich meist frauen- und auch familienfeindlich. Die echte Lösung einer Flexibilisierung muß für beide Seiten Vorteile bringen. Daher muß verhindert werden, daß Flexibilisierung nur ein Synonym für Lohnkürzungsprogramme und Arbeitsplatzreduktionsprogramme wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir Sozialdemokraten von Gleichbehandlung und Gleichstellung sprechen, so meinen wir damit konkret die gesellschaftliche und wirtschaftliche Gleichstellung der Frauen. Wir brauchen also Lebens- und Arbeitsformen, die den Frauen den gleichen Zugang zur Beschäftigung, den gleichen Zugang zur Ausbildung, den gleichen Zugang zu beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten garantieren, ebenso die Gleichheit des Entgeltes und gleiche Bedingungen am Arbeitsplatz für unselbständig Erwerbstätige, aber auch Selbständige.

Um aber nicht an der Grenze des Privaten – oft hat man den Eindruck, das Private berühre nur die Familie, die Frau, den Mann, die Kinder – zu scheitern, indem die Vorteile des kleineren Teils der Bevölkerung, nämlich der Männer, geschützt werden und die Nachteile der anderen, nämlich der Frauen, verschleiert werden, und dieses Verhalten dann noch als höchst privat eingestuft wird, muß es zu einer Weiterentwicklung, zu einem Bewußtseinsänderungsprozeß und zu einer Weiterentwicklung des Ehe- und Familienrechts kommen.

Ein weiterer Schwerpunkt betrifft unsere Positionen zur Familienförderung. An vorderster Stelle steht nach wie vor der Ausbau von Sachleistungen, wie Kinderbetreuungseinrichtungen in viel


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