Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 34

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derung an die Schüler und ist gekennzeichnet durch eine Jagd auf unsere Lehrer. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Diese Bildungspolitik – von Sozialisten bestimmt und von der ÖVP in vermehrtem Maße mitgetragen – erscheint mir in erster Linie auf Effekthascherei ausgerichtet. Übertitel: Wir schaffen die Noten für die Schüler ab! – Anstatt dessen sollten diese nun die Lehrer beurteilen.

Marian Heitger hat schon recht, wenn er sagt: Diese Form der Schulpolitik ist unehrlich, ist ungerecht, ist unsozial und ist bildungsfeindlich. Anstatt den jungen Menschen bei der schwierigen Aufgabe der Selbsteinschätzung und Selbsterkenntnis zu helfen, scheint es Ziel vor allem der Sozialisten zu sein, in vermehrtem Ausmaß die Selbsttäuschung zu fördern. – Soweit Marian Heitger.

Ich stimme da weitgehend mit ihm überein. Für mich entsteht der Eindruck, daß das Ziel von Scholz und Co., von sozialdemokratischer Bildungspolitik ist, daß der höchste Schulabschluß auch ohne entsprechende Leistungen, ohne entsprechenden Leistungsnachweis erreicht werden kann. – Diese Zielsetzung ist für uns aber nicht die richtige, Kollege Antoni.

Nicht die Lehrer, die sich durch Nachsicht bei Eltern und Schülern beliebt machen, weil sie ein gutes Lehrerzeugnis wollen, unterstützten wir, sondern wir unterstützen Lehrer, die durch Engagement und das Fordern von Leistungen die Schulqualität und somit die Qualität der Ausbildung unserer Jugend garantieren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir werden nicht zulassen, daß die Autorität der – abgesehen von wenigen Ausnahmen – guten Lehrer in Österreich weiterhin von Scholz und Co. untergraben wird! Wir werden nicht zulassen, daß es den Sozialisten in der Bildungspolitik nicht um die wirklich bestmögliche Ausbildung unserer Jugend geht!

Sie haben ja das schon – einmal mehr – im letzten Ausschuß deutlich gemacht, als es um die Behandlung des freiheitlichen Antrages zur Begabtenförderung gegangen ist. Dieser Antrag, der auf der Basis des § 26 des Schulunterrichtsgesetzes eingebracht wurde, fand dort – ohne ausreichende Begründung! – keine Mehrheit, obwohl im § 26 der Grundsatz festgeschrieben ist, daß Kinder eine ihrem Entwicklungsstand entsprechende Ausbildung erhalten müssen. Daß heißt, Kinder, deren intellektuelle, musische, motorische oder soziale Fähigkeiten wesentlich weiter entwickelt sind, als es ihrer Altersgruppe entspricht, sollen nach den Vorstellungen des Schulunterrichtsgesetzes und nach unseren Vorstellungen eine ihrem Entwicklungsstand entsprechende Förderung und Ausbildung erhalten. – Und genau das war Ziel unseres Antrages.

Nicht in der Form, wie es die ÖVP versucht hat, wie es Görg in Wien mit der Sir-Karl-Popper-Schule versucht hat, die ja bereits vor der Eröffnung gescheitert ist, wollen wir die Begabtenförderung in Österreich einführen, nicht durch Segregation, sondern dadurch, daß es auch da eine Integration analog zur Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt. Aber das wird von der SPÖ abgelehnt, und das wird erstaunlicherweise auch von der ÖVP abgelehnt, wiewohl sie immer wieder in Presseaussendungen betont, wie sehr sie sich für die Begabtenförderung in ganz Österreich einsetzt. Nur: Das Ankündigen hält mit dem Handeln nicht Schritt! Kollege Höchtl, der Vorsitzende des Unterrichtsausschusses, hat sich im Zusammenhang mit der Debatte über die Begabtenförderung in letzter Zeit ja wieder einiges geleistet.

Als wir Team-teaching als geeignete Maßnahme für Begabtenförderung an allen Schulen gefordert haben, weil wir der Ansicht sind, daß besonders ausgebildete Zweitlehrer dann über den Kernstoff hinaus auf die Interessen der Hochbegabten eingehen können, wurde das von der ÖVP ganz entrüstet abgelehnt. Gleichzeitig ging aber ein Pressedienst der Jungen ÖVP hinaus, die all das, was wir einen Tag vorher gefordert haben, auf Punkt und Beistrich abgeschrieben und genau die gleichen Forderungen erhoben hat.

Herr Kollege Höchtl! Sie haben vier Tage vor diesem Unterrichtsausschuß genau die gleichen Forderungen erhoben, und weil Sie gewußt haben, daß unser Antrag zur Behandlung steht, haben Sie in der Öffentlichkeit verkündet, Sie werden entsprechende Vorstöße unternehmen. (Abg. Dr. Höchtl: Das wird ja gemacht!) Nur: Geworden ist nichts aus diesen Vorstößen, weil sie


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