Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 140

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Konferenzen entschieden wird. Und dafür tragen auch Sie die Verantwortung, meine Damen und Herren! Darüber werden Sie sich nicht hinwegschwindeln können. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es ist doch so, daß die allgemeinbildenden höheren Schulen übergequollen sind, und durch die Abschaffung der Aufnahmsprüfung haben wir jetzt auch in den berufsbildenden höheren Schulen das Problem, daß der Zuzug enorm ist. Wir haben viel zu viele Lehrer in der Hauptschule, wir bekommen jetzt unter Umständen auch zu viele Lehrer in den Oberstufen des Gymnasiums, aber wir haben zuwenig Lehrer in den berufsbildenden höheren Schulen, und das bei einem Lehrer-Schüler-Verhältnis, das seinesgleichen sucht. Dieses beträgt in Österreich 1: 8. Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt! Dennoch haben wir die Situation, daß wir in bestimmten Schulen zuwenig Lehrer haben.

Da stimmt doch irgend etwas nicht, Frau Minister. Da müssen Sie einmal überlegen, wie Sie hier Abhilfe schaffen können.

Und was ist das Ergebnis dieser verfehlten Bildungspolitik? – Sie haben eine Maturantenschwemme produziert, die heute die Universitäten überlastet, und keiner weiß, wie man der Probleme an den Universitäten Herr werden soll. Professor Skalicky, (richtig) der Vorsitzende der Österreichischen Rektorenkonferenz, hat gestern gesagt, daß er mit immer mehr Studierenden konfrontiert ist, die die Mindestanforderungen nicht mehr erfüllen können. Und die über 50 Prozent liegende Drop-out-Quote bestätigt eindrucksvoll, daß Sie in den letzten Jahrzehnten den falschen Weg in der Bildungspolitik gegangen sind. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Auf der anderen Seite sind wir mit der Situation konfrontiert, daß immer weniger Betriebe bereit sind, Lehrlinge einzustellen. Unter vielen anderen Gründen spielt sicherlich auch der eine Rolle, daß kaum jemand mehr, der irgendwo einmal eine erste Klasse eines Gymnasiums besucht hat, bereit ist, den Weg der Lehrlingsausbildung einzuschlagen. Deshalb sagen natürlich auch die Lehrherren: Das, was an wirklich schlechten Voraussetzungen bei denen vorhanden ist, die eine Lehre antreten wollen, das wollen wir nicht unbedingt in unserem Betrieb haben – abgesehen von den diversen Gesetzen, die die Lehrlingsausbildung für den Lehrherrn auch sonst noch erschweren und behindern.

Das heißt also – ich sage es wirklich so dramatisch, wie es ist –, mit wenigen Ausnahmen bewirbt sich nur mehr eine Negativauslese um Lehrstellen. Das ist ein Problem, das auch auf diese verfehlte Bildungspolitik zurückzuführen ist.

Das Experimentierfeld Schule nach dem Motto: Jedem linken Pädagogen sein Experiment und sein Versuchskaninchen! ist gescheitert. Es ist den Zauberern entglitten, es ist Scholten, Busek und leider auch Ihnen, Frau Bundesminister, entglitten. Es ist auch in zunehmendem Maße, wie man jetzt hört – und dem stimme ich ja zu –, unfinanzierbar geworden. Trotzdem lassen längst fällige Reformen, zum Beispiel im Bereich der Schulverwaltung, auf sich warten.

Frau Bundesminister! Ich bin neugierig, wann Sie die gewaltigen Einsparpotentiale in den Landesschulräten, in den Bezirksschulräten einmal angehen. Die liegen immer noch brach, weil der rot-schwarze Proporz auch in Sparpaketszeiten dort fröhliche Urständ feiert. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Da wäre einmal einzusparen! Da gibt es gewaltige Potentiale, die einzusparen sind: bei den Präsidenten, den Vizepräsidenten, den Vizevizepräsidenten und was es da alles gibt.

Ich lehne es ab, daß jetzt, wo der Druck steigt, die Lehrer einzig und allein zum Sündenbock gemacht werden, wie man es hier immer wieder versucht (Abg. Dr. Schmidt: Die Politiker, nicht die Lehrer!) ; auch seitens des Wiener Stadtschulratspräsidenten, Frau Kollegin Schmidt. (Abg. Dr. Schmidt: Die Politiker, Herr Kollege!) Die alleinige Verantwortung liegt wohl bei denen, die die Rahmenbedingungen geschaffen haben, innerhalb der die Lehrer agieren müssen, und diese Rahmenbedingungen sind eindeutig rot-schwarz eingefärbt. Darüber brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie beim Liberalen Forum.)


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