Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 166

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Kollege Puttinger! Ich kann Ihnen eines sagen: Als damals Kollege Lukas noch Chef der Österreich Werbung war, haben immerhin noch die Zahlen gestimmt – heute sind wir von den Wunschzahlen weit entfernt. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wenn man sich die Beantwortung der Frage 8 anschaut, dann muß man sich das auf der Zunge zergehen lassen. Man gewinnt da den Eindruck, man will solche Fachmessen organisieren und unter sich bleiben, man will, daß ja keine Fremden dorthinkommen. Die Antwort auf die Frage 8 ist köstlich: "In der Vergangenheit wurde von österreichischen Fachbesuchern vehement eine effektive Kontrolle für den Zugang zum Fachbesucherbereich gefordert." – Von den österreichischen! Also die ausländischen Interessenten haben sich offensichtlich nicht darüber aufgeregt, aber die Österreicher wollten dort eher eine "Inzuchtveranstaltung" abhalten, dieselben "Inzuchtveranstaltungen", wie sie die ÖVP abhält. Aufgrund dieser "Inzuchtveranstaltungen" hat die ÖVP in den letzten 20 Jahren 70 Prozent ihrer Wähler verloren und die FPÖ um das Siebenfache zugelegt. Das ist Ihre politische Arbeit. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie sagen immer wieder, die Österreich Werbung arbeite gut. Man muß sich aber die Beteiligungsverhältnisse dort einmal anschauen: 60 Prozent Bund, 20 Prozent Kammer, 20 Prozent Länder. Da müßte man eigentlich der Auffassung sein, daß sie untereinander kommunizieren, daß man sich untereinander abspricht, was man tut. Da habe ich ein Rundschreiben aus der Steiermark bekommen: Wanderinitiative der Österreich Werbung. Ersuchen um Nichtteilnahme der steirischen Orte und Regionen. Nachdem bereits fünf Bundesländer vorher schon abgelehnt haben, bei dieser Aktion mitzumachen, kommt über Auftrag der Österreich Werbung über eine Firma, nämlich die Firma ITA, ein Aviso, daß mit steirischen Orten Akquisitionsmaßnahmen in der Größenordnung zwischen 50 000 und 100 000 S vorgesehen sind. Das ist dieselbe Firma ITA, die auch den Weinprospekt macht, und das ist dieselbe Firma ITA, die von der Größenordnung her wahrscheinlich das Ganze gar nicht veranlassen kann, denn sie hat laut KSV-Mitteilung ein Umsatzvolumen von einer Million Schilling im Jahr. Ja, bitte, was läuft denn dort? Eine Million Umsatz im Jahr, das muß doch allein mit einer Werbeaktion zu lukrieren sein. Was ist denn das für eine Firma? Das wäre einmal zu untersuchen.

Was ist denn das für eine Firma, die einfach in die Bundesländer auf Akquisition geht, obwohl von den Bundesländern dezidiert gesagt wird, daß solche Akquisitionsmaßnahmen dort nicht stattzufinden haben?

Auch bei einer Sitzung am 5. Februar 1997 betreffend Werbemittelproduktion wurde ganz klar vereinbart, daß seitens der Österreich Werbung keine Aktionen auf Länder- und regionaler Ebene gestartet werden. Aber dann macht man es trotzdem und schickt diese Firma ITA ins Feuer.

Da gibt es aber noch etwas, das zeigt, wie diese Werbeaktivitäten der Österreich Werbung vor sich gehen. Sie kennen genau die Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht zwischen dem Herrn Höferer und einer leitenden Mitarbeiterin, die kritisiert, daß die beklagte Partei, nämlich die Österreich Werbung, gar nicht in der Lage ist, zeitgerecht ein Tourismus-Konzept für den Sommer-Tourismus 1997 vorzulegen – das war im März 1997 –, obwohl bereits sämtliche Bundesländer ihre Werbekonzepte vorgetragen haben.

Dasselbe galt für die Wintersaison 1996/97, wo man ebenfalls erst am 11. Oktober die Werbekampagne vorgestellt hat. Am 11. Oktober, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Wintersaison im Grunde genommen bereits fast ausgebucht sein sollte, wird eine Werbeaktion gestartet, mit der Strategie "Alltag raus, Österreich rein". Wenn bei der Market-Untersuchung einer Werbeaktion die Benotung höher ist als zwei, dann wird jeder vernünftige Marketing-Mensch die Strategie genau hinterfragen, dann ist diese Aktion entweder rasch zu ändern oder abzublasen. Diese Aktion hat die Benotung "mehr als drei" bekommen, und Herr Höferer als Geschäftsführer der Österreich Werbung hat überhaupt keine Veranlassung gesehen, dort einzugreifen und etwas abzuändern.


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