Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 196

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Dazu kommt noch die Situation eines Jugendlichen, der keine Arbeit findet. Wir alle haben das wahrscheinlich noch nicht erlebt. Wir tragen in unseren Unterlagen zwar viele Interventionen mit uns herum, können uns das aber vielleicht gar nicht genau vorstellen. Es muß ganz schlimm sein, wenn ein Jugendlicher, der eine Ausbildung absolviert hat, keinen Job findet. Daher müssen wir in diesem Bereich, obwohl schon viel geschehen ist, noch sehr viel tun.

Wir müssen – das wurde auch bereits betont – an diesem dualen Ausbildungssystem festhalten. Eine Entkoppelung der Lehrinhalte von der konkreten betrieblichen Praxis würde die Unternehmen zwingen, hauptberufliche Ausbildner einzustellen. Das würde jedoch die Kosten erhöhen und kann nicht der richtige Weg sein.

Abschließend meine ich daher, daß wir auch in Zukunft weitere Maßnahmen setzen müssen, um den Lehrberuf wieder ins richtige Licht zu rücken. Denn gerade die Förderung von Lehrlingen ist eine Investition in das zukünftige Unternehmertum! – Danke schön! (Beifall bei der ÖVP.)

21.05

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Krammer. – Bitte.

21.05

Abgeordnete Dr. Christa Krammer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Ich kann nur an das anschließen, was Herr Kollege Steindl gesagt hat: Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist der Politik – und ich füge, weil es wahr ist, hinzu: gerade der sozialdemokratischen Politik – ein sehr großes Anliegen. Auch in der Bevölkerung ist das absolut ein Thema, das in vielen Vorträgen und Diskussionen besprochen wird.

Wir versprechen uns von den neuen Technologien eine Fülle von Arbeitsplätzen. Vieles, was in diesen Diskussionen und Vorträgen gesagt wird, ist vielleicht unerfüllbare Zukunftsmusik, aber so manche der dort vorgetragenen Visionen wird wahrscheinlich von der Wirklichkeit nicht nur ein geholt, sondern über holt.

In manchen Teilen der Bevölkerung bleibt nach derartigen Diskussionen und Medienberichten sicherlich ein gewisses Gefühl der Unsicherheit. Denn so mancher Jugendliche muß sich unweigerlich die Frage stellen: Wird es den Beruf, den ich gerade lerne oder den ich zu lernen beabsichtige, in einigen Jahren überhaupt noch geben? Welche Betätigungsfelder gibt es denn für mich, wenn ich mich für gerade diese Ausbildung entscheide? Wie zukunftsorientiert ist denn das, was ich machen möchte? Und vor allem: Welche Möglichkeiten der Weiterbildung stehen mir offen?

Das sind natürlich wesentliche Fragen, die Antworten erfordern. Eine Antwort geben wir nun mit dem Gesetz über die Berufsreifeprüfung. Denn wenn man ständig von Flexibilität spricht und diese von den Arbeitnehmern einfordert, wenn man von ständigem, lebenslangem Lernen redet, dann muß man auch Sorge tragen dafür, daß die so oft beschworene Flexibilität und das so oft geforderte und herbeigeredete lebenslange Lernen auch möglich werden.

Das wird es, indem wir zuerst einmal die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Denn für den Gesetzgeber, das heißt für uns, gilt es, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren und für den Arbeitnehmer die Basis, die besten Voraussetzungen für seine den Erfordernissen entsprechende Neuausbildung zu schaffen, damit es für seine Weiterbildung kein Hindernis gibt, an dem er nicht vorbeikommt. Er muß in die Lage versetzt werden, sich im zweifellos sehr harten Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Das kann er aber nur dann, wenn er sich soviel wie möglich an Wissen und neuem Wissen aneignen kann. Er darf – dafür müssen wir Sorge tragen und ihm die Voraussetzungen schaffen – im sehr harten Verdrängungswettbewerb nicht untergehen. Wenn wir unsere Verantwortung ernst nehmen, müssen wir uns in jeder Hinsicht – im Sinne gesamtstaatlicher Interessen und im Sinne individueller Interessen des Bürgers – bemühen, Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen.

Das Gesetz trägt natürlich nur der momentanen Situation Rechnung, das ist richtig. Niemand von uns wird nun behaupten, daß mit diesem Gesetz ein für allemal alle Möglichkeiten berücksichtigt wurden. Wir werden natürlich ständige Anpassungen vornehmen müssen. Das ist


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