Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 210

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größtmögliche Förderung aller Begabungen und Talente, weitestgehende Berücksichtigung der harmonischen Entwicklung aller Fähigkeiten, mit dem Ziel, eine intelligente, verantwortungsbewußte, tolerante, zu sozialem Engagement fähige Person, eine Humanistin beziehungsweise einen Humanisten, mit einem gut entwickelten Sinn für Kreativität hervorzubringen.

Man kann nun der Ansicht sein, zur Erreichung dieses Ziels könne man auf die populäre Art rasch einen Antrag à la Schweitzer einbringen. Man kann aber auch systematisch gute Bildungspolitik machen, wie wir das mit unserer Frau Ministerin in den letzten Jahren und auch schon davor zu leisten versucht haben. Was heißt das? – Ein differenziertes Schulsystem als Primärangebot: Dieses bietet viele Möglichkeiten zur Begabtenförderung, wie sie etwa im Zielparagraphen der österreichischen Schule genannt ist, nämlich Hervorbringung und Förderung aller Talente und Begabungen gemäß den Neigungen und Fähigkeiten.

Weiters: Schulaufsicht und Schulleistungen ernst nehmen! Bei genauerem Studium konnte ich sehen, daß die allgemeine Weisung zur Schulaufsicht sehr genau und auf sehr moderne Weise auf die Förderung der Begabungen verweist und sie auch einfordert. Es ist dort nicht vom alten "knüppelhaften Hineinprügeln" und wieder "Herausprügeln" durch die Lehrer die Rede, sondern vom Beraten, Fördern, Konfliktlösen und davon, darauf zu achten, wie weit die sozialen, intellektuellen und kreativen Begabungen beim einzelnen Schüler gefördert werden können.

Ich will nun einige Beispiele nennen, von denen wir sagen können, daß sie in letzter Zeit erfolgreich waren und erfolgreich sein werden. Eine Begabtenförderung wird künftig, so unser Vorhaben, in den allgemeinen didaktischen Grundsätzen des Lehrplanes festgeschrieben. Vermehrte Bildungsgespräche und Vorbereitung auf die Berufs- und Arbeitswelt sollen vor falscher Berufs- und Schulwahlentscheidung schützen.

Schulautonomie und Wahlpflichtfächer, Freigegenstände und unverbindliche Übungen ermöglichen eine sehr individuelle Form der Begabtenförderung. (Zwischenruf der Abg. Schaffenrath. ) Die Teilrechtsfähigkeit und die Öffnung für Werbetätigkeit werden in diesen Bereichen wieder etwas budgetäre Luft schaffen. Klassen zu überspringen ist schon jetzt möglich und soll durch ein schnelleres Schuleingangstempo gefördert werden.

Besonders freue ich mich, daß es der Frau Bundesministerin mit einer Mädchenbildungs- und Mädchenförderungsoffensive gelungen ist, auf die deutlich nachgewiesenen unterentwickelten technischen Begabungen hinzuweisen.

Diese Reihe ließe sich fortsetzen, von der Olympiade über den Begabtenförderungsfonds bis zu den großartigen Leistungen, die im Hervorbringen von Patenten und weiteren ganz besonderen Spitzenleistungen liegen.

Ich komme zum Schluß: Begabtenförderung ist meiner Ansicht nach im Verständnis eines modernen Bildungssystems ein absolutes Muß, eine Verpflichtung im Sinne einer humanistischen Gesinnung. Das automatische Hervorbringen von Genies ist damit nicht gemeint, sehr wohl jedoch die Enttabuisierung des Elitebegriffs. Wer Eliten transparent fördert und ihre Qualität laufend modern diskutiert, verhindert, daß feudalistische, subtil machtpolitische Eliten eines Tages in Österreich das Sagen haben. Schaffen wir ein Klima, das die richtigen Eliten, die richtigen Begabten, die richtigen Talente, die richtigen Humanisten hervorbringt! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

22.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Am Wort ist Frau Abgeordnete Motter.

22.03

Abgeordnete Klara Motter (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte über die Tagesordnungspunkte 6 und 7 gibt uns noch einmal die Möglichkeit, über Bildungspolitik zu sprechen. Ich bin froh darüber, daß diese Debatte bisher – wie auch beim vorigen Tagesordnungspunkt – sehr ruhig abgelaufen ist.


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