Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 54

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produzenten; das sind Produzenten, die ihr Geld damit verdienen, daß sie, und zwar lange Jahre hindurch, vom ORF Geld bekommen, um eine Produktion abzuwickeln, diese nicht dann mit Gewinn zu verkaufen, internationale Verbindungen im Filmgeschäft zu erhalten und aufzubauen, mit Verleihern Verträge abzuschließen und so weiter.

Zweitens: Die Filmförderung war immer das Stiefkind im Kunstbudget. Einerseits gibt man dem Film nicht die steuerlichen Möglichkeiten durch Abschreibmodelle, sondern regelt das über Transfermodelle. Wenn wir einen Vergleich heranziehen: Die Bundestheater nehmen 2,4 Milliarden Schilling netto, das ÖFI, also das Filmförderungsinstitut, 105 Millionen Schilling. – Das zur Disparität und zur Wertigkeit, die wir dem Film zuordnen.

Daß sich diesbezüglich trotz der Schwerpunkte, die der Herr Bundeskanzler verkündet hat, im Budgetansatz nichts geändert hat, daß hier mittelfristig an keine Maßnahmen gedacht ist, ist bedauerlich. Der Herr Bundeskanzler hat im Ausschuß gemeint, es seien 200 Millionen Schilling Rücklagen gebildet worden. Ich bin dem nachgegangen, und man hat mir gesagt, das wäre im Bereich der Mythen und Sagen.

Trotzdem: Es gibt auch eine positive Nachricht dazu. Es ist heute das Filmförderungsgesetz durch den Ministerrat gegangen. Ich glaube, das ist ein guter, neuer Zugang zu diesem Thema. Es ist ein erster Schritt. Die Verhandlungen sind, glaube ich, sehr konstruktiv und sehr positiv abgelaufen. Wir haben uns sehr bemüht, unsere Vorstellungen diesbezüglich einzubringen.

Der zweite Punkt ist die Architektur. Ich glaube, wir hatten auch eine Enquete hier im Parlament über Architektur. Der Herr Bundeskanzler hat gemeint, das wäre ein Schwerpunktthema. Ich glaube, es ist zuwenig, wenn man das nur sagt, man sollte dem auch Taten folgen lassen. Ich könnte mir vorstellen, daß es ein Zentrum oder eine Clearingstelle für Architektur gibt – ähnlich dem, was es in Wien mit dem Architekturzentrum gibt, Hilfe vor Ort quasi. Man sollte, wie Architekten meinen, nicht immer nur auf die Bürgermeister einprügeln, weil sie erste Bauinstanz sind, sondern man muß ihnen in dieser schwierigen Zeit, in der die Menschen immer schwerer Zugang zur Architektur finden, auch eine Möglichkeit der Beratung und der Hilfestellung zukommen lassen. Das könnte durchaus eine Initiative des Bundes sein.

Zweitens: eine Maßnahme zur verstärkten Wahrnehmung der Bauherrenschaft. Das wurde des öfteren bei dieser Enquete moniert. Das bedeutet, daß sich die Architekten im Wirrwarr, im Dschungel der verschiedensten Kompetenzen der Projektmanager, der Facility-Manager und der Bauabwickler zurechtfinden müssen. Alle zusammen lösen die Verantwortung und die Verantwortlichkeiten auf. Es gibt keinen Bauherrn mehr. Mit dem Bauherrn – so meinen die Architekten – könnte auch der Architekt verschwinden und mit dem Architekt die Architektur.

Drittens: Wir haben in unserem Land große Defizite im Bereich der Copyrights. Auch Architektur hat etwas mit Copyright zu tun. Das hängt damit zusammen, daß unsere Wertschätzung für originäre intellektuelle und kreative Leistungen nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint. Wir bewerten das Makeln mit Häusern höher als die Planung von Häusern. Wir bewerten Bauaufsicht höher als das Erfinden des Baus. Ablesbar ist das, wenn man sich durch die Landschaft bewegt und kritisch das verbaute Gelände anschaut. Sie werden selbst wissen, was ich damit meine. Daß wir damit in Europa nicht allein sind, ist auch klar. Ungefähr 5 Prozent der umbauten Umwelt wird durch Architekten gestaltet. Ich glaube, hier ist eine Initiative wirklich notwendig und es bedarf mehr als nur einer Ankündigung.

Herr Bundeskanzler! Sie schulden, wenn für Sie die Architektur wirklich ein Schwerpunktthema ist, diesem Land einen essentiellen und existentiellen Diskurs über die Architektur: Was ist für Sie Architektur? Wie schaffen wir in der Bevölkerung ein Bewußtsein für Architektur? – Ich danke Ihnen schön. (Beifall bei der ÖVP.)

14.38

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Mag. Stoisits zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.


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