Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 105. Sitzung / Seite 64

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wir dann in das Auto steigen, werden wir mit der Senkung der Promille-Grenze von 0,8 auf 0,5 Promille sehr wohl verändern. Damit werden wir ein neues Bewußtsein schaffen, genauso wie wir mit dem "Führerschein auf Probe" ein neues Bewußtsein bei unseren jungen Leuten geschaffen haben.

Unsere Kinder, unsere 18-, 19jährigen trinken – und ich finde das bewundernswert – wirklich keinen Tropfen mehr! Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß ich es, als ich vor, was weiß ich, 25 oder fast 30 Jahren den Führerschein gemacht habe, nicht so streng damit gehalten habe. Eigentlich war ich als junger Mensch verantwortungsloser, als es die jungen Leute heute sind. (Beifall beim Liberalen Forum. – Abg. Dr. Fuhrmann: Mit weniger Bewußtsein ausgestattet!)

Wir sollten, meine ich, noch einen weiteren Schritt machen und diese Senkung der Promille-Grenze von 0,8 auf 0,5 Promille als etwas ganz Neues begreifen: Sie soll unser Verhalten insgesamt in der Freizeit, beim Besuch eines Gasthauses, eines Zeltfestes oder des Heurigen ändern. Ich glaube, daß die Vertreter der Weinbauern von Achs bis Zweytick und die Vertreter der Wirte, wer immer das sein mag, oder die Vertreter der Brauereien und der Schnapsindustrie falsch beraten sind, wenn sie glauben, daß man, wenn es ein hohes Alkohollimit gäbe, "on the long run", am langen Weg, mehr umsetzen würde. Das ist meiner Ansicht nach der klassische Fall von falsch verstandenem Lobbyismus, von dem ich noch vor Wochen in vielen Briefen, von welchen Institutionen auch immer – ersparen Sie es mir, sie heute hier beim Namen zu nennen –, lesen mußte.

Neue Partnerschaft zwischen Kunden und Gastwirten, neue Gästeorientierung bedeutet Verantwortung übernehmen. Ich habe hier einen Alkomaten, einen Alko-Tester (der Redner zeigt einen solchen vor) , der kostet nicht einmal 1 000 S. Was können denn wir Gastronomen dazu tun, daß die Eigenverantwortung der Gäste gestärkt wird? Einen solchen Alkomaten um 1 000 S werden wir uns leisten können, und wir können dem Gast, der nun einmal zuviel getrunken hat – und das wird es immer geben –, sagen: Komm, blas’ da hinein! – Und wenn sich dann herausstellt, daß er nicht fahrtüchtig ist, werden wir ihm sagen: Komm, ich fahr’ dich nach Hause!, oder wir werden ein Taxi rufen. (Beifall beim Liberalen Forum sowie bei Abgeordneten der SPÖ und der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Das ist richtig!)

Das sind Dinge, meine Damen und Herren, die wir tun müssen!

Wir werden darüber nachdenken müssen, ob es nicht in vielen Zeiten im Jahr in unseren Häusern Zimmer geben sollte, die wir für eine Kurzübernachtung – man nennt das heute eine "late arrival rate" – nach einem Restaurantbesuch zu einem stark reduzierten Preis zur Verfügung stellen.

Was die Heurigenbesuche und Zeltfestbesuche anlangt, wird man sich die Frage stellen müssen, ob es dafür nicht noch viel mehr Zubringerverkehr wird geben müssen. Einen Zubringerverkehr gibt es nämlich schon! Ich kenne Betreiber von Zeltfesten, die jetzt schon dafür sorgen, daß es jede Viertelstunde einen Bus gibt, der die Besucher nach Hause bringt.

Es gibt gerade bei Zeltfesten die Unkultur des Autofahrens in betrunkenem Zustand. Aber der soziale Druck auf die kontrollierende Gendarmerie ist wirklich abzulehnen! Diesen sozialen Druck gibt es tatsächlich, der da lautet: Du darfst mir das Geschäft nicht nehmen! – Wäre es nicht viel besser, statt den Polizisten oder den Gendarmeriepostenkommandanten unter sozialen Druck zu setzen, zu sagen: Organisieren wir doch einen Busverkehr, und jede Viertelstunde fährt ein Bus in die eine oder in die andere Richtung!? (Beifall beim Liberalen Forum sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Wenn jetzt viele Weihnachtsfeiern stattfinden: Glauben Sie nicht, daß man das Problem des Heimfahrens nach den Weihnachtsfeiern besser mit Sammeltaxis und anderen Instrumenten als mit dem Nach-Hause-Fahren in betrunkenem Zustand lösen kann?

Meine Damen und Herren! Diese Entscheidung ist mir als Hotelier und Gastronom nicht leichtgefallen, ich habe umdenken müssen. Ich freue mich, daß nach der negativen Entscheidung im


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