Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 112

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An wen richtet sich der Duktus dieser Dringlichen Anfrage in Wirklichkeit? (Abg. Dr. Partik-Pablé: An den Bundeskanzler!)  – Bitte gehen Sie doch zum Herrn Peymann und diskutieren Sie mit ihm aus, ob das Dramolett gut, schlecht, notwendig oder sonst etwas war. Was haben wir damit zu tun? Warum soll man das hier diskutieren? (Heiterkeit bei der SPÖ.)  – Das ist eine Sache, die der Direktor des Burgtheaters künstlerisch zu entscheiden hat. Ich kritisiere es. Ich gehe sogar soweit, daß ich es bewerte: Otto Mühl war nie ein Schriftsteller. Ich sehe keinen künstlerischen Wert darin. Aber das ist Sache des Burgtheaterdirektors! Machen Sie dort die Anfrage und nicht hier! (Beifall bei der SPÖ.)

Etwas anderes ist es vielleicht, was das Museum betrifft. Da gibt es viele internationale Meinungen und Ausstellungen der Bilder. Man kann unterschiedlicher Meinung dazu sein. Machen Sie die Dringliche Anfrage an Noever! Stellen Sie ihm die Frage, diskutieren Sie mit ihm! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie wissen, daß das nicht geht! Tun Sie uns nicht frotzeln!) Was wollen Sie hier? Sie tun so, als könnten wir, das Parlament oder die zuständigen Ressortleiter, entscheiden, ob Noever das ausstellt oder Peymann das veranstaltet. Das ist das Trickreiche! Das ist die Doppelzüngigkeit! Das ist der Skandal, wie Sie diese Diskussion hier führen! (Beifall bei der SPÖ.)

Da halte ich es in einem gewissen Sinn mit Gerhard Amendt, der im "Standard" vom 20. Februar gesagt hat (Abg. Mag. Stadler: Dem Bundeskanzler ist deine Rede peinlich!) : "Claus Peymann gibt die Bühne frei für das selbstmitleidige Gestammel eines Uneinsichtigen, uneinsichtig deshalb, weil er kein Gefühl für die Leiden jener hat, die er beschädigte. Statt dessen wähnt er sich selber als Opfer einer nach Rache dürstenden Justiz." – Eine völlig richtige Formulierung, ich schließe mich dem vollständig an. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Der Bundeskanzler ist nicht überzeugt von der Rede, wenn das stimmt, was er uns weisgemacht hat!)

Ich möchte noch einen Satz hinzufügen. Es steht hier auch: "Warum hat Peymann Groër und Mühl nicht gemeinsam auftreten lassen? Beide fühlen sich mißverstanden und zu Unrecht verfolgt." – Ich würde ganz gerne einmal von Groër-Verteidiger Stadler einige Worte dazu hören. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Denn am selben Tag, am 20. Februar, sagte der spätere Kardinal Schönborn in der "Kathpress" zu Groër: Ein Wort des Bekenntnisses und der Vergebungsbitte wäre zu finden. – Wo ist da eigentlich Ihre Kritik? – Doppelzüngig, doppelseitig, doppelte Moral: Das ist Ihre Politik! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Dr. Partik-Pablé. )

Da wir schon bei der Doppelzüngigkeit sind: Herr Dr. Haider! Wo ist eigentlich Ihre Kritik an Peter Sichrovsky? – Er ist immerhin Ihr EU-Abgeordneter. Sie müssen gewußt haben, wer Peter Sichrovsky ist, als Sie ihn damals zu Ihrem EU-Abgeordneten gemacht haben. Sie kennen ihn sehr gut, er schreibt Ihre Bücher. Er muß also ein echter Spezi von Ihnen sein. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Also müssen Sie wissen, wie er denkt und wie er gedacht hat.

Im "Standard" hat es einen interessanten Artikel gegeben, der weit über das Buch hinausgeht – den "Standard"-Artikel muß man lesen –: "Das Sonnenreich des Aktionisten" von Peter Sichrovsky. Dabei ist ein herrliches Foto von der netten Bucht, in der die Mühl-Kommune sitzt. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Da hat aber niemand gewußt, daß das ein Kinderschänder ist!)

Dann kommen Verharmlosungsorgien: Die Auswüchse von damals sind bekannt. Heute lächeln die noch übriggebliebenen Mitglieder selbst darüber – über die Experimente der freien Sexualität und so weiter. – Dann beschreibt er ein bißchen die Kommerzialisierung. Trotzdem: Nach dem Motto "Glückliche Hühner legen die besseren Eier" hat Mühl rechtzeitig erkannt, daß ein kommerzieller Erfolg in der rauhen Wirklichkeit auch einen gewissen Freiheitsraum erfordert. (Abg. Dr. Haider: Da merkt man, daß du keine Kinder hast! Da merkt man, daß du keine Kinder hast!) – Kinder? – Da haben wir sie schon. Peter Sichrovsky: Die Unbefangenheit, die Fröhlichkeit, das freie Bewegen und Zugehen auf die Erwachsenen und andere Kinder ist man einfach nicht gewöhnt. – Das ist eine Verharmlosung: Peter Sichrovsky! (Abg. Dr. Haider: Man merkt, daß du keine Kinder hast, weil dir alles Wurscht ist! Man merkt, daß du keine Kinder hast!)


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