Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 165

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nicht oder kaum Erwähnung gefunden haben, beispielsweise die Nationalbibliothek oder das Bundesdenkmalamt.

Es sei mir daher gestattet, einige Worte zu jener Institution zu sagen, die im Bewußtsein der Bevölkerung kaum verankert ist, aber einen ganz wichtigen Bestandteil der Bewahrung des historischen Kulturgutes darstellt, nämlich das Bundesdenkmalamt. Man darf darüber hinaus nicht vergessen – wenn man die Sache von der wirtschaftlichen Seite her betrachtet –, daß sich die Tätigkeit des Bundesdenkmalamtes letztlich über die Umwegrentabilität auch wirtschaftlich sehr positiv niederschlägt.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Der Denkmalschutz ist in Österreich Bundessache, und zwar sowohl in Gesetzgebung als auch in Vollziehung. Ich erinnere nur an folgendes: Vor Jahren fand eine "Verländerungsdebatte" statt, das heißt, es gab und gibt offensichtlich noch immer Kreise in unserem Lande, die den Denkmalschutz verländern wollen. Ich kann mir nicht gut vorstellen, daß im Burgenland andere Voraussetzungen für den Denkmalschutz herrschen als beispielsweise in Niederösterreich oder in Vorarlberg. Wir können es uns als Land mit einem solch reichen historischen Erbe ganz einfach nicht leisten, uns in bezug auf den Denkmalschutz zu zersplittern. Ich möchte also all jenen, die eine solche Verländerung noch heute betreiben, eine deutliche Absage erteilen.

Die Hauptaufgabe des Denkmalschutzes ist eben die Förderung der Restaurierung, der Instandhaltung und Instandsetzung von Denkmälern. Im Jahre 1996 standen dafür 210 Millionen Schilling zur Verfügung; vielleicht ist das noch immer oder sicher zuwenig, wenn man so will. Aber das ist quantitativ immerhin eine gewaltige Steigerung gegenüber dem Vorjahr, nämlich um über 100 Millionen Schilling.

Es gibt mehr als 5 000 bewegliche und unbewegliche Denkmalobjekte, die es in diesem Land im Rahmen des Denkmalschutzes zu sanieren, revitalisieren, restaurieren und konservieren gilt. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die uns erwartet. Darüber hinaus ist das Spektrum der Aufgabengebiete des Bundesdenkmalamtes angefangen von behördlichen Tätigkeiten – in erster Linie wissenschaftlichen Tätigkeiten – über Beratungstätigkeit für Denkmaleigentümer bis zur Vergabe von Subventionen, sehr breit gestreut und sehr wichtig.

Die im sogenannten öffentlichen Interesse zu schützenden Denkmäler reichen von Schlössern und Burgen über Klöster und Kirchen mit ihren Ausstattungen und Einrichtungen, weiters über städtische und dörfliche Ensembles bis hin zu Wohnbauten und Industrieanlagen. Ich möchte besonders letztere hervorheben, weil im Bereich der Industriearchäologie, im Bereich der Industriegeschichte in Österreich noch vieles aufzuarbeiten ist. Wenn man schaut, wo beispielsweise in Niederösterreich Landesausstellungen stattfinden, dann merkt man, daß es sich in der Regel um Schlösser, Burgen, Kirchen, Klöster handelt. Nur in einem einzigen Fall fand eine Ausstellung in Räumlichkeiten, die der Industriearchäologie zuzurechnen sind, statt. Und das ist mir ganz einfach zuwenig.

Ich möchte deshalb darauf hinweisen, daß ich in Ausübung meiner Tätigkeit im Industrieviertel-Museum Wr. Neustadt bereits einige Erfolge erzielen konnte, was die Erhaltung von Industriedenkmälern im Raum Wr. Neustadt betrifft. Wir sind gerade dabei, das Projekt Nadelburg in Lichtenwörth – es handelt sich hiebei um die älteste geschlossene Arbeitersiedlung Mitteleuropas – voranzutreiben, und wir sind auch dabei, eine "Industrie- und Handelsstraße Niederösterreich Süd" ins Leben zu rufen. Da bedarf es nicht nur materieller Güter, sondern es muß auch mit Idealismus dahintergestanden werden, damit diese Projekte verwirklicht werden können. Wir sind auf dem besten Wege dazu. Wir brauchen allerdings in verstärktem Maße die Unterstützung der öffentlichen Hand.

Sehr geschätzte Damen und Herren! Abschließend möchte ich meinen Dank an jenen Mann richten, der durch viele Jahre hindurch das Bundesdenkmalamt geführt hat, nämlich Präsident Dr. Sailer. In den neuen Präsidenten setzen wir große Erwartungen. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Leiner. )

19.46


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