Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / 173

Es geht um die Einkommensicherung. Ein Weg dazu wäre die Grundsicherung. Es geht auch um die internationale Wettbewerbsfähigkeit, es geht auch ganz klar darum - und das sage ich wirklich eindeutig -, daß wir eine Buchführungspflicht für Landwirte erreichen müssen, und zwar nicht nur gegenüber dem Finanzamt, sondern damit die Landwirte auch sehen, wieviel Arbeitsaufwand dahintersteckt, diese so schwer erarbeiteten Erträge zu erzielen.

Es ist auch wichtig, den ländlichen Raum nicht in dieser Form zu betrachten: hier Bauer, dort Touristiker, da Gewerbetreibender, da Forstwirt, dort Gastwirt. Meine Damen und Herren! Wenn wir kein ganzheitliches Konzept für den ländlichen Raum entwickeln, können wir "zusperren". Wir retten den Bauern nicht allein. Wir retten auch den Tourismus nicht allein, sondern: Wir können das nur als gesamtheitliches Konzept durchsetzen. (Beifall beim Liberalen Forum.) Das muß einmal in Ihre Köpfe hinein! Hören Sie auf, Lobbyismus zu betreiben! Kümmern Sie sich vielmehr um den ländlichen Raum, denn im ländlichen Raum gibt es, wie wir wissen, viele Probleme.

Ich möchte aber diese Gelegenheit auch dazu nützen, auf ein ganz prekäres Problem hinzuweisen. Wie Sie wissen, ist vor allem die ländliche Bevölkerung - und ich spreche da vor allem von Kärnten - enorm belastet durch die neuen Kanalprojekte, die als große zentralistische Idee geboren wurden, vor allem von den Sozialdemokraten. Man transportiert sozusagen - entschuldigen Sie diesen Ausdruck! - den Dreck kilometerweit in eine zentrale Kläranlage.

Es wäre eindeutig möglich, kostengünstige, wesentlich kostengünstigere, vor allem auch für die Bauern und die ländliche Bevölkerung, kleinere Lösungen zu suchen. Können Sie sich vorstellen, daß in der Gemeinde Eisenkappel, in Kärnten, ein Kanalanschluß eine halbe Million Schilling kostet? Können Sie sich das vorstellen? Zeigen Sie mir den Bauern, der so viel Geld zur Verfügung hat, daß er sich einen Anschluß zu einem Kanal leisten kann! Das sind ja unsinnigste Sachen! Und das alles unter dem Vorwand des geltenden Wasserrechtsgesetzes.

Meine Damen und Herren! Da müssen wir wirklich neue Gedanken entwickeln. Es geht nicht auf dem alten ÖVP-Weg weiter. Es hat natürlich auch keinen Sinn, was die FPÖ macht, die alle paar Wochen irgend etwas lizitiert und sagt: Hoffentlich kriegen wir ein paar Stimmen bei den nächsten Wahlen! - Die Bauern sind der FPÖ Wurscht.

Auf die ÖVP kann man nur noch mit einem halben Ohr hören. Die Freiheitlichen kann man in diesem Bereich überhaupt vergessen, denn ihnen geht es nur um Stimmenfang. (Abg. Wenitsch: Was? Kollege! Sie haben noch nie in Ihrem Leben gearbeitet!) Sie vergessen ja die Bauern bis zur nächsten Wahl! (Abg. Wenitsch: Ich bin selber Bauer! Ich habe in meinem Leben sicher mehr gearbeitet als Sie! Was bilden Sie sich eigentlich ein!) Bis zur nächsten Wahl vergessen Sie die Bauern, das ist ganz klar.

Meine Damen und Herren! Beginnen wir, den ländlichen Raum ... (Abg. Wenitsch: Sie haben in Ihrem Leben noch nie gearbeitet, bitte!) - Aber reden Sie nicht! Da waren Sie noch ohne Hosen, habe ich schon mit Pferd und Pflug geackert, nämlich nach dem Krieg! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Aber: Ein Dankeschön für das Kompliment betreffend meine Jugend, Herr Kollege. Da hat es Sie noch nicht gegeben, habe ich schon mit dem Pferd am Feld gearbeitet, das möchte ich Ihnen nur sagen. (Anhaltende Zwischenrufe des Abg. Wenitsch.) Ich rede nicht vom Wetter. Ich habe am Feld gearbeitet. Ja, auch ich war ein Bauernbub wie viele von uns hier, und ich weiß, wovon ich rede. (Abg. Wenitsch: Jaja!)

Abschließend, Herr Minister, möchte ich Sie bitten: Geben Sie mir ein paar Wochen Zeit zum Lernen, ich bin ein sehr lernfähiger, lernbereiter Mensch. Aber nehmen Sie zur Kenntnis: Sie werden einen sehr kritischen Begleiter des Liberalen Forums in meiner Person haben! (Beifall beim Liberalen Forum. - Abg. Wenitsch: Das glaub' ich!)

19.50

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gradwohl. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte, Herr Abgeordneter.


Vorherige SeiteNächste Seite
Seite 1