Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 71

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

spiele!) Ich rede, Herr Kollege Stummvoll, von der Errichtung dieses klassischen Leitbetriebes in Heiligenkreuz: Lyocell.

Sie wissen, daß auch Lenzing sich darum bemüht, es aber nicht bekommen hat. Inzwischen sind in Lenzing 500 Arbeitsplätze eingespart worden. In Heiligenkreuz hat man 116 Arbeitsplätze mit einer Gesamtinvestition von bis jetzt 2,2 Milliarden Schilling geschaffen. (Abg. Mag. Kukacka: Da waren Sie aber auch dafür! – Zwischenruf des Abg. Dr. Nowotny. ) Schauen Sie in den Rechnungshofbericht, dort steht es, Herr Kollege Nowotny: 2,2 Milliarden Schilling. Das Land Burgenland hat das Kapital für die Kofinanzierung nicht gehabt und im Nicht-EU-Land Schweiz einen Kredit aufnehmen müssen, der jetzt über Jahrzehnte zurückzuzahlen ist.

Sehen wir uns diesen Vorzeigebetrieb in Heiligenkreuz nun einmal genauer an: Die Inbetriebnahme erfolgte vor einem Jahr, ausgelegt auf eine Gesamtproduktion, Herr Kollege Stummvoll, von 80 000 Jahrestonnen! (Abg. Mag. Kukacka: Sie waren dafür bei der Gründung!) Nun stellt man fest, daß der Markt insgesamt nur 15 000 Jahrestonnen benötigt und davon mehr als 80 Prozent von der Konkurrenz geliefert werden. Für Lyocell-Heiligenkreuz bleibt ein Segment von mageren 12 Prozent. Wissen Sie, wieviel das ausmacht? – 1 800 Jahrestonnen! Liaunig hat es mir im Rechnungshofausschuß bestätigt. Von 80 000 Jahrestonnen Gesamtkapazität bringen Sie ganze 1 800 auf dem Markt unter, der Rest – und es ist erst eine Linie in Betrieb – geht ins Lager.

Die Lagerkapazitäten sind jedoch erschöpft. Wissen Sie, was Sie nun mit dem Leitbetrieb tun müssen? Sie müssen ihn im Sommer zusperren! Herr Kollege Stummvoll! Sie müssen diesen "tollen" Leitbetrieb für sechs Wochen zusperren (Abg. Mag. Kukacka: Aber Sie waren dafür! – Abg. Haigermoser: Das ist ja nicht wahr! Dagegen waren wir!), weil nach diesem Produkt auf dem Markt keine Nachfrage herrscht.

2,2 Milliarden Schilling für einen Betrieb, der bereits zusperrt! Das ist Ihre Wirtschaftskompetenz, das ist Ihre Wirtschaftsförderung, meine Damen und Herren von Rot und Schwarz. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Schwarzenberger: Warum waren Sie ursprünglich dafür?) Wir waren dagegen! Denn wir sind dafür, daß diese Unsummen an Förderungen in die kleinen und mittleren Betriebe gehen, wo wirklich die Arbeitsplätze geschaffen werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Diese sozialistischen Wirtschaftsexperten haben mit 2,2 Milliarden Schilling ganze 116 Arbeitsplätze geschaffen, und jetzt, nach einem Jahr Betrieb, muß sechs Wochen lang zugesperrt werden, weil die Lagerhallen voll sind. (Zwischenruf des Abg. Haigermoser. )

Dazu kommt noch etwas, das sehr kompliziert klingt, Herr Kollege Schwarzenberger: Aufsichtsratsvorsitzender Liaunig sagte im Ausschuß, daß es ein Defibrilierungsproblem mit der Faser gebe. Auf deutsch heißt das, daß sich die Faser bei der Verarbeitung auflöst. Stellen Sie sich das vor! Jetzt löst sich auch noch das Produkt auf! Es ist gut, daß Sie nicht mehr verkauft haben, sonst würde sich noch mehr auflösen! (Zwischenruf des Abg. Öllinger. )

Ich will damit sagen: Man macht einer Region Hoffnungen, der Leitbetrieb werde unzählige Folgebetriebe nach sich ziehen. (Zwischenruf des Abg. Haigermoser. ) Bis jetzt gibt es in Heiligenkreuz keinen einzigen Folgebetrieb, der Leitbetrieb sperrt aber bereits wieder zu, weil Sie das Produkt auf dem Markt nicht unterbringen können und weil sich das Produkt auch als nicht verarbeitungsfähig erwiesen hat. Sie können das Produkt, das sich auflöst, einlagern, solange die Kapazitäten reichen. Wenn die Kapazitäten für das Einlagern erschöpft sind, dann müssen Sie den Betrieb für sechs Wochen zusperren. (Abg. Öllinger: Dann müssen Sie das Produkt auflösen!)

Herr Finanzminister! Liaunig hat gesagt, ein Verkauf von Lenzing scheitere im Moment daran, daß Sie den Klotz Lyocell am Bein haben. Der Leitbetrieb Heiligenkreuz-Lyocell ist also innerhalb eines Jahres zum "Klotz am Bein" geworden. Das ist Ihre Wirtschaftspolitik, das ist Ihre Wirtschaftskompetenz. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.10


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite