Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 182

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treibende emanzipatorische Kraft zum gesellschaftlichen Aufstieg sind. Diese sollten daran erinnert werden, daß alles Bemühen um wahres Wissen auch Teilhabe an der einen unendlichen Wahrheit ist." – Professor Heitger sagt also ganz eindeutig, daß es Sinn macht, Wissen weiterzugeben und letztlich auch zu beurteilen.

Ich halte fest, daß wir uns in diesem Zusammenhang um eine inhaltliche Auseinandersetzung bemühen, und dieses Bemühen könnte man sehr schön mit einem Wort von Antoine de Saint-Exupéry ausdrücken, der gemeint hat: "Wenn du willst, daß die Menschen ein Boot bauen, dann gib ihnen nicht das Holz, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer!" Und wenn wir heute einen Teil der Fremdsprachenoffensive in der Volksschule beschließen, dann wecken wir zweifelsohne einen gewaltigen Anteil an Sehnsucht! (Beifall bei der ÖVP.)

20.54

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

20.54

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Amon! Ich darf mit dem Zitat Heitger fortsetzen, denn Sie haben es unvollständig gebracht. Professor Heitger sagt nämlich auch in demselben Gastkommentar: "Das Ministerium leistet Beihilfe, indem von dort didaktisch-methodische Richtlinien kommen, welche die Anstrengung des Denkens und Lernens als überflüssig erklären." – Auch diesen Aspekt, den Professor Heitger ebenfalls anschneidet, indem er meint, daß es mit der gelebten Didaktik in unseren Schulen aufgrund der Vorgaben vielleicht doch nicht zum besten steht, wollte ich ein bißchen hereinschwingen lassen.

Herr Kollege Amon! Ich möchte aber auch zu Ihren einleitenden Worten, mit denen Sie die Frau Ministerin in bezug auf ihre Aufgeschlossenheit gegenüber Behinderten verteidigt haben, etwas sagen. Ich schließe mich diesen Ausführungen vollinhaltlich an – es war ungerecht, was hier gesagt wurde –, aber ich bitte Sie, Frau Bundesminister, den Horizont in Richtung Behinderung zu erweitern. Sie wissen, daß ich nicht müde werden werde, dem Schulsport das Wort zu reden, denn versteckte Behinderungen und versteckte Haltungsdeformitäten, also Auswirkungen einer ungenügenden Ausbildung in Leibeserziehung, treten immer stärker zutage, wie uns die Ärzte in den Schulen sagen. Sie kennen dieses Problem. (Abg. Tichy-Schreder: Herr Kollege! Alles kann die Schule nicht machen! Dafür sind auch die Eltern verantwortlich!)

Das ist das Stichwort! Die Frau Bundesministerin hat in der "Pressestunde" am Sonntag viel Richtiges gesagt, dem ich zustimmen kann: Leistung muß Leistung bleiben, Schüler wollen und brauchen Noten, ja zum Religionsunterricht. – Sie sagen jetzt: Schule kann nicht allein die Defizite der Gesellschaft ausgleichen. Ich nehme an, das haben Sie jetzt gemeint, gnädige Frau! Selbstverständlich kann sie das nicht, aber die Schule kann Defizite verstärken. Etwa im Bereich des Bewegungsmangels – und das ist eben mein Thema – kann sie durch ungeeigneten oder zu wenig Unterricht in Leibeserziehung Bewegungsmangeldefizite verstärken. Und das tut sie! – Daher bleibe ich dabei: Der Ruf nach der täglichen Bewegungsstunde wird von meiner Seite nicht verhallen!

Frau Bundesministerin! In dieser "Pressestunde" wurden Sie etwas respektlos als "Ankündigungsliesel" bezeichnet. Sie haben das über sich ergehen lassen, haben sich aber zur Nennung einer Zahl hinreißen lassen: Sie haben gemeint, daß 90 Prozent Ihrer Ankündigungen umgesetzt wurden. – Ich habe hier ein Konvolut von etwa 50 bis 60 Ankündigungen aus Ihrem Munde, die nicht umgesetzt sind. Das rote Licht würde mich bei meiner Aufzählung unterbrechen, und aus Solidarität zu meinen Kollegen werde ich auch gleich aufhören, einige Anregungen möchte ich aber doch noch geben.

Sie haben bereits am 23. Mai 1995 von einer Schulbuchaktion gemäß einem neuen Modell gesprochen, die Sie einleiten werden. Sie haben gesagt, Sie werden sich zur Pragmatisierung der Lehrer etwas überlegen und das rasch umsetzen. Sie sprechen von einer Umverteilung in den Schulen, Verwaltungsaufgaben sollen künftig an billigeren Arbeitsplätzen erledigt werden. Auch davon war in der "Pressestunde" die Rede. Ferner haben Sie davon gesprochen, daß ein


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