Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 146. Sitzung / 48

Kunsthistorischen Museums auseinandergesetzt hat. – Das Kunsthistorische Museum ist manchmal in mehrerlei Hinsicht ein Sorgenkind von uns.

Das Kunsthistorischen Museum hat im Jahr 1991 – 1991, Frau Ministerin! – einen Jubiläumsband über die 100jährige Geschichte herausgegeben. Darin wurde ein Thema nur kursorisch behandelt. Ich zitiere dazu aus dem "Standard":

"Die Baronesse Clarisse de Rothschild widmete dem Museum 1947/48 eine Anzahl bedeutender Gemälde zum Gedächtnis an ihren verstorbenen Gatten Alphonse. "Warum, wird nur klar", so schreibt er, "wer die Akten kennt." Und jetzt kommt der Punkt: "Und diese gelangen erst jetzt, auf Betreiben des STANDARD, an die Öffentlichkeit – gegen den Willen von Generaldirektor Wilfried Seipel ..."

Ich möchte dazu mehr sagen: Man hätte auch aufgrund der Aufarbeitung anläßlich eines Jubiläumsbandes, wenn es diese politische Verantwortlichkeit und das Bewußtsein gegeben hätte, früher der Sache nachgehen können – sowieso schon früher. In diesem Zusammenhang hätte es konkrete Aufhänger gegeben. Doch wie ist man dann damit umgegangen, als ein engagierter Journalist recherchiert hat? – Man hat dann immer noch versucht, die Mauer zu machen. Ich gebe zu, daß dann jemand aus Ihrem Ressort – wir haben es auch in unserer Anfrage vom 25. Februar, die wir kurz darauf an Sie gestellt haben, erwähnt, weil man durchaus auch das Positive erwähnen sollte –, nämlich Sektionsleiter Wran, die Unterlagen auf den Tisch gelegt und gesagt hat: Wir haben nichts zu vertuschen!

Es ist aber trotzdem etwas anderes, wenn Sie in der Anfragebeantwortung die Vorgehensweise dieses Direktors, der nicht dazu beigetragen hat, daß etwas aufgedeckt wird, sondern offensichtlich versucht hat, noch eine Mauer aufrechtzuerhalten, solange es geht, verteidigen. Sie haben das getan, und das halte ich für negativ. Sie waren durch diesen Artikel in der Öffentlichkeit gedrängt, daher war dies keine freiwillige Aktion, die Kollege Khol hier belobigt hat.

Aber – jetzt komme ich zu meiner durchaus positiven Bewertung Ihrer Vorgehensweise – Sie haben dann aufgrund des Artikels reagiert. Das hätten Sie in dieser Form nicht so schnell machen müssen, wir sind von Regierungsfunktionären anderes gewohnt, und insofern bewerte ich das positiv. Sie haben daraufhin eine Kommission eingesetzt, die den Provenienzen des Kulturgutes nachgehen sollte. Sie haben das allerdings auch wiederum in einer Weise getan, von der ich meine, daß sie etwas zu ängstlich, zu zögerlich und zu verkrampft im Hinblick auf all diese Bereiche ist. Sie haben die Museen, damit halt alles unter sich bleibt, damit beauftragt, jeweils jemanden zu benennen. Uns wäre es lieber gewesen, Sie hätten auch unbefangene, nämlich ausländische, Kulturschaffende oder sonst jemanden einbezogen, um den Anschein der Befangenheit und des Eigeninteresses nicht einmal aufkommen zu lassen. Aber es soll so sein. – Sie haben reagiert, das ist positiv, und das möchte ich durchaus anerkennen. Es ist auf diese Weise etwas in die Wege geleitet worden.

Obwohl jetzt ein Beirat ins Leben gerufen wird, hat man immer noch das Gefühl – das meine ich mit zwar anwachsendem, aber immer noch nicht ausreichendem Bewußtsein –, daß alles bei uns unter den Fittichen bleiben muß, wir es kontrollieren können müssen. Das heißt, wir haben es wenigstens durchsetzen können, obwohl es mühsam genug war, daß nicht nur Sie, Frau Ministerin, das Nominierungsrecht haben, sondern daß auch die Rektorenkonferenz ein solches Nominierungsrecht hat. Auf diese Weise können also wissenschaftliche Personen mit einbezogen werden, nämlich jene, die von einer unabhängigen Institution benannt werden und nicht nur von der politischen Verantwortung, wie es eben im Bereich eines Ministeriums der Fall ist.

Eines wiederum konnten wir nicht durchsetzen, nämlich daß ausländische Beteiligte mit einbezogen werden. Es gibt also immer noch dieses Mauern: Wir sind zwar bereit, ein bissel etwas zu tun, aber nur soviel, daß wir es überblicken können. Das muß man anmerken, auch wenn das Ganze positiv ist. Wir müssen uns jetzt nicht belobigen, wie wunderbar doch alles ist, wir sollten auch den Blick für die Defizite nicht verlieren, also für das, wo die Haltung noch nicht offen sichtbar und spürbar wird.


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