Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 37

der Frauen zu verbessern. Sie konnte sich allerdings nur in zwei Punkten mit den Wegen identifizieren, und zwar deshalb, weil wir meinen, daß in diesem Frauen-Volksbegehren auch Forderungen enthalten waren, deren Realisierung Frauen aus dem Arbeitsmarkt drängen könnten, wie zum Beispiel das Recht auf Teilzeitarbeit bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes. Dies ist zwar aus familienpolitischer Sicht sehr zu begrüßen, aber aus arbeitsmarktpolitischer Sicht könnten aufgrund dieser Schutzbestimmung wie auch aufgrund anderer Schutzbestimmungen die Frauen vom Arbeitsmarkt gedrängt werden.

Die Realisierung der Forderung, daß öffentliche Förderungen und Aufträge nur an Betriebe vergeben werden dürfen, die auf allen hierarchischen Ebenen einen Frauenanteil von 50 Prozent haben, würde zum Beispiel eine Lahmlegung des österreichischen Arbeitsmarktes nach sich ziehen. Es würde mich interessieren, ob diese Bestimmung der Beschäftigungsverträglichkeitsprüfung der SPÖ standhalten würde.

Zum Unterschied von der SPÖ, von Bundeskanzler und Frauenministerin Prammer, die den Frauen medienwirksam versprochen haben, das Frauen-Volksbegehren auf Punkt und Beistrich umzusetzen, haben wir das ehrlich von Anfang an klargelegt. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben unsere Position ganz klar dargelegt, und das ist auch die Position, die wir in unserer parlamentarischen Frauenarbeit vertreten.

Liebe Frau Kollegin Petrovic! Wenn Sie meinen, die ÖVP habe ein ganz anderes Frauenbild, dann muß ich sagen, Sie haben recht. Und wir bekennen uns zu diesem anderen Frauenbild! (Beifall bei der ÖVP.) Das ist ein Frauenbild, das sich nicht an links-linken Ideologien orientiert, sondern an den Bedürfnissen der Frauen in Österreich, und zwar ausschließlich an den Bedürfnissen der Frauen in Österreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist ein Frauenbild, das die gut ausgebildeten jungen Frauen, die Beruf und Karriere und Karriere und Familienleben vereinbaren wollen, genauso miteinschließt wie die Bäuerin, die im Nebenerwerb oder als Betriebsführerin ihren Hof führt. Das ist ein Frauenbild, das die Topmanagerin genauso miteinbezieht wie die Hausfrau, die eine bestimmte Phase ihres Lebens der Familienarbeit widmen wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden es nicht zulassen, daß die Frauen gegeneinander ausgespielt werden, daß zwischen "guten" und "schlechten" Frauen unterschieden wird (Beifall bei der ÖVP), zwischen den "guten" Frauen, die ausschließlich in Berufstätigkeit ihr Heil finden, und den "bösen" Frauen, die berufstätig sind und vielleicht als "Rabenmütter" bezeichnet werden, weil sie ihre Kinder alleine lassen, oder "böse" Frauen, die nichts zum Volkserwerb beitragen, weil sie sich ausschließlich der Kindererziehung widmen. (Abg. Dr. Khol: Ein wichtiger Beitrag!) Wir werden das sicherlich nicht zulassen! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben daher in einem umfassenden Frauenprogramm auch unsere Ziele formuliert. Eines der wichtigsten Ziele – gerade die Diskussion in den letzten Tagen und Wochen hat das wieder gezeigt – ist für uns das "Karenzgeld für alle". Es ist für uns ganz wesentlich, daß alle Mütter in den Genuß dieser Leistung kommen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich kann nicht einsehen, Frau Bundesministerin, daß eine SPÖ-Gewerkschafterin sagt, das sei ein "soziales Verbrechen". Und ich kann nicht hinnehmen, daß Karenzgeld für Studentinnen, für geringfügig Beschäftigte, für Hausfrauen Unrecht sein soll. Es handelt sich nicht um die Frauen der Reichen, sondern um jene Frauen, die nach dem ersten oder zweiten Kind zu Hause bleiben, weil sie sich ihren Kindern widmen wollen, und somit beim dritten Kind keinen Anspruch auf Karenzgeld mehr haben. Es sind die Pendlerinnen, die keinen Arbeitsplatz finden und zu Hause bleiben. Das sind Familien, die das Karenzgeld wirklich brauchen. Und wir von der ÖVP werden für dieses Ziel kämpfen! (Beifall bei der ÖVP.)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte die Redezeit beachten, Frau Abgeordnete! Den Schlußsatz bitte!


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