Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 183

der jeweiligen Situation die richtige Maßnahme ist. Das kann man, glaube ich, unter Umständen in 15 Stunden gar nicht so genau lernen, wie man es braucht!

Das, was ich mir wünsche, ist, daß es in solchen Notfällen zu einer guten Kommunikation mit Erste-Hilfe-Einheiten kommt, und zwar per Funk. Der Sanitäter oder die Sanitäterin sollte per Funk bekanntgeben, was für eine Art von Situation er/sie vorgefunden hat, sodaß per Funk, in Koordinierung mit einem Facharzt, der dafür ausgebildet worden ist, genaue Anweisungen erteilt werden können, die er/sie zu befolgen hat. Und dann, wenn es Defibrillieren heißt, sollten diese Personen selbstverständlich auch defibrilliert werden. Aber ich fürchte, daß nun jeder, der einen, sagen wir, nicht so offensichtlich tastbaren Puls hat, auf jeden Fall defibrilliert wird, ohne daß wirklich hinterfragt wird, ob diese Behandlung der Situation angemessen ist oder nicht und ob diese Person nicht vielleicht ein anderes Problem hat.

Ich glaube also, daß man damit eher vorsichtig sein sollte. Es ist nicht so, daß dieses Gerät nicht wünschenswert wäre. Es ist wünschenswert, aber es muß von den richtigen Händen bedient werden, und vor allen Dingen müssen diese Leute, nämlich die Sanitätsgehilfen und -gehilfinnen oder die Krankenpfleger und -pflegerinnen, sehr sorgsam auf die Situation vorbereitet werden, daß das Leben einer Person in ihrer Hand liegt oder nicht.

Eine Regelung mit Funk halte ich für die entscheidende Maßnahme. Es muß möglich sein, eine Kommunikation aufzubauen, die während der Arbeit am Patienten stattzufinden hat. Und ich glaube, diesbezüglich haben wir in Österreich das größte Manko, dagegen könnten wir einiges tun.

Ich möchte noch kurz auf das Dentistengesetz zu sprechen kommen, das eine notwendige Adaptierung darstellt. § 6 erscheint mir sehr unglücklich getroffen, und zwar deswegen, weil es darin heißt, daß man die Bezeichnung Zahnarzt, nachgestellt in Klammern: Dentist, verwenden kann. Aber die Dentisten haben im Vergleich mit den Zahnärzten ein eingeschränktes Aufgabengebiet, insbesondere was die chirurgischen Fähigkeiten anbelangt. Und deshalb ist es, glaube ich, für den Patienten eher verwirrend, wenn keine genaue Differenzierung erfolgt. Aufgrund dieser Namensgleichheit ist es dem Patienten sozusagen unmöglich, zu wissen, daß dieser Mensch auf dem chirurgischen Sektor gesetzlichen Einschränkungen unterliegt, denen ein Zahnarzt nicht unterliegt.

In diesem Punkt ist, glaube ich, das Gesetz mißlungen. Ansonsten werden wir selbstverständlich auch der Vorlage folgen und sie unterstützen, damit die notwendige Adaptierung an die EU erfolgt.

Zum dritten, dem Antrag der Freiheitlichen Partei: Es wurde, wie Sie von Klara Motter wissen, von uns ein ähnlicher Antrag formuliert, der aufgrund der Uneinsichtigkeit der Koalitionsparteien leider Gottes schon längst im Papierkorb gelandet, entsorgt worden ist. Es ist absolut notwendig, daß das Berufsbild der ärztlichen Helferinnen und Helfer sowie der zahnärztlichen Helferinnen – ich kenne zwar noch keinen Helfer, aber hoffentlich kommt es bald dazu, daß auch Männer diesen Beruf ergreifen – adaptiert wird, sodaß er von einem Anlernberuf zumindest zu einem Lehrberuf wird, wenn nicht überhaupt andere Berufsbilder geschaffen werden sollten. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Ich habe in Amerika in zahnärztlichen Ordinationen das Berufsbild der Ordinationsmanagerin kennengelernt. Dieses gibt es auch in anderen Ordinationen. Ich halte das für eine absolut notwendige Entwicklung, die man sich genauer vor Augen führen sollte. Wenn die Ordinationseinheiten größer werden, wenn mehrere Ärzte in diesen Einheiten arbeiten, dann braucht man dafür so etwas wie einen Manager. Ob das nicht ein Berufsbild ist, das auf eine Fachhochschule passen würde, möchte ich in den Raum stellen. Ich fürchte nur, daß der Widerstand dagegen ziemlich groß sein wird, denn jede bessere Ausbildung bedeutet mehr Geld. Man muß die Gehälter erhöhen, etwas, was ich für eine absolute Notwendigkeit halte. Die Gehälter, die diesen Frauen im Moment ausbezahlt werden, sind viel zu gering. Ich sage nur "diesen Frauen", weil es ganz typisch ist: Es ist ein Frauenberuf und deshalb weniger wert!


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