Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 161. Sitzung / 220

angesprochen worden. Jetzt ist er, schon zum vierten Mal, auch bei dieser Debatte noch einmal Gegenstand der Diskussion.

Ich möchte dazu sagen, daß bei dieser Debatte um die Entführung einer willenlosen Frau etwas sehr Typisches passiert ist: In diesem Fall hat ein Mann definiert, was eine Frau belästigt! Da geht es natürlich auch um Definitionsmacht! (Zwischenruf der Abg. Madl.) Ich bedanke mich bei Kollegin Petrovic für die Schützenhilfe und für die Solidarität. (Beifall bei der SPÖ.)

Beim Frauenbericht ist mir aufgefallen – und das ist positiv –: Frauen wehren sich vermehrt, Frauen sind mutiger geworden (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Madl), klagen vermehrt an, und das ist ein gutes Zeichen! Für alle, die Gleichstellungspolitik ernst nehmen, für die das wichtig ist, muß das ein Handlungsauftrag sein.

In der "profil"-Ausgabe der letzten Woche mußten wir in einem Artikel – es war kein besonders erfreulicher Artikel – unter dem Titel "Sehr geehrte Herren" – wahrscheinlich ist er den meisten von Ihnen bekannt – folgendes lesen: "Frauenkarrieren. In den ersten sechs Jahren seit dem Gleichbehandlungsgesetz sind nicht mehr Frauen als früher in Führungsjobs aufgestiegen. Denn die Männer haben gelernt, ihre Vorherrschaft raffinierter zu sichern."

Dann wird es unser Job sein, mit dem gleichen Raffinement, mit den gleichen Mitteln sehr phantasievoll und mit gebündelten Kräften zurückzuschlagen! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Denn sie funktionieren noch wunderbar, die männerbündlerischen Zirkel, die Vereinsmeiereien, die dann zu einem Job verhelfen. Es funktioniert die gläserne Decke in diesem Staat noch wunderbar, sei es im privaten oder auch im öffentlichen Bereich.

Ich kann zum Beispiel folgendes erzählen – vor kurzem passiert an der Universität Innsbruck –: Es ging um den Frauenlehrstuhl für Gynäkologie. Und was ist passiert? – Es haben sich acht Frauen beworben. In der Kommission, in der 48 Männer gesessen sind, waren drei Frauen vertreten. Von den acht Frauen, die sich beworben haben, hat sich keine einzige auf einem Dreiervorschlag wiedergefunden. – Das aber hat System! Denn wir haben ja einen Minister, der Gleichbehandlung ernst nimmt und der vielleicht – so hört man es in den Wandelgängen der Universität – diesen Lehrstuhl eventuell auch mit einer Frau besetzen würde. Dabei geht es nicht um irgendeinen Lehrstuhl, sondern es geht um den Lehrstuhl für Frauenheilkunde!

Um all diesen verschiedenen verdeckten Diskriminierungen zu begegnen, habe ich mir auch über einige Maßnahmen Gedanken gemacht. Für mich wäre ein wichtiger Schritt der jetzt von uns, wie bereits auch von den Liberalen, in Diskussion gebrachte Ansatz, nämlich die Koppelung des Karenzgeldes an das Einkommen, in Verbindung mit einer bestimmten Deckelung und einem bestimmten Sockelbetrag. Das wäre eine emanzipatorische Maßnahme (Abg. Dr. Schmidt: Das stimmt! Absolut richtig!), und das wäre auch ein Anreiz für Väter, vermehrt in Karenz zu gehen. Das wäre es, was wir zu tun haben und mittelfristig auch tun sollten. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Dr. Schmidt.)

Ich habe leider nicht mehr viel Zeit. Es gibt ein weiteres Modell, das ich mir sehr gut vorstellen könnte: Wenn sich heute eine Frau beschwert, dann ist es jetzt ja so, daß sie den angestrebten Posten, die gewünschte Führungsposition erst recht nicht bekommt. Als Strafe für sie sozusagen bekommt diesen Posten dann jemand anderer, nämlich ein bequemerer Bewerber. Daher, glaube ich, wäre es wichtig – und in Schweden wurde das auch schon erprobt –, eine Maßnahme dahin gehend zu setzen, daß in Fällen, in denen sich herausstellt, daß die Frau, die sich beschwert hat, besser qualifiziert ist, dann der Mann, der die Position inzwischen bekommen hat, den Arbeitsplatz wieder verlassen muß. Das entspricht genau dem, was auch Maria Schaffenrath in bezug auf das provisorische Dienstverhältnis eingefordert hat.

Es gäbe noch viel zu sagen, aber die Zeit ist knapp. Die Regionalanwaltschaft in Tirol funktioniert wirklich wunderbar, auch dank der hervorragenden Mitarbeiterin, die gefunden wurde. Sie war selbst schon Beschwerdeführerin, und sie hat es geschafft, durchzusetzen, daß eine für die österreichischen Frauen diskriminierende Bestimmung vom Verfassungsgerichtshof aufge


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite