Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 165. Sitzung / 204

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. Redezeit: 2 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

22.24

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Im Bericht über die soziale Lage der Studierenden, der vor rund einem Jahr fertiggestellt wurde, wird in Aussicht gestellt, daß wir Ende 1998 die Fortsetzung dieses Berichtes, in der die gesamte aktuelle Situation geschildert wird, in Händen halten werden. Ich hoffe, Herr Bundesminister, Sie werden diese Gelegenheit jetzt noch wahrnehmen, uns einen kleinen Einblick in diese letzte Darstellung der aktuellen Situation zu bieten.

Dieser Bericht sagt uns: Die Studierenden Österreichs sind ärmer geworden – auch bei dieser richtigen Aufrechnung, die Professor Lukesch gemacht hat –; die Studierenden in Österreich sind älter geworden – jeder fünfte ist über 31 Jahre alt –; die Studierenden Österreichs brauchen für ihr Studium länger, als das in der Vergangenheit der Fall war – in sehr diametralem Gegensatz zu Ihren diesbezüglichen Wunschvorstellungen, Herr Bundesminister!

Wenn wir jetzt glauben, daß wir durch eine Lockerung der Bestimmungen im Bereich der ÖH-Funktionäre eine gewisse Abhilfe schaffen, dann machen wir genau das Falsche. Kollege Martin Graf hat da vollkommen richtig argumentiert. Herr Bundesminister, bitte ersparen Sie den ÖH-Funktionären dieses Privileg! Diese sind ohnehin bei den Studierenden nicht besonders hoch im Kurs. Der Weg zur Urne bei der ÖH-Wahl wird noch spärlicher frequentiert werden als beim letzten Mal. Die mit ihrer Zugehörigkeit zur Hochschülerschaft zwangsbeglückten Studierenden lehnen die ÖH – bedauerlicherweise – immer mehr ab, und sie werden sie noch viel mehr ablehnen, wenn jetzt auch nur Mini-Privilegien für diese Funktionäre verteilt werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Auch den Versuch, dies über eine pauschalierte Fahrkarte für öffentliche Verkehrsmittel in den Griff zu bekommen, halten wir für untauglich (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen) und ungeeignet. – Wenn ich die Glocke höre, so erscheint mir ihr Zeichen als einigermaßen symbolisch für den heutigen Abend, der so enden wird, daß bei der ungerechten Verteilung der Redezeiten für die Opposition keine Meldung mehr übrigbleibt. (Abg. Dr. Karlsson: ... in der Präsidiale ...!) Machen Sie daher das Ende dieses heutigen Tages so, wie Sie es gewohnt sind: in großkoalitionärer Umarmung; Sie haben mit keinerlei Widerstand zu rechnen! – Schönen guten Abend! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

22.27

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

22.27

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Nur eine kurze Bemerkung: Das demokratiepolitische Verständnis meines Vorredners und seiner Fraktion ist doch ein bißchen seltsam, denn die Geschäftsordnung – Punkt, Punkt, Punkt – Sie wissen schon .... (Abg. Dr. Graf: ... sich auf Gesetze berufen, wenn es um Gerechtigkeit geht!)

Ich möchte meine Redezeit dazu verwenden, um auf einen Aspekt hinzuweisen, der ebenso von einem FPÖ-Abgeordneten angesprochen wurde, der gesagt hat: Wenn wir uns den Bericht über die soziale Lage der Studierenden ansehen, wird klar, daß immer mehr in die Berufstätigkeit abgedrängt werden. – Das ist bitte eine fahrlässige Interpretation sowohl der Tabellen als auch der Interpretationen selbst.

Was meine ich? Was sollten wir uns vor Augen führen? – 10 Prozentpunkte mehr Studierende im Alter zwischen 26 und 30 Jahren und 11 Prozentpunkte mehr Studierende ab 31 Jahren, das heißt, daß das Alter der Studierenden im Schnitt angestiegen ist. Da geht es dann in der Regel um Studierende, die zu zwei Dritteln auch arbeiten und die vermehrt aus den Bereichen der Geistes- und Kulturwissenschaften, der Ingenieur- und Architekturwissenschaften und der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften kommen. Das sind, meine Damen und Herren, nicht


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