Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 171. Sitzung / 158

Unterm Strich bleibt aber nach wie vor zu bemerken, daß die Kunstausgaben des Bundes weiterhin hinter den Kunstausgaben der Länder zurückbleiben. Zur Problematik Bund und Länder wird unter anderem auch noch Kollege Zweytick Stellung nehmen. Ein paar Punkte möchte ich deswegen herausgreifen, weil sie innerhalb der Szene doch eine sehr große Unruhe, und das schon über eine lange Zeit, verbreitet haben.

Erinnern wir uns zurück: Minister Scholten hat seinerzeit die Kuratoren erfunden. Das ist grundsätzlich ein schöner Gedanke gewesen, das muß man einmal sagen. Ich möchte jetzt daran erinnern, was das eigentlich war oder hätte sein sollen. Ich lese dazu aus einem Artikel im "Standard" vor. Darin heißt es – ich zitiere –: "Die Kür der Kuratoren. Ein Duo soll die malade Kunstförderung kurieren." – Dann geht dieser Artikel ins Detail, und es heißt:

"Sie sollen jene Defizite aufholen helfen, an denen eine unentschlossene Museums-, Kunstförderungs- und Sammlungspolitik nicht unbeteiligt sind. Sie sollen die mißliche Lage einerseits der heimischen Galerien und der einheimischen Sammler, eine Folge der Steuerpolitik" – da bin ich bei Krüger –, "andererseits der heimischen Publikationslandschaft, die verhinderte, daß junge Kritiker und Kuratoren bislang ihre Talente entwickelt haben, überdecken." – Zitatende.

Ich darf dem Hohen Haus die Situation beschreiben: Die Kuratoren sind ein Gremium von zwei Menschen, jeder von ihnen bekommt 15 Millionen Schilling und kann damit machen, was er will. Ursprünglich war das so gedacht, daß sie nicht aus der Kunstszene kommen, daß sie allerdings einen Überblick über das österreichische Kunstschaffen haben, daß sie möglicherweise sogar aus dem Ausland sind, aber keine Künstler sind und quasi den Ankäufen, den Galerien, einem neuen Zugang zur Kunst, einer Vermittlung von Kunst das Wort reden, und das mit relativ viel Geld.

15 Millionen Schilling sind in diesem Bereich wirklich viel Geld. Ich nenne jetzt nur zum Vergleich das Museum moderner Kunst, das hat 7 Millionen Schilling Ankaufsbudget. Zum Vergleich: Die Neue Galerie in Graz hat 16 000 S. Also das heißt, 15 Millionen Schilling in dieser Branche sind ein wahrer Knaller.

Der Kunstbericht geht auch kurz auf die Kuratoren ein. Ich möchte allerdings sagen, daß mir das ein bißchen zu wenig ist. Denn wenn man zwei österreichischen Staatsbürgern 15 Millionen Schilling gibt und sagt: Macht jetzt, was ihr wollt! Bestimmt das Fenster, bei dem ihr das Geld hinauswerft, oder macht etwas Sinnvolles damit!, dann möchte ich darüber natürlich einen Bericht haben. Ich möchte auch irgendwann einmal eine Evaluation über das Ganze haben. Wir reden immer von Evaluation, aber wir machen sie da, wo es relativ einfach wäre, nicht.

Ich verweise hiezu nur auf die Frage, die Hans Haider einmal sehr treffend gestellt hat: "Wieviel vom Kunstgeld erreicht die Künstler, und mit wieviel Geld werden Manager, Bürokraten, Funktionäre gefördert?"

Ich gehe jetzt kurz auf ein Projekt ein, das von einem der Kuratoren gemacht wurde, und zwar deswegen, weil es ein zentrales Problem der österreichischen Kulturpolitik betrifft, nämlich Sozialpolitik und Kunstpolitik. Wir haben gerade in diesem Bereich, in dem nicht sehr viel Geld zur Verfügung steht, ein Durcheinander von Sozialpolitik, Kunstpolitik, Projektförderung und so weiter.

Es gibt einen Verein namens "WochenKlausur". Ein Projekt dieses Vereins lautet: "Intervention zum Thema Arbeit – Arbeitslosigkeit". Wir haben heute morgen mit dem Thema Arbeitslosigkeit begonnen, und das ist ein sehr ernstzunehmendes Thema, auch wenn die Auseinandersetzung in Österreich nicht so grausam stattfindet wie in manchen anderen Ländern der EU, aber das Problem ist gegeben.

Was ist einem Kurator nun eingefallen? – Er geht in den Bezirk Berlin-Kreuzberg, weil dieser die höchste Arbeitslosenquote, den höchsten Ausländer- und Sozialhilfeempfängeranteil aufweist. Dieser Bezirk wird in aktuellen Studien wie in den Medien pauschal als "sozialer Brennpunkt" mit Verslummungstendenzen abgestempelt. Nach wie vor existiert dort jedoch auch eine beispiellose Fülle von integrativen Einrichtungen. Was macht er? – Er fährt mit eins, zwei, drei, vier,


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