Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 171. Sitzung / 164

Eine weitere kritische Anmerkung zu den sogenannten Stiefkindern, was die Entlohnung betrifft: Warum das Volksopernorchester in der Entlohnung so eklatant abgeschlagen ist, ist mir nicht erklärlich, und ich glaube auch, das wird niemand wirklich begründen können – und schon gar nicht mit einer schlechteren Qualität. Ich denke, da sollte man wirklich für etwas mehr Gerechtigkeit in den Entlohnungsverhältnissen sorgen.

Es gibt auch noch eine kritische Frage zum Bühnenorchester. Das Bühnenorchester hat uns am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus eine wirklich beeindruckende Vorstellung im Reichsratssaal geboten. Gleichzeitig erreichte uns jedoch eine sehr verzweifelte Petition, die darauf hinweist, daß die Existenz des Bühnenorchesters gefährdet ist. Nun ist das aber gerade ein Orchester, in dem man sich um die Frauen, um junge Musikerinnen bemüht hat. Es wäre in meinen Augen wirklich unverständlich, Kostenüberschreitungen in anderen Bereichen dadurch zu kompensieren, daß man Druck auf das Bühnenorchester macht beziehungsweise dessen Existenz gefährdet.

Ein Allerletztes, und zwar zur Frage der Ausgliederungen, die ja in vollem Gange sind: Sie wissen, ich habe daraus nie eine Prinzipienfrage gemacht. Ich kann mich durchaus mit einer anderen Rechtsgestalt als mit einer Einbettung in der Bundesadministration anfreunden. Aber einerseits müssen meiner Meinung nach die politischen Ziele vorgegeben sein, und andererseits muß auch die Frage der öffentlichen Einbettung derartiger Einrichtungen geklärt sein.

Ich finde es wirklich störend, aber letztlich bestätigt es meine schlimmsten Befürchtungen, daß der erste Schritt beim Kunsthistorischen Museum folgender war: Es wurde ausgegliedert, und im gleichen Atemzug wurde eine Steigerung der Eintrittspreise angekündigt. Das gleiche vollzog sich beim Burgtheater. Nicht daß man vielleicht den AbonnentInnen ein spannendes Programm ankündigt – nein, Preiserhöhungen werden mit Bedauern schriftlich angekündigt. Und man hat gemeint, die Leute könnten sich ja in eine billigere Kartenkategorie zurückreklamieren. Das ist schon traurig, und da würde ich mir doch wünschen, daß ein bißchen etwas von dem britischen Geist auch in Österreich Einkehr hält!

Vielleicht kann man sich zumindest, was die zentralen Kulturdenkmäler und Kultureinrichtungen betrifft, zu dem Prinzip durchringen: Das gehört allen! Es gehört dem Volk, den InländerInnen und AusländerInnen, die in Österreich wohnen, leben und arbeiten. Den Menschen gehört es, also sollte es ihnen gratis oder sehr, sehr günstig zugänglich sein.

Eine absolute Notwendigkeit ist meiner Ansicht nach der freie Zugang für Jugendliche, und zwar unabhängig von der Familie. Ich denke nicht an ein Familienticket oder an einen Ausflug der gesamten Familie. Es wäre auch ein Schritt der kulturellen Emanzipation junger Menschen, wenn sie den freien Zugang zu Kultureinrichtungen sichergestellt bekämen. Dann würde ich im Gegenzug, wenn es gar nicht anders geht – obwohl ich das nicht glaube –, akzeptieren, daß jeder Erwachsene eben um 2 S mehr bezahlt. Ich hielte das für ein gutes Prinzip. – Danke. (Beifall bei den Grünen, beim Liberalen Forum sowie der Abgeordneten Dr. Konrad und Fuchs.)

19.03

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist nun Herr Staatssekretär Dr. Wittmann. – Bitte, Herr Staatssekretär.

19.03

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Peter Wittmann: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Kunstbericht 1997: Ich nehme das Lob gerne stellvertretend für die Beamtenschaft an, darf aber schon auch feststellen, daß dieser neugestaltete Kunstbericht in meine Amtsperiode, in meinen Verantwortungsbereich fällt, und ich bin froh darüber, daß er entsprechend angenommen wurde. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben versucht, die Systematik dem LIKUS-System – das ist ein System, das versucht, eine Vereinheitlichung der Kulturstatistik durchzuführen – zu unterwerfen. Darüber hinaus waren wir darum bemüht, dieses LIKUS-System mit speziellen Inhalten anzureichern. Das heißt, wir haben einen Ausweis vorgenommen, der an Personen und Institutionen orientiert ist und nicht an einzelnen Fachbereichen.


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