Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 264

Weiters sollten von Ihnen Initiativen gesetzt werden, daß für alle – nämlich für die ordentlichen und die außerordentlichen – Präsenzdiener pensionswirksame Beitragszeiten geschaffen werden können. Wir meinen, dafür sollten Sie die Voraussetzungen schaffen. Die Soldaten haben sich das verdient. (Beifall bei der SPÖ.)

1.45

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Jung. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

1.45

Abgeordneter Wolfgang Jung (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Frauen im Bundesheer – eine politische Entscheidung, die wir mitgetragen haben, bei deren Ausführung es jedoch in Österreich in vielen Bereichen hapert! Da es eben eine politische Entscheidung ist, spielt die Kosten-Nutzen-Rechnung eine geringere Rolle. Trotzdem sollte man nicht vergessen, daß jeder dieser Arbeitsplätze mehr als eine Million Schilling gekostet hat, wenn man so euphorisch spricht wie soeben der Herr Bundesminister, als er dies als großen Erfolg feiern wollte. (Abg. Rosemarie Bauer: Für Frauen kann es nicht genug sein!)

55 Frauen nach eineinhalb Jahren – wenn man die Sportlerinnen abrechnet, die dem Bundesheer direkt nichts bringen –, das ist alles andere als eine stolze Bilanz, vor allem wenn man von dem ausgeht, was man eigentlich einmal gewollt hatte, als man von vielen Hunderten von Frauen gesprochen hatte. Da scheint einiges doch nicht ganz geklappt zu haben.

Entsprechend hat sich der Herr Bundesminister aus dem Projekt zurückgenommen. Früher ließ er keine Veranstaltung und keinen Fototermin aus, mittlerweile ist er da schon ruhiger geworden. Ich kann mich daran erinnern, daß wir Modeschauen, Kleiderentwürfe und Uniformentwürfe hatten, lange bevor wir über die gesetzliche Basis dafür verfügt haben, Frauen ins Bundesheer aufzunehmen. Das gibt jetzt pressemäßig nichts mehr her, daher wird es in den Hintergrund gedrängt. Deswegen diskutieren wir dieses Thema auch weit nach Mitternacht und schon nach der Geisterstunde. Das ist der Stellenwert, der den Frauen hier in der Praxis gegeben wird.

Außerdem ist die gegenwärtige Praxis nicht immer im Interesse der Frauen, besonders die Ausnahmeregelungen, die unter anderen auch der Herr Bundesminister als nicht gerade vorteilhaft angesprochen hat, hinsichtlich der Miliz. Mir fehlt übrigens die Begründung, warum man die Frauen nicht in den Milizbereich hineinnehmen sollte. Allein ein Abkommen ist dafür ein bißchen wenig, sondern das sollte auch einen Sinn und einen Hintergrund haben. (Abg. Hagenhofer: Der Sinn ist, bitte, daß die Frau zwei Kinder hat und nicht jederzeit abrufbar ...! – Abg. Dr. Maitz: Freiwillig!) Freiwillig, Frau Kollegin! Sie haben nicht zugehört. Ausnahmsweise bin ich hier mit Kollegen Maitz einer Meinung.

Eines sollte man aber tun, wenn man die Stellung der Frauen im Heer beachtet. Wenn man Erleichterungen schafft, macht man einen Fehler. Die Frauen, die durchgehalten haben, erhalten durchwegs eine sehr gute oder sogar hervorragende Beschreibung und werden akzeptiert. Es gibt jedoch dort Akzeptanzprobleme, wo man für die Frauen andere Kriterien setzt als für die Männer. Denn man darf eines nicht vergessen, auch wenn Sie von der Sozialdemokratie es nicht gerne hören: Im militärischen Bereich besteht eine Kampfgemeinschaft, das ist ein kameradschaftlicher Bereich, in dem jemand, der Sonderstellungen bekommt, von den anderen geschnitten wird. Das ist die Praxis, und das ist in einer Gruppe und in einer Gemeinschaft auch verständlich. Wer das gleiche macht, wird aufgenommen.

Das betrifft auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Denn das Rückengepäck, das Sturmgewehr, die Waffe werden für eine Frau nicht leichter. Sie dürfen außerdem folgendes nicht vergessen: Es stimmt, wenn man sagt, daß die Leistungen höher als für einen Wehrmann sind; aber diese Frauen sollen Kaderpersonal darstellen, sie sollen in eine Unteroffiziers- oder eine Offiziersschule gehen, und dort werden höhere Leistungen verlangt.

Wenn Kollege Gaál hier von der Hindernisbahn sagt, daß sie gut für den Einzelkämpfer wäre, dann scheint er vergessen zu haben, daß der Einzelkampf eine wichtige Ausbildung im Bundes


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