Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 180. Sitzung / 38

Nachzulesen ist da nur etwas von "Verbindung von Forschung und Lehre". – Verbindung von Forschung und Lehre ist meiner Ansicht nach so interpretierbar: Die Lehre muß auch an Privatuniversitäten die neuesten Erkenntnisse der Forschung beinhalten. Das hat aber nichts damit zu tun, daß Forschungsleistungen zu erbringen sind. Man müßte ganz klar und deutlich sagen, daß das eine Notwendigkeit ist und deshalb eingefügt werden sollte.

Zu guter Letzt noch folgendes – die entsprechenden Abänderungsanträge wird meine Kollegin Klara Motter einbringen –, weil ich jetzt sehr stark damit konfrontiert bin: Auf der Universität sehen wir mehr und mehr, daß sehr erfolgreiche Forscherinnen ihrer Möglichkeiten entledigt werden, sich entsprechend weiterzuentwickeln. Sie dürfen an manchen Geräten nicht forschen, weil das sonst eine Konkurrenz für einen etablieren Kollegen bedeuten würde, und sie werden ausgeschlossen von sämtlichen Verfahren, um Professuren zu erreichen, und zwar unter den fadenscheinigsten Argumenten, obwohl sie von der Forschungsleistung her – und so etwas ist ja objektiv nachweisbar – wesentlich besser dastehen. Das halte ich wirklich für ein Mobbing gegen Frauen, das sich da jetzt auf der Hochschule entwickelt. Da droht große Gefahr. Die paar Forscherinnen, die wir haben, die an der Spitze der Forschungsleistung stehen, werden verschreckt – und es wird ihnen noch dazu von maßgeblichen Persönlichkeiten "empfohlen", ins Ausland zu gehen, weil sie in Österreich keinen Boden haben und weil sie eine "Gefahr" für männliche Kollegen bedeuteten. (Abg. Dr. Niederwieser: An wen denken Sie da zum Beispiel?)

Ich bitte Sie, und zwar alle, die Sie da sind: Reichen Sie diesen Frauen die Hand und sagen Sie ihnen, daß Sie das nicht zulassen werden! Herr Kollege Lukesch, Sie sind in adäquaten Kreisen: Ich warne Sie, denn ich sammle jetzt Fälle, und da gibt es einiges, was ich der Professorenschaft vorwerfen muß. Daß die Professorenschaft Frauen aufgrund nicht nachvollziehbarer Kriterien, daß die Professorenschaft Frauen, die besser qualifiziert sind, nicht in die Verfahren hineinläßt, halte ich für eine Unmöglichkeit! Dagegen sollten uns alle verbünden! (Beifall beim Liberalen Forum sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

10.43

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Dr. Graf gemeldet. Die Bestimmungen der Geschäftsordnung sind bekannt. – Bitte.

10.44

Abgeordneter Dr. Martin Graf (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Ich möchte die Behauptung des Kollegen Niederwieser, daß die Universität Leoben im Begutachtungsverfahren keine Stellungnahme abgegeben habe, tatsächlich berichtigen.

Herr Kollege Niederwieser, das ist tatsächlich unrichtig. Nach Einlangen der Regierungsvorlage zur Begutachtung, die an die Studienkommission an der Universität Leoben weitergeleitet wurde, wurde diese mit einem Kommentar an das Kollegium weitergeleitet, und dazu hat die Universität selbst, und zwar am 7. Juni 1999, eine Stellungnahme zu diesem Gesetzentwurf abgegeben.

Herr Kollege Niederwieser! Daraus folgt für mich, daß es dringend not tut, eine Rückverweisung zu veranlassen, weil ... (Abg. Dr. Kostelka: Was hat das mit einer tatsächlichen Berichtigung zu tun? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Präsident Dr. Heinz Fischer: Eine Rückverweisung hat bitte nichts mit einer tatsächlichen Berichtigung zu tun!

Abgeordneter Dr. Martin Graf (fortsetzend): Tatsächlich ist es so, daß Sie offensichtlich diese Begutachtung nicht gelesen haben, sodaß es not tut, eine Rückverweisung vorzunehmen. (Abg. Dr. Niederwieser: Das darf doch nicht wahr sein! Sie müssen doch den Unterschied kennen zwischen einer Regierungsvorlage und einer Stellungnahme in einem Begutachtungsverfahren! Das ist eine Ignoranz sondergleichen!)

10.45


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