Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 180. Sitzung / 107

Damen und Herren – auch vor der Schöpfung demütig! Wir dürfen uns nicht anmaßen, daß wir Menschen im vorhinein wissen können, wo was wie passieren wird. Solange die Welt steht, wird es immer unergründbare Fälle geben, warum und wie das Schicksal zuschlägt. Da ist nicht immer irgendein Minister zuständig – egal, von welcher Partei –, und nicht irgendwelche Oppositionelle. Diese haben ohnehin wenig Verantwortung. Auch das muß hier gesagt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ich führe einen weiteren Aspekt an. Die Frage ist: Wie geht man damit um, und haben Leute sogar Interesse daran, daß es solche Unglücke gibt? Schauen wir uns die Situation an! Solche Ereignisse sind Zeitungsfüller, sind Sommerthemen. Ich hinterfrage in diesem Zusammenhang auch den Journalismus kritisch. Ich frage kritisch: Warum sollen die Oppositionellen, aber leider Gottes auch Herr Kollege Kräuter, immer so schnell schon im vorhinein alle Schuld kennen?

Warten wir ab! Bis jetzt passiert meiner Meinung nach leider alles viel zu spät. Nach einem Jahr liegen die Gutachten noch nicht vor. Nach einem Jahr gibt es noch keine Richtersprüche, aber es ist alles im Gange. Dann werden wir ja sehen, wo die Verantwortlichkeit, Zuständigkeit und auch entsprechende Lösungskompetenzen liegen.

Nun möchte ich folgendes zu dieser Anfrage sagen. Jetzt läuft es in Lassing auf die Bergung hinaus. Die Familien schreiben an die Regierung, es soll geborgen werden. Der Bürgermeister verkündet schon, er könne sich diesbezüglich auch ein Denkmal vorstellen.

Meine Damen und Herren! (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.) Eines ist notwendig – ich komme schon zum Schlußsatz, Herr Präsident –: Ehrlichkeit! Man muß mit den Betroffenen reden und klären, ob man bergen kann, ohne neue Menschenleben zu gefährden. Kann man nicht bergen, muß man auch mit den Menschen besprechen, was dann geschehen soll. Ehrlichkeit ist angesagt, meine Damen und Herren! Das wird es sein, worauf die Menschen warten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Petrovic: Ja, ja!)

15.26

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. – Bitte, Herr Abgeordneter.

15.26

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wieder einmal Lassing. Herr Bundesminister, eine Zeitung richtet Ihnen aus: Und ist der Ruf einmal ruiniert, dann lebt es sich damit ungeniert. (Abg. Dr. Khol: "Künftig" heißt es im Zitat! Wilhelm Busch!) Sie wissen, wie sich das fortsetzt. In diesem Stil handeln Sie in letzter Zeit. Ich wundere mich, welche Reaktionen es auf die Bedrohung in Tirol von Ihrer Seite gegeben hat. Kurz gesagt: nichts! Leermeldung, Herr Bundesminister, bezüglich dessen, was in Schwaz droht. Warum sind Sie nicht in Ried? Wo sind Ihre Einsatzkommandos?

Sie haben uns ja im Rahmen der Berichterstattung am 17. September 1998 mitgeteilt, daß Sie unmittelbar die mobilen Einsatztruppen des Krisenmanagements zur Krisenkommunikation und die Presseverantwortlichen zusammenrufen würden, denn das sei Ihre Aufgabe.

Sie sagten, eine der notwendigen Konsequenzen dieser ersten Analyse von Lassing habe Ihres Erachtens die Etablierung einer Ausbildung für Krisenmanagement zu sein. Professor Wagner von der Montanuniversität habe ein Konzept erarbeitet. Sie würden es umsetzen. Ein Universitätslehrgang für Krisenmanagement werde noch in der ersten Hälfte des Jahres 1999 eingerichtet.

Ich darf annehmen, daß diese Einsatztruppe nun in Tirol ist. Ich darf annehmen, daß das Krisenmanagement erledigt ist – oder irre ich mich, verehrter Herr Minister? (Beifall bei den Freiheitlichen.)


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