Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 124

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Tendenz, dass es immer mehr Studenten, aber nicht im gleichen Ausmaß auch eine Steigerung der Zahl von Professoren und Assistenten gibt. Von einer auch nur annähernd persönlichen Betreuung kann da an den österreichischen Universitäten wohl nicht mehr die Rede sein.

So ist es etwa in vielen Fällen so, dass ein Student seinen Prüfer bei der Prüfung zum ersten Mal sieht. Dazu kommt dann noch ein akuter Raummangel in beinahe allen universitären Einrichtungen. Das führt in Kombination zu einem eklatanten Unterangebot von Lehrveranstaltungen. Studenten müssen – glauben Sie mir das, ich weiß es aus eigener Erfahrung – zum Teil auf der Universität kampieren, um einen Übungs- beziehungsweise einen Praktikumsplatz ergattern zu können.

Daher ist es ja auch so unverständlich und auch so bedenklich, dass diese autonome Gruppe gerade jetzt in diesem Moment das Audimax der Universität Wien besetzt und blockiert! (Abg. Aumayr: Das ist ein Skandal! – Abg. Dr. Khol: ... kaputt! Zerstört!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Durch diese Aktion, die in Wahrheit nichts mit einer politischen Meinungsäußerung zu tun hat, werden viele Studenten massiv an ihren Studien gehindert. Es wurden bereits zahlreiche Vorlesungen abgesagt, und es mussten vor allem – und das ist am bedenklichsten – schon Prüfungen abgesagt werden, und Studenten haben Angst und fragen sich, wann sie diese Prüfungen nachholen können. (Ruf bei den Freiheitlichen: Das ist ungeheuerlich!)

Meine Damen und Herren, ich frage Sie schon: Wie kommen denn diejenigen, die ordentlich und fleißig studieren wollen (Heiterkeit der Abgeordneten Jäger und Öllinger ), dazu, dass sie Prüfungen nicht ablegen können und so womöglich eine nicht unbeträchtliche Verzögerung in ihrem Studium hinnehmen müssen? (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Öllinger: Die "kleinen" Studenten meinen Sie?)  – Alle Studenten, Herr Kollege! (Abg. Öllinger: Die "kleinen" Studenten!) – Nein, alle Studenten! (Abg. Aumayr: ... Chaoten! ... Anarchisten! – Abg. Dr. Pumberger: ... frühzeitig ausgeschieden!)

Herr Öllinger, ich sage Ihnen schon eines: Die Freiheit des einen kann nur so weit gehen, wie sie nicht in die Freiheit des anderen eingreift. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Ich glaube, dass jeder österreichische Student die Freiheit und auch das Recht hat, ordentlich und zeitgerecht und anständig studieren zu können, auch wenn Sie das polemisch in Frage stellen möchten. (Abg. Öllinger: Wissen Sie, von wem das Zitat ist? – Abg. Dr. Martin Graf: Kollege Öllinger! Damals war noch keine Massen-Universität, und er hat das Studium auch abgebrochen!)

Meine Damen und Herren von den Oppositionsparteien! Ich vermisse hier – und das möchte ich ganz deutlich zum Ausdruck bringen – eine ganz klare Distanzierung von Ihrer Seite zu diesen Vorgängen. Ich fordere Sie dazu auf, Ihre Möglichkeiten auch wahrzunehmen, damit diese chaotische Besetzung des Audimax beendet werden kann! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich kann mich des Verdachtes nicht erwehren, dass Sie dazu sehr wohl in der Lage wären, würden Sie sich nur ausreichend davon distanzieren. Ich bitte Sie – und ich bitte Sie ehrlich –, dies im Interesse der Studenten zu tun. (Präsident Dr. Fischer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Gerade Sie – damit wende ich mich an die Kollegen und Kolleginnen von der sozialdemokratischen Fraktion – wären eigentlich besonders verpflichtet, dazu beizutragen, dass alles zu einer Verbesserung der Studienbedingungen getan wird. Denn es waren nicht zuletzt Versäumnisse einer SPÖ-dominierten Bildungspolitik, vor allem auch einer Bildungspolitik unter der Ägide von Herrn Wissenschaftsminister a. D., Herrn Ex-Wissenschaftsminister Einem – der leider dieser Debatte im Moment nicht zuhören kann –, die zu der jetzigen Situation der MassenUniversität mit dem akuten Platz- und Personalmangel geführt haben. Und es ist nicht zuletzt das Ergebnis einer SPÖ-Bildungspolitik, dass ein Studieren in der Mindeststudienzeit beinahe unmöglich geworden ist.

Das Schlimmste am Faktum der Massen-Uni ist aber, dass sich der Massenzulauf unzweifelhaft negativ auf das Niveau der Ausbildung auswirkt. Das bedeutet gerade in Zeiten der Globalisierung und des zunehmenden internationalen Wettbewerbs eine Bedrohung der Berufschan


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